Hofer Naturfotografie
- Home
- Über uns
- Reiseberichte
- Hofer Naturfotografie Nov. 2024
Individualreise als Kleingruppe mit 8 Personen – November 2024
Unbezwungen, mit viel Vorfreude und großem Vertrauen ins Reiseunternehmen zu starten,
ist immer eine gute Idee.
Reisebericht von Albert Voigts von Schütz
Unbezwungen, mit viel Vorfreude und großem Vertrauen ins Reiseunternehmen zu starten, ist immer eine gute Idee. Diesmal wurde ich gebeten, eine Reise mit vielen Tierbeobachtungen und guten Unterkünften zusammenzustellen. Tiere sollten im Mittelpunkt stehen, am besten die Big Five – oder besser gesagt die Big Six, wie man heute weiß. Dazu auch seltene Vogelarten, die sich gut für die Fotografie eignen.
Da das Frühstück im Flieger wohl nicht gerade begeisterte, habe ich mit der Gruppe erst einmal das Wilde Eend Restaurant in Windhoek angesteuert. Dort gab es frisch gepresste Fruchtsäfte und ein herrliches Frühstück. Meine Wahl der Cafés richtet sich übrigens stark nach der Qualität des Kaffees – eine Entscheidung, die meine Gäste auf der weiteren Reise noch zu schätzen lernen sollten.
Otjiwa bedeutet wohl so viel wie „schöner Platz“. Und das ist er tatsächlich! Die Otjiwa Lodge beeindruckt mit einer Fülle von Wildtieren, die direkt auf dem wunderschönen Lodge-Gelände an die angrenzende Wasserstelle kommen. Doch die bevorstehende Nashornpirsch sollte meine Gäste noch mehr überraschen, als sie sich vorstellen konnten …
Gesittet in Reihe und Glied folgten wir dem lokalen Ranger. Unterwegs begegneten wir zahlreichen Antilopen, kamen Giraffen beeindruckend nah und standen plötzlich einer Nashornkuh mit ihrem frisch geborenen Kalb gegenüber. Man muss dazu sagen: Nashornkälber sehen neben ihren wuchtigen Müttern ein bisschen aus wie kleine Warzenschweine.
Auf dem Weg zu einer Wasserstelle wurden wir dann Zeugen einer regelrechten Nashorninvasion. Nach und nach traten insgesamt 13 Nashörner aus dem Busch hervor und näherten sich uns bis auf Tuchfühlung. Unser Ranger wich zwar ein paar Schritte zurück, bewahrte aber die Ruhe und beruhigte auch uns schnell. So konnten wir diese beeindruckenden Tiere aus nächster Nähe bestaunen – ein Erlebnis, das den Gästen noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Die gigantischen Termitenhügel der Fungus-Termite verdienten eine eigene Audienz. Wir sprachen ausführlich über das Leben und Wirken dieser faszinierenden Insekten, die die Lebensgrundlage für zahlreiche Tiere und Pflanzen in Namibia bilden. Wusstest du, dass diese Termiten ihre eigenen Fungus-Gärten anbauen und sich ausschließlich von totem Holz ernähren? Eine nützliche Spezies, die wahrlich bewundernswert ist.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Okonjima Lodge, obwohl gehoben, überzeugte sofort, als wir den hervorragenden Kaffee aus den zwei Jura-Maschinen probieren durften, die den Gästen frei zur Verfügung stehen. Dazu gab es echt namibische Gin Tonic aus der Distillerie der inzwischen weltbekannten Sandy le Roux – ein Hochgenuss. Gut gestärkt brachen wir zu einer lokal geführten Pirschfahrt in einem offenem Jeep auf. Wer kann schon von sich behaupten, bei einer Safari in Afrika gleichzeitig paarende Giraffen und Leoparden beim intensiven Liebesspiel beobachtet zu haben? Leoparden paaren sich über Tage hinweg, alle 15 Minuten erneut – begleitet von einem lauten, aggressiv klingenden Grollen und theatralischem Biss, das die Szene abschließt.
Am nächsten Morgen gab es eine weitere Pirschfahrt mit Leopardenbeobachtung. Zwar nicht ganz so spektakulär wie am Vortag, doch als plötzlich zwei braune Hyänen gesichtet wurden, war allen klar, welch unglaubliches Glück wir hatten. Auch die kleineren Highlights der Vogelwelt blieben nicht unbeachtet: Verschiedene Tokos, Rüppellpapageien, Rostkehl-Eremomelas, Sichelhopfe und Weißbrauen-Weber gaben uns kurze Audienzen. Besonders hervorzuheben war jedoch ein seltener Baumpieper, der sich im Garten aufhielt – ein absoluter Grund zum Feiern!
Ein weiteres faszinierendes Erlebnis bot eine Schabrackenschakal-Mutter mit ihren Welpen. Wir beobachteten, wie sie Futter heimbrachte, es erbrach und die Jungen es ihr gierig aus dem Maul fraßen. Ich erklärte den Gästen die “vier Problemtiere” Namibias: Schabrackenschakal, Bärenpavian, Klippschliefer und Wüstenluchs. Es war für viele schwer vorstellbar, dass diese faszinierenden Tiere auch erhebliche Herausforderungen für die Farmer darstellen können.
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: Namibia besteht zu etwa 44 % aus Farmland – das sind rund 6400 Farmen, die etwa 23 % der Arbeitsplätze stellen und ca. 70% der Bevölkerung damit „unterhalten“. Kommunalgebiete machen 38 % der Landesfläche aus, der Rest sind staatliche Nationalparks und Stadtgebiete. Dieses Zusammenspiel von Landwirtschaft, Naturschutz und Nachhaltigkeit führte zu angeregten Diskussionen, die unsere Gruppe sehr bereicherten.
Unsere nächste Unterkunft war die edle Oberland Lodge am südlichen Rand des Etosha-Nationalparks. Der “Wow-Effekt” bei der Ankunft war garantiert: Mopane-Bäume umrahmen das Gelände, in deren Blättern Fitis und Gelbspötter umherschwirrten, während Nacktwangen-Drosselhäherlinge lautstark meckerten. Am Wasserloch teilten sich Breitmaulnashörner, Springböcke, Kudus und Streifengnus das kühle Nass. Über allem thronte ein Paar Akazienadler, das aufmerksam das Treiben beobachtete. Es wurden Cocktails gereicht, große Freude in vielen Gesichtern, diesmal mit Blaubeeren serviert, und ein atemberaubender Sonnenuntergang – was will man mehr?
Im Etosha-Nationalpark erwarteten uns Löwen in Hülle und Fülle: Zwölf Tiere, darunter Mütter mit Jungen, kamen aus dem Busch und zogen in Richtung Wasserloch. Ich positionierte das Fahrzeug so, dass die Löwen frontal auf uns zukamen – perfekt für spektakuläre Fotos. Unsere Gäste nutzten die Gelegenheit ausgiebig und schossen begeistert Bilder aus dem aufgestellten Dachfenster.
Ein wichtiges Thema waren hier auch die Steppenzebras, insbesondere die im Etosha-Nationalpark lebende Unterart Equus quagga burchellii. Diese zeichnet sich durch sehr helle Beine und eine ausgeprägte Schattenstreifung aus. Später auf der Reise, im Nordosten Namibias, sollte dies mit der Unterart Equus quagga chapmanii verglichen werden, die kaum oder gar keine Schattenstreifen besitzt und stark gestreifte Beine aufweist.
Den westlichen Teil des Parks genossen wir besonders, da die Tierbeobachtungen dort so reichhaltig waren. Die Fahrt über die holprigen Schotterpisten des zentralen Teils war zwar weniger erfreulich, doch an der Wasserstelle Goas wurden wir für unsere Mühen belohnt: Eine Schafstelze, ein seltener Irrgast, zog unsere Aufmerksamkeit auf sich. Ebenso zeigte sich ein Rotbackensänger, der typisch in den “Fishbohnen” (Mundulea sericea) lebt – einer Pflanze, die früher zum Fischfang genutzt wurde, indem man Gewässer damit vergiftete.
Ein weiteres Highlight war ein Gepard, dessen Verhalten darauf hinwies, dass er sich nicht so bald bewegen würde. Entdeckt hatte ich diesen nur, weil eine Herde Gemsböcke Oryx Gazella, gespannt in eine weit entfernte Senke blickten. Wir nutzten die Zeit, um einen kleinen Abstecher zu machen und wurden mit der Sichtung eines prächtigen Mähnenlöwen belohnt. Als wir später zurückkehrten, konnten wir den Geparden immer noch gut beobachten, während er im Schatten eines Baums ruhte, jedoch auf der anderen Strassenseite – wir hatten den Walkover verpasst! Obwohl ich mich zunächst ärgerte, nicht geduldiger gewesen zu sein, stellte Urs treffend fest: Ohne den Umweg hätten wir den Löwen verpasst. Eine perfekte Mischung aus Planung und Glück, aber eher Glück 🙂
Auf der idyllischen Mushara Lodge war Entspannung angesagt. Nach Tagen voller aufregender Erlebnisse machte sich bei den Gästen die typische Eindrucksmüdigkeit bemerkbar, die ich oft bei solch intensiven Reisen beobachte. Von Schwarzgesicht-Drosselhäherling bis Rotschnabellerche wurden alle gesuchten Vogelarten gesichtet. Und als Krönung zeigte sich ein Leopardenweibchen, das sich elegant zwischen den inzwischen aufgestauten Fahrzeugen hindurchschlängelte. Dank meiner Positionierung konnten wir das Tier sowohl frontal als auch seitlich beobachten, als es an uns vorbeizog. Doch die Freude wurde durch das rücksichtlose Verhalten eines Wohnmobilbesitzers getrübt. Dieser rangierte seinen massiven Truck immer wieder hin und her, damit seine Begleiterin mit ihrem großen Objektiv den vermeintlich besten Winkel erwischte. Solche Fahrzeuge, insbesondere die Unterhemdenträger (wohlbemerkt ohne Oberhemd) welche sie bedienen, sollten meiner Meinung nach in Nationalparks verboten werden.
Da uns bald eine lange Fahrt in die nordöstliche Sambesi-Region bevorstand, nutzten wir den Nachmittag zur Erholung. Am Pool konnten wir einen Kronenducker beobachten – die einzige Antilope, die nachweislich auch Fleisch frisst. Über uns huschten ein Gelbbrust-Feinsänger und ein Paradiesschnäpper durch das Geäst der Tambuti-Bäume. Auf der Wiese vor uns grunzte eine Warzenschwein-Mutter genüsslich, während sie mit ihren frisch geworfenen Frischlingen den Rasen “mähte”.
Der Caprivi-Streifen, benannt nach Graf Leo von Caprivi und lange Zeit ein Kolonialrelikt, wird heute korrekt als Sambesi-Region bezeichnet. Nach einem kurzen Shopping-Stopp in Grootfontein machten wir uns auf die lange Fahrt zum Okavango – oder, wie er hier genannt wird, Kavango.
Nur wer den Weißrücken-Nachtreiher einmal gesehen hat, kann nachvollziehen, warum dieser Reiher wie ein kleines Kunstwerk erscheint – als wäre er in Gottes Schminktöpfchen gefallen. Ein äußerst seltener Vogel, der ganz oben auf den Wunschlisten vieler Vogelbeobachter steht. Während einer abendlichen Bootspirsch bewunderten wir nicht nur Krokodile und eine Nilpferd-Herde, sondern auch die farbenprächtigen Bienenfresser und eben jenen zauberhaften Reiher.
Am Ostufer des Kavango wurden wir Zeugen, wie sich eine Löwengruppe auf die nächtliche Jagd vorbereitete, während eine Elefantenherde am Wasser ihren Durst stillte. Im Mahango-Nationalpark war die Pirschfahrt leider nicht so ergiebig wie erwartet. Neben den üblichen Arten wie Chapman-Steppenzebras, Großkudus, Impalas, Lechwe-Moorantilopen und Rietböcken konnten wir zwar Büffel und Rappenantilopen sichten, doch blieben die erhofften Leierantilopen und Pferdeantilopen aus.
Am Nachmittag spürte ich – obwohl alle ein wenig entspannen wollten – eine gewisse Unruhe. Im Mahango-Park war nämlich eine gelbe Variante des Rotbauchwürgers entdeckt worden, früher bekannt als „Reichsvogel“ (aber das darf man ja heute nicht mehr sagen). Der Finder? Curt Ingo Sagell, der Besitzer und Superbirder der Caprivi Houseboat Safaris Lodge am Sambesi. Genau diesen Vogel wollte ich schon lange einmal fotografieren.
Suzi und Urs schlossen sich mir an, und wir versuchten unser Glück. Doch trotz Geduld und seeehr langen Atemzügen blieb uns das Prachtstück leider verborgen. Auf dem Rückweg allerdings erlebten wir etwas, das man nicht alle Tage sieht: Ein starker Platzregen füllte die Fahrspuren mit Wasser, und plötzlich kamen Schildkröten aus dem Gebüsch, um ihren Durst zu stillen. Es schien, als hätten diese Reptilien ein ganzes Jahr lang nicht getrunken – was für einen Durst sie gehabt haben müssen! Mit weit ausgestreckten Hälsen tranken sie und tranken und tranken. Dieses Bild, das so viel Erlösung ausdrückte, war einfach wunderbar mitzuerleben.
Auch Impalas im Regen zu beobachten, hat etwas Besonderes!
Sonni hatte sich so sehr gewünscht, die Popa-Fälle zu sehen. Ich wusste warum – Erinnerungen. Erinnerungen, die bei Nachfrage unweigerlich Tränen in ihre Augen trieben. Wir alle spürten diese gewisse Traurigkeit, die von der Abwesenheit einer großartigen Person herrührte. Und doch war da auch etwas Positives, ein stiller Trost, der uns alle begleitete. Aber über alles muss man nicht schreiben.
Schließlich fuhren wir nach Nxoabaxa (ich hoffe, das ist richtig geschrieben), was „White Sands“ bedeutet. Dort entsteht gerade ein großartiges Camp, das wir in Zukunft sicher öfter nutzen werden. Die Aussicht auf die Fälle – oder besser gesagt Stromschnellen – genossen wir bei Rock Shandy und Cappuccino.
Und dann geschah es: Ich stand an der Pinkelrinne und schaute aus dem Fenster. Direkt vor mir saß ein Levaillant’s Kuckuck mit einem großen Tagfalter im Schnabel! Ohne den Reißverschluss ordentlich hochzuziehen, sprintete ich aus dem Klo, griff zur Kamera und… das Viech flog im letzten Moment in den Wald. Sehr zum großen Gelächter der Gäste.
Felix, der Manager der Mahangu Lodge, überzeugte mich, eine Dinnercruise auf dem Kavango auszuprobieren – eine Aktivität, die ich eigentlich skeptisch betrachte. Doch ich muss zugeben, dass es ein voller Erfolg war. Bei exzellentem Essen und bestens abgestimmten Getränken war die Stimmung an Bord einfach großartig. Manchmal muss man sich eben auch von einer Partyfahrt überraschen lassen!
Fantastische Vögel sind seltene Vögel – es hat immer etwas Magisches, die ganz verborgenen Arten zu entdecken. Der schweißtreibende Marsch durch den dicken Sand der Miombo-Waldlandschaft der Kalahari begann mit der Suche nach einem Vogel, der nach seinem Lebensraum benannt ist: dem Miombowürger. In Angola, damals noch portugiesische Kolonie, soll dieser Vogel häufiger vorkommen. Dort erhielt er seinen Namen zu Ehren des portugiesischen Zoologen de Souza – der englische Name “Souza’s Shrike” verweist darauf. Für passionierte Birder ist er eine der begehrtesten Arten.
Wir waren früh unterwegs, und die frische Morgenluft wurde erfüllt vom lauten Ruf des Senegaltschagras und dem feinen Zirpen des Rotschwanzzistensängers. Schließlich entdeckten wir ein Weibchen und vermutlich auch einen Jungvogel des Miombowürgers. Mit diesem Erfolg im Gepäck setzten wir die Fahrt gen Osten fort, zum Kwando. Unterwegs noch ein Arnotschmätzer, die eindrucksvolle Spatelracke mit ihrem auffälligen, löffelartigen Stoß, die ersten knerzenden Zimtracken und – vor unserer Ankunft im einzigartigen Nambwa Tented Camp – die obligatorischen Grünkappen-Eremomelas.
Der erhöhte Walkway, der ins Hauptgebäude der Lodge führt, wirkte wie eine Offenbarung. Als ich wegen Koffersortierens verspätet zum Welcome-Talk eintraf, blickte mir die Gruppe zunächst wortlos entgegen. Kurz darauf kam Urs, der typisch schweizerisch ernst wirkte, auf mich zu. Er erzählte, seine Frau habe Tränen in den Augen. Für einen Moment dachte ich, sie sei unzufrieden und überlegte panisch, wie ich diesen Fehler ausbügeln könnte. Doch dann fügte er hinzu, dass diese Tränen aus reiner Freude über die Atmosphäre und das außergewöhnliche Wohnen hier entstanden seien. Das erleichterte mich ungemein, und die ausgelassene Stimmung der Gruppe ließ mich spüren: Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen.
Am Nachmittag stand eine Pirschfahrt auf dem Plan. Eigentlich hatten wir viele Elefanten am Horseshoe-Bend erwartet, mussten uns aber zunächst mit Pavianen und einer Büffelherde begnügen. Die Stimmung änderte sich schlagartig, als ein Sitatunga deutlich sichtbar wurde – eine seltene Antilope und absoluter „Special“. Später zeigte sich sogar ein Sitatunga-Bulle, ein echtes Geschenk des Himmels. Diese Tiere verstecken sich normalerweise tief im Ried, Schilf und Papyrus und werden oft nur als flüchtende Schatten wahrgenommen. Doch diesmal konnten wir ihn in voller Pracht bewundern.
Auf dem Rückweg, die Sonne fast am Untergehen, erlebten wir ein weiteres Highlight: Wildhunde, die direkt auf der Straße lagen. Die Euphorie im Fahrzeug war förmlich greifbar. Die Tiere, auch „Painted Dogs“ genannt, weil ihr Fell wie von einem Künstler bemalt wirkt, waren gerade dabei, die Reste eines Impalas zu fressen. Aus nächster Nähe konnten wir die komplexe Hierarchie des Rudels beobachten und fotografieren – ein absolut unvergessliches Erlebnis!
Am Abend sprach uns eine andere Touristin in der Lodge an und fragte nach unseren Sichtungen. Als das Thema auf die Wildhunde kam, drehte sie sich wortlos um und ging. Jagdneid – den gibt es offenbar nicht nur bei Jägern, sondern auch in der Tierfotografie.
Eine morgendliche Stimmung an einem Fluss in Afrika zu erleben, ist vermutlich das Nächste, was wir als paradiesisch bezeichnen können. Nach einem Frühstück – für mich reicht eigentlich immer ein Kaffee, allerdings nur, wenn er auch gut ist. Andernfalls wird Trostgefressen, und die Maikäfer-Reiseleiterfigur wird gefüttert: dicker Bauch, dünne Beine und immer am Krabbeln.
Wir stiegen dann auf das Boot der Lodge, gesteuert vom gemütlichen Beavon, der uns geschickt durch die inzwischen sehr flachen Gewässer des Kwando manövrierte. Der Vorteil eines Interesses an Vogelbeobachtung und Botanik ist, dass selbst eine extrem entspannte Bootsfahrt unglaublich faszinierend sein kann. So unterhielten wir uns über Weißbrauen-Uferschwalben, den imposanten Baum Syzygium cordatum (Waterberry) und darüber, wie lange Nilpferde – ganze sechs Minuten – unter Wasser bleiben können.
Herrlich entspannt – ein Foto davon ist in der Galerie zu sehen – stöberte ein Blaustirn-Blatthühnchen direkt vor zwei mittelgroßen Krokodilen nach Essbarem. Wir warteten nur darauf, dass eines der Krokodile einmal kurz zuschnappte und das Blatthühnchen zur Mahlzeit würde. Aber was wissen wir? Ich sage es euch: Gar nichts wissen wir. Das Blatthühnchen stolzierte weiterhin völlig entspannt neben und beinahe auf einem mörderischen Reptil, ohne auch nur den Hauch von Angst zu zeigen.
Der Nachmittagsbefehl war eindeutig: Sonja wollte Elefanten sehen! Also fuhren wir frühzeitig zum Horseshoe Bend, einer bogenförmigen Lagune des Kwando, wo Elefanten oft ihren Durst stillen. Am Vortag war eine Büffelherde laut und energiegeladen an uns vorbeigerauscht. Elefanten machen das anders: Sie sind auf leisen Sohlen unterwegs. Ich positionierte das Auto zwischen zwei Hauptfährten, jedoch hinter einem Baum, damit wir nicht im Weg stehen, falls eine Herde käme. Und genau so war es. Ich habe nicht gezählt, aber es waren wohl über 73 Elefanten, die recht leise, aber zügig und staubaufwirbelnd an uns vorbeizogen, um direkt ans oder ins Wasser zu gelangen. Einige durchquerten den Fluss fast komplett. Herrlich war es, die Kälber zu beobachten, wie sie spielten und planschten.
Da es ein heißer Tag war, kühlten die Elefanten zuerst ihre Ohren, indem sie sie nass machten und stark wedelten. Durch diese „Klimaanlage“ – immerhin fließen rund 7 Liter Blut pro Minute durch die Ohren – senkt sich die Bluttemperatur um 3 bis 4 Grad. Die Ohren machen etwa 20 % der Hautoberfläche aus und sind essenziell für die Thermoregulation dieser intelligenten Dickhäuter.
Ein solches Erlebnis war kaum zu übertreffen. Die Stimmung wurde gelöst, und ich konnte mich entspannen. Dabei erzählte ich von Bärenpavianen, die – extrem touristenfreundlich-frech – ein Theaterstück nach dem anderen aufführen, von den Hufen der Moorantilopen und vielem mehr.
Am Abend beim Dinner dann Emotionen. So ist es immer. Afrika hält jedem einen Spiegel vor und zwingt die Gedanken auf den Boden der Realität. Ohne es zu wollen, driftet man in Gedanken ab und vermisst Menschen, die man gar nicht kennt. Hat man jedoch kürzlich einen Partner oder ein Familienmitglied verloren, können solche Momente auf einer Safari die Gefühle überwältigen und heftig schmerzen.
Ein Stop im Green Basket Café war Pflicht. Während Kleinelsterchen und Senegalamaranten im Vogelbad planschten, genossen wir den herrlichen Cappuccino der namibischen Eigenmarke Two Beards Coffee Roasters. Eigentlich wollten die Damen geflochtene Körbe aus Palmenblättern kaufen – so als Begleiter zum Pilzesammeln. Leider war nichts Passendes dabei.
Der Schwarzscheitel-Breitrachen ist eine Neuentdeckung von Chéni und Travis Langley, die die Caprivi River Lodge führen. Ich denke, diese Lodge hätte den Gartenpreis des Jahres verdient, und in ihrer Küche steht ein wahres Juwel von Mensch – das schmeckt man bei jeder Mahlzeit. Vor etwa zwei Wochen hörten Chéni und Travis frühmorgens ein unbekanntes, lautes Trillern. Der kleine Vogel trägt seinen Namen zu Recht: Er trillert nicht nur unglaublich laut, sondern hüpft wie ein Gummiball auf einem Ast, bevor er eine kleine Minischleife fliegt, die fast purzelbaumvortäuschend wirkt, um genau an derselben Stelle wieder zu landen. Wird man Zeuge dieses Balzflugs, vergehen sämtliche Gedanken, und man wird in den Bann dieses Schauspiels gezogen – so sehr, dass man es immer und immer wieder sehen möchte.
Wir hatten schon Angst, diese Show terminlich zu verpassen, aber es wurde besser, viel besser. Wochenlang war nur das Männchen gesichtet worden – eine Sensation in den Birding-Medien. Um 5:30 Uhr schlichen wir uns schließlich in den letzten noch verschonten Wald. Auch hier wird von den Einheimischen systematisch gerodet, bis zum gnadenlosen Verrecken aller, die von und mit der Natur leben – Afrika.
Plötzlich ertönte dieses laute Trillern, und bald deutete Travis auf das kleine Juwel! Nach zwei, drei Anläufen – der Vogel fliegt immer wieder zu einem neuen Thron – wurde Chéni plötzlich laut und happy aufgeregt: Das Weibchen war angekommen und hatte sich entschieden!
Am nächsten Tag schon hörte das Trillern auf, und wir hoffen nun alle auf Nachwuchs. Über uns rief lautstark der Braunkopf-Tropfenvogel – auch ein superspezialer Vogel.
Ja, wie kann man dieses Gebiet schützen? Das ist die große Frage, die uns bei Kaffee und Bier beschäftigte. Viele Diskussionen, viel Verständnis, viel Wut, viele Pläne – und doch bleibt alles offen.
Im Radio hörten wir schließlich, dass auf dem G20-Gipfel beschlossen wurde, die Erderwärmung auf 1,5° zu begrenzen. Sind wir dadurch zivilisierter? Sind wir anders? Wir Menschen bleiben wohl hoffnungslos uns selbst ausgeliefert.
Der Grenzübertritt nach Botswana und dann wieder zurück nach Namibia, um auf die Kasika Floodplain zu gelangen, verlief problemlos. Peter und Esther Visagie von der Zovu Lodge holten uns ab. Wir ließen uns den frischen Fahrtwind auf dem breiten Chobe durch die Haare wehen und genossen dabei – wie könnte es anders sein – einen Gin Tonic als Welcome Drink.
Die Bootsfahrten sind eine wahre Pirschfahrt. Der Chobe ist unglaublich tierreich. Wer in den Caprivi-Streifen reist und nicht mindestens zwei Tage auf dem Chobe verbringt, hat definitiv falsch geplant. Wie immer sahen wir Hunderte Elefanten, Büffel, Nilpferde, Impalas und Grasantilopen. Die Vogelwelt ist schier endlos. Vom Boot aus kann man schöpfenden Tieren extrem nahekommen – ein Paradies für Tierfotografen. Solche Momente gehören zweifellos zu den Top-10-Wildlife-Erlebnissen Afrikas.
Gigantische Krokodile, bis zu vier Meter lang, lagen träge am Ufer. Die Boote schienen ihnen völlig „scheißegal“ – sie wissen um ihre Macht und Kraft. Diese urzeitlichen Reptilien haben sich in den letzten 200 Millionen Jahren kaum verändert. Sie sind perfekt angepasst mit ihrem Vierkammerherz, ihrer raffinierten Jagdmethode und sogar einem knöchernen Augenlid.
Madenhacker – sowohl die mit Gelb- als auch die mit Rotschnabel – hockten auf Büffeln und Giraffen, während Wassertriele laut riefen und der imposante Riesenfischer, Afrikas größter Eisvogel, gute Fotomotive bot. Wie immer schwammen Elefanten durch den Fluss oder badeten spektakulär nah am Boot – weitwinkelverdächtig.
Ein früher Start um 5 Uhr brachte mich auf die Impalila-Insel, wo ich mit einem lokalen Guide die Vogelwelt für unsere Birding-Touren testete. Die Ausbeute war ergiebig: Neben drei Amethystrennvögeln konnte ich genau 78 weitere Arten verzeichnen. Einfach lovely! Jetzt weiß ich genau, was ich meinen Birdern zusätzlich anbieten kann … bis mir das in den nächsten 30 Jahren wieder jeder nachmacht. Es wird langsam eng. Der „Supermarkttourismus“ schläft nicht, und die Großen drängen sich zunehmend in unsere Nischenmärkte. Die „Sklaverei“ in Afrika hat nicht aufgehört – sie hat nur eine neue Form angenommen. Vielleicht sollte ich in die Politik wechseln, um meine Mitbürger zu schützen (Scherz).
Löwen und Leoparden sind am Ufer des Chobe keine Seltenheit. Obwohl die Gruppe bereits „Löwensatt“ war, ließ sich die weibliche Fraktion nicht davon abhalten, unzählige Fotos zu machen – von der Löwin an der Elephant Bay bis zum prächtigen Mähnenlöwen bei der Savannah Crossing. Die Szenerie wurde schließlich von einer kitschig-schönen Kulisse abgerundet: Die Sonne versank hinter trinkenden Giraffen, während Madenhacker eifrig an ihren Hälsen werkelten. Romantischer wird es kaum!
Es gibt Unterkünfte, die sich wie Heimat anfühlen. Die Zovu Elephant Lodge ist so ein Ort. Seit vielen Jahren kommen unsere Gäste hierher, und es ist immer wieder schön, das vertraute „our home is your home“-Gefühl zu erleben. Peter und Esther Visagie führen diese kleine, charmante Lodge mit viel persönlichem Engagement. Besonders schätze ich die Nähe zum pulsierenden Leben des Chobe – der ideale Ausgangspunkt für Abenteuer inmitten der Tierwelt.
Die Fahrt nach Victoria Falls in Zimbabwe verlief reibungslos. An der Grenze organisierte ich, natürlich gegen ein kleines Entgelt – „Schmiergeld“ darf man ja nicht mehr sagen – einen Fixer, der uns den Übergang in dieses Land ermöglichte, das einst das reichste Afrikas war. Zimbabwe hat seinen ganz eigenen Charme. Die Menschen sind offen, freundlich, hilfsbereit und, wie eine Dame aus der Gruppe bemerkte, „deutlich schneller“.
In Vic Falls übernachteten wir in der Nkosi Lodge. Meiner Meinung nach das schönste Gästehaus der Stadt: klein, fein und – yep, you got it – phantastischen Cappuccino! Zwar liegt es etwas abseits der Wasserfälle, doch der Charme und die Ruhe machen das mehr als wett.
Nachmittags zogen wir los, um auf dem Markt „neue Freunde“ zu finden – denn wer hört nicht gern den Satz: „You are my friend, I give you good price“?
Zum Dinner ging es ins Look-out Café, direkt an der beeindruckenden Batoka-Schlucht. Dort genossen wir den Ausblick und für die Abenteuerlustigen unter uns gab es sogar Krokodil auf der Speisekarte.
Am nächsten Morgen stand das obligatorische Wasserfall-Programm an. Während ich vom Rotgesicht-Zistensänger und Braunrücken-Honiganzeiger begeistert war, hatten die meisten mehr Freude an der Landschaft, den tosenden Wasserfällen und den Trompeterhornvögeln, Schalowturakos sowie Streifenkopf-Heckensängern. Ein Highlight am gegenüberliegenden Felsufer war die Aloe chabaudii (Dwala Aloe) auf dem Dolerit – leider nicht blühend, aber dennoch wunderschön im Licht. Zum berühmten Big Tree, einem riesigen Affenbrotbaum, fuhren wir auch. Doch nachdem wir die Selfie-Massen aus der Ferne sahen, entschieden wir uns weiterzufahren – wir machen schließlich keine Selfies, uns will ja ohnehin keiner mehr sehen. 😊
Am Abend warnte ich die Gruppe vor einem Besuch im „The Boma – Dinner & Drum Show“. Ich beschrieb es als eine laute Touristenattraktion mit viel Trommeln und Tanzen. Doch Gracia funkelte mich an und meinte: „Aber da ist doch Action, oder?“ Ich: „Ja.“ Die Gruppe: „Wir machen das!“
Und so fanden wir uns inmitten eines fröhlichen Getöses wieder. Als ich schließlich Hüften schwingen sah, die wohl seit Jahren keinen Rhythmus mehr gespürt hatten – meine eigene deutsche Steif-Hüfte eingeschlossen – war der Abend gerettet. Am Ende wollten sogar alle die berühmten Mopanewürmer probieren und stolz ihr Zertifikat dafür mitnehmen. Ein rundum gelungener Abend voller Lachen, Musik und Abenteuer!
Über den Abschied am nächsten Tag verliere ich nicht viele Worte… immer doof so etwas, aber es war eine gute Zeit, eben mehr als nur eine Reise!
PS: Diese Reiseroute basiert auf unserem Wildlife Big Five Safari-Angebot. Gerne können Sie jedoch auch eine maßgeschneiderte Safari anfordern, die speziell für Sie und Ihre Gruppe gestaltet wird!