Erdferkel, kein Schwein!

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Aardvark Erdferkel Nomtsas 20182

Die Farm zu verlassen, ist immer ein kleines bisschen wie sterben. Unser Leben im Tourismus, also „auf pad“ zu sein und die Tatsache, dass die Kinder nicht auf dem Land zur Schule gehen können, grenzt unsere Aufenthalte in unserem so genannten „Happy Place“ sehr ein.

Zugegeben, es ist lang her, aber die Geschichte des Erdferkels sollte doch erzählt werden. Lange bevor die „Natur zu erleben“ oder „Vögel zu beobachten“ oder mit just dem „Natur-fotografischem Ziel vor Augen ins Feld zu gehen“ modern wurde, streifte ich schon auf der Suche nach dem eigenen Ich und dem Sinn des Lebens als Jugendlicher durch unsere Farm.
Ich erinnere mich noch, die Existenz Gottes geglaubt entdeckt zu haben indem mir das rasante Wachstum eines Grashalms auffiel, oder aber die Seele einer Elenantilope, da sie mich, ich bildete mir irgendwas sinnliches ein, nur anstarrte und nicht weglief. Heute lacht man darüber, aber in einer gewissen Weise war es sicherlich gar nicht so albern wie es heute erscheint.

Mir kam leicht der Wind entgegen, denn ich lief absichtlich immer gegen den Wind, damit Tiere mich nicht wittern konnten und so stöberte ich ein werkelndes Erdferkel auf. Es grub und scharrte und grub in einer Geschwindigkeit solchen, dass man es selbst gesehen haben muss, um es überhaupt glauben zu können. Diese Tiere können graben! Wahnsinn… die tauchen regelrecht in die Erde ein!

Obwohl dieses Urtier, so sieht es zumindest aus, seine ganz eigene Art darstellt, in seiner ganz eigenen Gattung und Familie und sogar einzig in seiner Ordnung lebt, hat Gott, oder die Evolution, pick one, es wohl mit einer schweineähnlichen Schnauze versehen, welches es den Namen Erdferkel einbrachte.

Die taxonomisch nähesten Verwandten des Erdferkels finden sich in der Überordnung Afrotheria, zu der auch Elefanten, Schliefer, Seekühe und Rüsselspringer gehören… also nix mit Schwein!

Die „Schlappohren“ oder Afrikaaner diese sind übrigens weiße Menschen Afrikas holländischer Abstimmung aus anno dazumal, nennen dieses Tier „Aardvark“. Die Engländer übernahmen das Wort und rundet es einfach nur etwas ab, in dem sie das V etwas weicher aussprachen und das vark etwas arrogant klingen lassen, etwa wie aadwaak, und dann naturkundlich informiert wissend schauen, so geht das. Die Deutschen, hierzulande „Blockkoppe“ (wegen der kantigen Kopfform) genannt, haben einfach das Aardvark übersetzt in Erdferkel, easy.

Wusstet Ihr eigentlich, dass die Engländer „Rooinekke“ (Rothälse) oder „Soutpiele“ (das übersetze ich nun lieber nicht) genannt werden?

Erdferkel leben von Insekten, hauptsächlich Termiten und auch Ameisen, welche sie gut hören und riechen und dann mit wenig Mühe schnell ausgraben und mit der langen klebrigen Zunge auflecken.

Als ich meinem Vater begeistert von der Entdeckung erzählte, und wie fantastisch sie war, schaute er nur betrübt und sagte: „Schade.“ Mein Vater hatte eine tiefgründige Verbindung zur Natur – immer völlig egal, wie das alles mit wissenschaftlichen Namen hieß oder was sonst so an intellektuellem Gerede dazu existierte. Aber er kannte die Zusammenhänge – und er lebte sie, weil er sich in die Tiere einfühlen konnte.

Flog eine ungewöhnliche Ludwigstrappe auf statt einer üblichen Riesentrappe, wusste er zwar oft nicht gleich den Namen, erkannte aber sofort, dass diese etwas kleineren Trappen mit den etwas weisseren Flugfedern jetzt um diese Jahreszeit einfliegen – da sie in der Wüste wohl nichts mehr zu fressen finden. Wo ich fleissig lateinische Grasnamen büffelte, wusste er, was den Tieren schmeckt und was nicht, was „fett machte“ und was „ein schlechtes Gras“ ist, aus der Perspektive eines Grasfressers natürlich.

„Warum denn schade, Papa? Weißt du, wie geil diese Beobachtung war?“
„Ja“, meinte er nur traurig. „Nur: Erdferkel sind nachtaktiv. Und wenn sie schon am Tage graben müssen, dann sind sie hungrig und finden nichts mehr. Stell dir mal vor, du hast so einen Hunger, dass du nicht schlafen kannst – so fühlt sich das Erdferkel jetzt.“

Schwierig zu sagen, was mir heute wichtiger war:
Das Erdferkel bei Tage zu sehen und fotografieren zu können – der Traum eines jeden Naturfotografen –
oder aber diese wertvollen Lehren und Gedankenanstöße, die mein Vater mir beigebracht hat.
Ich glaube, Letzteres trifft.

Taxonomie des Erdferkels

  • Deutscher Name: Erdferkel
  • Wissenschaftlicher Name: Orycteropus afer
  • Ordnung: Tubulidentata (Röhrenzähner) – eine eigene Ordnung, die nur das Erdferkel umfasst. Statt Schmelz besitzen die Zähne röhrenartige Strukturen aus Dentin – daher der Name der Ordnung Tubulidentata
  • Familie: Orycteropodidae
  • Gattung: Orycteropus
  • Art: Orycteropus afer

Das Erdferkel ist damit ein echtes taxonomisches Unikat. Es gibt keine nahen lebenden Verwandten, aber es gehört zur Überordnung Afrotheria, zu der auch Elefanten, Schliefer, Seekühe und Rüsselspringer gehören.

Zuletzt aktualisiert am 2. Mai 2025 durch Albert Voigts von Schütz

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