Breitrachen, laut und zirpend

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African Broadbill Male / Schwarzscheitel Breitrachen Männlich

Was ist das denn, ein Breitrachen? Klingt wie ein Dino, aber es handelt sich um einen winzigen Vogel, der, zugegeben, einen breiteren Schnabel hat, wenn auch klein, im Verhältnis zur Kopfgröße.


Die folgende Theorie wird von vielen als bestätigt angesehen, jedoch möchten renommierte Ornithologen wie Ian Sinclair diese aufgrund eigener Beobachtungen und Forschungen vorerst anzweifeln oder zumindest als theoretisch belassen:
P6 und P7 – jetzt weiß jeder Bescheid, oder? Sie sind der Grund. Ich sehe sie vor mir, denn ich habe mit ihnen zu tun … Die Ornithologen gehen selbstverständlich davon aus, dass jeder normale Mensch wissen muss, dass die primären Federn, also die Flugfedern bzw. Handschwingen, als P1 bis P10 benannt werden. Das P kommt sicherlich aus dem Englischen: „Primary“… glaub ich.

Fluegelp6und7

Mit über 1000 Schwingungen pro Sekunde, übrigens, flattert das Breitrachen-Männchen los und fliegt eine Schleife, mal klein, mal groß, mal mit Hüpfer vorneweg, mal mit kleinem Anlauf, mal mit einer kleinen Verneigung vorher. Wie gesagt, erzeugen zwei der Federn dieses extrem laute, durchdringende Zwirren, das in wunderbarer Manier durch die fast noch intakten Wälder Afrikas hallt.

Es war noch recht dunkel, da hörten wir es schon, und mein Blutdruck schoss in die Höhe. Der Schwarzscheitel-Breitrachen schmückt sich mit einem großartigen Namen, obwohl dieser kleine, wirklich kleine Vogel äußerst unmöglich im Unterholz zu sehen ist. Würde der Zaunkönig still sitzen, würde den auch keiner sehen, denke ich.

Chéni und Travis, die Eigentümer der Caprivi River Lodge, gingen kamerabewaffnet voraus, wir im Schlepptau. Bei dem Licht gingen mir ISO-Zahlen, Körnung und Bildrauschen durch den Kopf. Geht die Sonne auch auf, bleibt es trotzdem schattig.

Dieses Rufen des Breitrachens verändert alles! Man vergisst die Welt und ist einfach nur noch verwundert. Da der Breitrachen etwas Theaterbühne braucht, setzt er sich gern auf offene Äste im Unterholz. Und da er bei seinem – nur das Männchen balzt – Kunstflug einen weißen Wattebausch am Rücken zeigt, kann man ihn dann doch entdecken. Einen solchen Vogel zu sehen, ist wie einen Edelstein im Sand zu finden. Eine Freude und Begeisterung macht sich verbindlich breit in unserer Gruppe, und jeder hier weiß, das ist special, mega special!

Nach der vierten Findung – ja, man muss immer wieder weiter und zurück und wieder hin, über Stock, größeren Stock, Stamm und kratzenden Strauch, Brille hochdrücken, Schweiß abwischen … wieder Brille hochdrücken, Hut aufheben, weil der Dornbusch diesen abgestreift hat – sahen wir sie: die Dame des Hauses. Sie saß unbekümmert und schaute sich das Theater des lauten Breitrachens an. Sehr verliebt sah die nicht aus, aber er gab nicht auf, und ich konnte inzwischen sogar filmen.
Neben mir klapperten die Auslöser, und ich fragte mich, warum keiner die „Silent“-Einstellung nutzt … aber egal, den Vogel scheint es nicht zu stören, und wir hatten – jetzt kommt’s mal wieder – einen ornithologischen Orgasmus.

Über uns fühlte sich ein Braunkopf-Tropfenvogel – heute ist der Tag der ulkigen Namen – sehr vernachlässigt und sang und sang. Man sollte erwähnen, dass auch dieser wohl, wie auch der Breitrachen und die Leafloves (that’s another story), die einzigen „gesehenen“ ihrer Art in Namibia sind und damit ein Supermagnet für Birder.

Diese Sichtungen sind und bleiben reiner Zufall, und meine Dankbarkeit, diese so erleben zu dürfen, ist grenzenlos!

Zuletzt aktualisiert am 3. Dezember 2024 durch Albert Voigts von Schütz

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