ANGOLA

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eine  Reise in das unbekannte Land

Im Juni 2024 reiste ich allein für 3 Wochen durch Angola... kann ich es anbieten?

Ein Reisebericht von Albert Voigts von Schütz


Gründe für diese Reise:

  • Ornithologisches Interesse an neuen Arten und Endemiten
  • Nachempfinden der historischen Bedeutung von York von Schütz‘ Aufenthalt
  • Untersuchung für Leaflove Safari, ob Angola bereit ist für Safaritourismus, und ob Qualität und Sicherheit einer Reise gewährleistet werden können.

Hier finden Sie die Bilder dieser Reise:

Trip Report auf Ebird ansehen

Sie hat es ihm, glaube ich, nie verziehen, aber rumsitzen und nichts tun… das war für York von Schütz keine Option. Was hätte er jedoch tun sollen, wo er doch jeden Tag unsicher auf das Polizeiauto wartete. „Wenn die zu zweit kommen, holen die dich ab“, er wurde ja bereits vorgewarnt. Otto wurde bereits abgeholt und saß wahrscheinlich schon aussichtslos in Andalusien im Internierungslager. Die Freiheit war York in den Charakter geschrieben und er wollte nicht tatenlos zusehen, wie die Welt vergeht, Deutschland womöglich den Krieg verliert, aber seine Frau Ursula hatte bereits drei Töchter und war wieder schwanger. Trotzdem ging er! Via Angola auf ein Schiff und dann in den Krieg. Hitler war ihm egal, aber tatenlos zusehen wollte er ganz sicher nicht!

Hätte York gewusst, was in Deutschland wirklich los war, wie menschenverachtend die Nazis ihr krankes Ideal verfolgten, hätte er sicherlich andere Gedankenwege eingeschlagen, das ist sicher.Schotterpisten Mit Einheimischen In Angola
Sie liebte ihn dennoch, denn die Old Lady, wie er sie immer nannte, genoss ein gerechtes, geliebtes und faires Leben mit diesem aufrechten Mann, der nie in geschlossenen Räumen schlafen konnte und in seinem Leben kein einziges Mal betrunken war.

Mein Großvater wurde in Angola gefangen genommen und zwei Jahre auf einer Kaffeeplantage „gehalten“. Später sollte es ihn immer wieder in „das schönste Land Afrikas“ ziehen. Seine Schilderungen fingen bei riesengroßen Mantas in kristallklarem Wasser, umringt von paradiesischen Inseln, an und reichten bis zu tierreichen Wäldern, wo er die Rotbüffel, dort „Capassa“ genannt, jagen konnte. Er wurde selbst von einem solchen Büffel attackiert und in den Boden gerammt… diese Erzählung würde hier jedoch den Rahmen sprengen.

Auf seinem Fußmarsch durch das Ovamboland gen Angola hörte York ständig das ankündigende Trommeln der verschiedenen Bambusstämme, sehr verdächtig, ein weißer Mann ohne Träger. Seinen treuen Packesel musste er zurücklassen, da dieser für die Löwen dann doch zu interessant wurde.
Verkäufer Von Zuckerrohr Am Wegesrand In Angola

Meine eigene Fahrt durch das Ovamboland gen Angola, ich wollte gern sehen, wo mein Großvater ging, gefangen war und später gern wieder hinfuhr, zeigt ein anderes Bild. Aus dem Trommeln ist laute Discomusik verschiedenster Shebeens, lokaler Kneipen in Blechhütten oder bunt bemalten Wänden, geworden, welche den Straßenrand der belebten Dörfer säumten. Ein schwarzes Hausschwein lief lebensmüde vor mir über die Straße, das erste von gefühlt Hunderten auf dieser Reise. Esel und Rinder schienen sich auf dem Asphalt wohler zu fühlen als im dicken Sand und Makalanipalmen wurden nun von zahlreichen Blechhütten und einfachen Behausungen umsäumt; traditionelle Hütten sind nicht mehr zeitgemäß. Die Luft roch teilweise immer noch nach dem beliebten rauchigen Afrika und es lag erstaunlich wenig Müll am Wegesrand, teilweise.
Mich stach, auf der Palmeiras Lodge, eine Mücke in den Hinterarm und ich verrenkte mir auf der Matratze, welche eher einer modernen Hängematte glich, den Rücken. Was mein Großvater wohl damals gar nicht wahrgenommen hätte, führt bei mir, als modernes Weichei, zu schlaflosen Nächten.

Da Angola viele Jahre im Bürgerkrieg versunken war und das Land als „landminen-verseucht“ galt, ist eine Reise dorthin noch ein Risiko? Ich frage mich, ob die Hemmschwelle zur Gewalt, zum Tod, zum Mitgefühl doch noch zu tief gesetzt ist?

An der Grenze erwartete Andrew mich schon, er wird als „Fixer“ bezeichnet, und half mir mit der Bürokratie. Es war sehr früh und die Grenze komplett menschenleer. Trotzdem dauerte es noch gute gefühlte drei Stunden, da der Beamte die Tastatur nicht bedienen konnte und das Passwort, welches sein Kollege telefonisch buchstabierte, nicht eingeben konnte… er fand das Hashtag nicht und wollte sich auch nicht helfen lassen. Schließlich kam der Kollege dann persönlich und nachdem die beiden sich kopfschüttelnd und lachend ein YouTube-Video angeschaut hatten, das Beamter Nr. 1 während der Wartezeit entdeckte, entschuldigte er sich zum 52. Mal bei mir und fertigte mich ab. Auf der Straße wurde dann noch Geld gewechselt und mir wurde klar, warum kein Angolaner jemals ein Portemonnaie besitzen kann… packenweise verstaute ich die Kwanza vorerst an „geheimen“ Stellen im Auto.

Ohnehin wurde ich schon beim Kauf eines Ford belächelt… man fährt in Afrika Toyota, Argumente dafür gibt es genug, ich wollte trotzdem mal besser sitzen und schneller, günstiger fahren… vielleicht klaut es dann auch keiner so schnell. Nach der Reise sollte ich jedoch zu berichten wissen, dass die Karre extrem gut gehalten hat, trotz Schlaglöchern, Dreck, Schlamm und sonstiger Vergewaltigung. Außerdem beschleunigt und bremst dieser Allrad wie ein Sportwagen, das muss man bei diesem Irr-Verkehr in Angola zu schätzen lernen!

Der erste Vogel Angolas war eine Kapkrähe! Gefolgt von zwei schmarotzenden Schildraben, welche es in Angola aber wirklich überall zuhauf gibt, denn da, wo der Mensch müllt, fühlen sich die Viecher krächzend wohl.2L9A6974 CR3
Wie in Uganda sind auch in Angola die Straßen mit kleinen Motorrädern förmlich überfüllt, allesamt mit Menschen, Gütern, Bananen und sogar Tieren meist überladen. Die Sicherheit ist gewährleistet, oder so hat man das Gefühl, indem man auf dem Motorrad permanent auf die Hupe drückt und mit Vollgas zielgerecht schlingernd dem Ziel entgegen prescht. Wird schon gut gehen… In der Zwischenzeit stellte ich fest, dass absolut gar keiner mehr auf das Gehupe reagiert, was aber nicht bedeutete, dass man es weniger tat.

Ich fragte mich auch, warum auf all diesen Gewässern neben der Straße keine Watt- oder Wasservögel zu beobachten sind. Als ich dann eine Gruppe Blue Waxbills beobachtete, in der Hoffnung auch Cinderellas zu sehen, ich nutze übrigens in diesem Bericht die englische Nomenklatur (Ihr Birder wisst warum), und ein kleiner Junge stolz an mir vorbeischlich, um einen Waxbill mit seiner Zwille ins Vogelparadies zu befördern, wusste ich Bescheid…
Leider muss ich feststellen, dass sich die Angst der Tierwelt vor „Enemy Nr. 1“, das wären wir Menschen, sehr bemerkbar macht und mir das Beobachten der Vogelwelt und selbst kleinerer Säuger wie Buschhörnchen sehr schwer fiel. Alles auf Abstand, alles ängstlich, dazu oft rauchige Luft, Gegenlicht in hoher Baumkrone, da kann selbst meine gute Canon R5 mit nagelneuem Originalobjektiv keine Leistung oder gar Freude bringen!
Nach Tundavala an den schönsten Ausblick Afrikas musste es unbedingt heute noch gehen.

In Reiseberichten wurde Lubango als namibia-typische Stadt beschrieben, und ich fuhr voller Vorfreude in das Gemenge. Wer diese Reiseberichte verfasste, war, glaube ich, noch nie in Namibia… hier war Chaos, in Namibia herrscht immer noch eine gewisse Restordnung, und ich brauchte eine gute Weile bis zur Unterkunft und weiter an das imposante „Escarpment“. Ehrlich gesagt verschlug mir die Aussicht den Atem, man, war das geil, wie die Erde hier unter mir verschwand und ich ins Endlose blicken durfte.
Auch die Bettelschar der dort wohl bettelstrategisch hausenden Himba, Kinder, Köter und Frauen, konnte mich nicht irritieren. Es war grandios, am mehrere hundert Meter tiefen „Gap“ zu stehen. Wailing Cisticola hüpften mit rotem Scheitel auf den Felsen, welche farbenprächtig mit Moos und Flechten bewachsen waren. Hier freute ich mich über einen lang ersehnten Vogel. Der Angola Cave-Chat zeigte sich reizend und wacker, mit erhobenem Sterz und melodischem Ruf. Ich war in Angola! Und das war echt schön!

Angola Cave Chat

Xenocopsychus ansorgei

An den Hängen blühten rot einige hängende Aloen, ich nehme an, dass die Aloe mendesii ist. Oberhalb standen wie kleine Palmen die Aloe scorpioides sehr dekorativ auf den verwitterten skulptur-verdächtigen Steinen.The Gap Tundavala Near Lubango

Über die Himba dachte ich dann philosophisch nach und wunderte mich, warum viele dieses Volk als stolz beschreiben. Ich kann dem nichts abgewinnen, da ein stolzes Volk nicht bettelt! Da gibt es für mich kein Wenn und Aber, meine Großeltern waren auch extrem arm, wohnten zeitweise sogar in einer Lehmhütte und hätten im Traum nicht um Almosen gebeten. Die Nacktheit wird auch innerhalb der namibischen Städte als traditional dress zur Schau getragen, natürlich nur von den Frauen. Ob dies ohne Tourismus auch der Fall wäre? Senden wir hier die falschen Signale?
In der tiefen Schlucht etwas südlicher des „Gap“ verharrte ich lange Zeit und staunte über hängende Aloen, dichte Wälder an Felshängen und den Ruf des Swierstra’s Spurfowl. Unbedingt wollte ich diese Hühner fotografieren, man muss sich ja auch etwas profilieren und anderen Birdern zeigen, was man kann und wer man denn sei, aber sie waren unerreichbar tief in den Hängen weit versteckt. Leider musste ich während dieser Reise klein eingestehen, dass ich als Birder hier echt zu knabbern hatte und dazu noch extrem viel zu lernen!
Die Feigenbäume der Lodge waren beleuchtet. So konnte ich ausführlich beobachten, wie die großen Fruchtfledermäuse wie rüttelnde Falken vor jeder Frucht „rüttelten“ und nun erst mal schauten, ob reif oder grün, lecker oder bitter. Die reifen Früchte wurden schon fast wie im Horrorfilm mit den Flügeln ummantelt und gefressen.
Hier soll erwähnt werden, dass der Fisch, eine Art Zackenbarsch mit dem Namen „Meru“, auf der Casper Lodge sehr zu empfehlen ist. Leider sind Großbildschirme in Angola scheinbar ein Aushängeschild für die Qualität einer Unterkunft oder eines Restaurants. Vielleicht lag es am Fußball, aber flüchten konnte ich vor dem lauten Geflimmer kaum, es war die absolute Pest, aber es schien nur mich, den difficult german, zu stören.
Sehr zum Amüsement der Frühaufsteher fuhr ich in die Einbahnstraßen Lubangos früh am Morgen auch noch falsch hinein. Zudem wurde ich nervös und fuhr dann auch noch links direkt einer ankommenden Verkehrstraube frontal zum Angriff entgegen. Es wurde gelacht, geschrien und ich sah außer weißen Zähnen in schwarzen Gesichtern unzählig viele wedelnde Arme… und drehte mitten auf der Highway um. Ein Polizist kam an, ich sah mich schon verhaftet, und fuhr teilnahmslos vorbei… so läuft das hier also, ok.
Leba PassDer Leba Pass… kommt dann irgendwann auf jede Postkarte!
Kilometerweit schlängelt sich die Straße tief in das südwestliche Angola. Am Aussichtspunkt sah ich die Sonne blutrot vorzeitig im rauchigen Dunst untergehen, derweil das Gerumpel, Getöse, Gehupe vom Pass, welcher einer gigantischen lebenden Straßenschlange glich, wallungsweise lauter und leiser wurde. Carp’s Tit, Brubru und der übliche Dark-capped Bulbul ließen sich gerade noch ablichten, für den Northern Fiscal und wieder einen Angola Cave-Chat war es dann zu dunkel.
Am nächsten Tag nahm ich mir genügend Zeit, den Pass selbst zu erleben, und fragte mich, wann die fehlende Leitplanke, hinter der es unmittelbar gefühlte 1000 Meter in die Tiefe ging, wohl ersetzt wird.
„Mangueiras“ nennt sich das Gebiet unterhalb des Passes.
Es gibt hier lokale Birding Guides und ich konnte den gesuchten „Nelson“ sogar ausfindig machen, auch wenn aus einem dann drei Guides wurden, welche eher von meiner Kenntnis als ich von der ihrigen profitieren konnten. Das war aber egal, denn die Kerle waren eine tolle Begleitung und sahen die Vögel einfach besser als ich und kannten sich logischerweise auf den zahlreichen „Tracks“ gut aus. Mir hat das echt Spaß gemacht, mit diesen wissensdurstigen Kerlen, auch wenn die kein Wort Englisch und ich kein Wort Portugiesisch verstanden, Zeit zu verbringen.
Die Unterhaltung kann man sich folgendermaßen vorstellen:
Die: „Oriooooole….“
Ich: „No! Shrike! Grey-headed Shrike!“
Dann das Buch, der Fingerzeig und das große Erleuchten.
Die: „Waxbill“
Ich: „I want Angola Waxbill“
Die: „Si, si, si Angola Waxbill“
Ich: „No, this is a Common Waxbill“
Dann das Buch, der Fingerzeig und das große Erleuchten.
Usw. usw.
Über Afrika liegt ab Juni ein rauchiger Schleier. Wenn Greta Thunberg wüsste wie Afrika brennt, wie achtlos in Afrika die Natur mit Füssen getreten und wieviel Kohlenstoff hier täglich durch Verbrennung und Vernichtung entsteht, würde sie wohl merken dass Freitag ein Tag zu wenig ist…
Als ich früh aus Lubango losfuhr, ging die Sonne wie ein glühend roter Ball direkt vor mir auf, versteckt in der rauchigen Schlechtigkeit des Menschen.
Im Gegenlicht entstand ein fantastisches Bild rennender Kinder, Hunde, Schweine, Hühner, Frauen, welche große Bündel „allsorts“ auf dem Kopf trugen und natürlich zahlreicher Mopeds. Die Afrika-Harmonie war perfekt, nur konnte ich dann bald kaum noch etwas sehen und musste mich durchs Gegenlicht kämpfen.
Vor mir ein uralter Lastwagen, dessen Verkehrstüchtigkeit vor circa zehn Jahren abgelaufen sein muss, fuhr auf einmal stark nach links, wich einem gigantischen Schlagloch aus und bremste stark… hinter mir füllte sich sehr schnell eine lange Auto- und Motorradschlange. Offensichtlich gab es ein Problem, denn sofort rannten die Mädels am Straßenrand zur Fahrerkabine. Zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass der Fahrer gut 100 Fahrzeuge hinter sich warten ließ, da er mal eben ein paar Orangen und Bananen am Wegesrand kaufte. Als die erste Schale aus dem Fenster flog, setzte sich der Klappertruck dann in Bewegung und das Leben in Afrika konnte weitergehen… hat wohl keinen außer mich gestört das Ganze. Warten ist man, und vor allem Frau, gewohnt in Afrika!

Gray Headed Grey Headed Bushshrike

Malaconotus blanchoti

Ich war mit Antonio Martins in Huambo verabredet. Von dort sollte es dann nach Namba gehen, wo es noch einen intakten Afro-Montane Wald gab. Ich kam wegen der schlechten Straße und ständigen Bauarbeiten verschiedener chinesischer Straßenbauprojekte kaum voran.

Es lag ehrlicherweise aber auch daran, dass ich mehrere kleine Brücken überquerte, die unterhalb von Schwalbennestern übersät waren. Die Angolaschwalbe (Angolan Swallow) war ohnehin ein seltener Vogel für mich. Sie dann auch noch in dieser Menge ein- und ausfliegen zu sehen, war natürlich phantastisch. Es befanden sich auch südafrikanische Klippenschwalben (South African Cliff Swallow) dazwischen, die ebenfalls eine gute Beobachtung waren. Eine Gruppe Männer kam auf mich zu, die alle recht mürrisch aussahen. Wortlos beobachteten sie meine Versuche, die Vögel zu fotografieren, und mir wurde komisch im Kragen. Als ich dann fragend auf das Zuckerrohr in den Händen des kleineren, schwarzen Hercules deutete, erschlug er mich damit nicht wie erwartet, sondern schenkte mir mit breitem Lächeln eine Stange davon. Ich wollte es aufheben und meinem Sohn mitbringen, doch Antonio unterrichtete mich später, dass Zuckerrohr eine Haltbarkeit von ca. 38 Stunden habe und mein Exemplar vermutlich schon „off“ war. Schade, und weg damit.

Natürlich verirrte ich mich in Huambo und unsere Ankunft in Namba musste im Schutze der Nacht „arrangiert“ werden, da vorerst die lokal ansässige Häuptlingsfrau „gefragt“ werden musste, ob wir dort zelten dürfen. Antonio beschenkte die alte Bekannte mit Pangas (Macheten) und seinen Essensvorräten, worauf diese uns freudig unser Lager auf einem verbrannten Feld aufbauen ließ. Antonio erklärte, dass man hier lieber dort zeltet, wo es bereits gebrannt hat… es könne unangenehm werden, im Schlaf von einem der zahlreichen Feuer der Gegend überrascht zu werden.
Auch sprach Antonio nach Whiskey Nr. 4, ich hatte uns vorher gut eingedeckt und angeregte Gespräche führen oft zum bekannten „einer zu viel“, von dem bekannten Wind, welcher oft in der Nacht aufkommt. Das war etwas untertrieben, denn der Wind war hier eher ein launisches Konstrukt der Natur! Er wehte nicht, sondern schlug böenartig und ständig die Laune wechselnd gegen mein Zelt, an Schlaf war nicht zu denken.
Früh sollte es losgehen, erstmal Kaffee kochen. Ich war sehr irritiert, da der Wind den Aschestaub säuberlich durch mein Zelt-Oberlicht in mein Wohngemach inklusive Schlafsack, Kuscheldecke, Koffer und Laune geblasen hat. Egal, „let’s go and find some birds“, aber unsere Führer waren verspätet. Irgendwann, nachdem wir eigenständig nach Swierstra’s Francolin suchten, kamen die Kerle dann und es konnte hoch in die gewaltigen wald-bewachsenen Granitschluchten gehen.
Helper And Guide @ NambaDie Gegend erinnerte mich an den eindrücklichen Erongo Namibias, mit dem Unterschied, dass der Granit dunkel, gar schwarz, war und die Schluchten und Täler teilweise stark bewaldet, also wunderschön! Ich hörte im Waldstück die Schalow’s Turacos rufen, freute mich an verschiedensten Waxbill-Arten, inklusive Angola Waxbill, und hörte die scheuen Swierstra’s Francolin immer dort, wo ich nicht „hin konnte“. Die Hühner blieben mir auf der gesamten Reise verborgen, hätte mir noch mehr Mühe machen sollen, aber man ist ja nicht Superman.
Die Aussicht in das Tal war eindrücklich und ich setzte mich zwei gute Stunden in den Wald, denn Vögel zu verfolgen war hier unmöglich, sie sollten eben selbst kommen, so nach dem Motto „good things come to those who wait“. Black-headed Oriole, Miombo Tit, Green-capped Eremomela und sogar Angola Cave-Chat besuchten mich neben ein paar anderen Arten an meinem Besinnungsort, das war ganz nice. Antonio unterrichtete mich etwas in Botanik, er sammelte einige Exemplare für sein Herbarium, und gegen Mittag waren wir im Lager… müde und die Schnauze voll vom Dreck. Ich hatte keinen Bock mehr und wollte weiter… der Wind säuselte schon, Vogelbeobachtung erschien aussichtslos und ich hatte Fernweh.
Außerdem wollte ich grillen, hatte schließlich gutes Fleisch aus Namibia mitgebracht. Irgendwie passte jedoch nichts so richtig zusammen. Die Einheimischen sollten Feuerholz bringen und ich dachte an einen herrlichen Grillabend. Als ich dann jedoch das herangetragene Geäst sah, welches dort als Feuerholz gesehen wurde, und dann auch noch bemerkte, dass sich ein paar Einheimische bereits um ein kleines Buschmannfeuer an meiner Feuerstelle hockten, verging mir die Laune.
Obwohl sich keiner grämt, gigantische Bäume zu fällen, welche schon den Ahnen Schatten spendeten, gnadenlos Trockenwald und Steppen niederzubrennen, scheint kein Einheimischer die Kunst eines „guten Feuers“ zu kennen. Ein gutes Feuer brennt ohne zu rauchen, wärmt ohne die Klamotten nach Rauch stinken zu lassen und liefert richtig gute Kohle, auf der man*frau dann Steaks und für die Mädels sogar Gemüsespieße und Hühnchen grillen kann… so sieht’s aus! Sorry. Stattdessen wird in Afrika ein kleines dauernd rauchendes Feuerchen mal so grad am Leben gehalten. Alle hocken drum herum und lassen sich einräuchern. Von der Seite wird das Holz immer etwas nachgeschoben, „just to keep it going“. Angeblich sind diese Feuer gut, so die Afrika-Versteher, da Holz eingespart wird. Die Diskussion kann beginnen…!
Ich hatte keinen Bock mehr und überredete Antonio, nach Kumbira aufzubrechen. Sehr cool von ihm, sofort zu entscheiden, selbst auch dorthin zu wollen. Fleisch wurde verschenkt, grillen mach ich dann zuhause, Zelte abgeschlagen, Bettrollen aufgerollt, ein kleiner Green-backed Woodpecker bewundert und wir ließen den vernarbten und verkohlten Ort hinter uns, welcher zu einer anderen Jahreszeit bestimmt ein Paradies ist, bzw. sein kann.
Mein Freund Steve empfahl mir, während meiner Reisevorbereitungen, eine Unterkunft nahe Kumbira, die Fazenda (Fazenda bedeutet übrigens Farm) Rio Uiri. Mir gefiel es dort sehr gut, auch wenn das Zimmer kaum gelüftet war und das Wasser nicht lief, aber egal.

Red Crested Turaco

Tauraco erythrolophus

Antonio war eine hervorragende Gesellschaft und wir verstanden uns extrem gut. Er ist ein erfahrener Angolakenner und berichtet unverblümt über die „good, bad and ugly“ Seiten dieses Landes und dessen Einwohner. Wie bei mir ist die Romanze Afrikas auch bei ihm durch die Realität verdrängt worden.
In Kumbira führte mich Antonio in den „important higher elevation forest“.
Unterwegs wagte ich, über einen wunderschön blühenden Baum zu staunen, sprach’s und wurde sofort von Antonio zurechtgewiesen, dass dies ein „horrible exotic tree“ wäre, welcher als Schattenspender für Kaffeeplantagen eingeführt wurde und sich nun wie eine Pest in den Wäldern Angolas verbreitet. Der Baum nennt sich Inga affinis oder der ähnliche Inga edulis. Leider gibt es auch zweierlei Unkraut, mit dem ich nahezu schreckliche Eigenerfahrungen machen musste. Ageratum conyzoides und Chromolaena odorata sind beide bodenbedeckende rank-buschartige Kräuter, als Korbblütler mit ganz schicken kleinen Blüten, welche alles fast monströs überwuchern. Wie oft stapfte, krauchelte und stakte ich durch dieses Gestrüpp, nur um dann nicht mehr weiter zu können, mich nach mit Macheten bewaffneten Helfern sehnte, und in der aufsteigenden Schwüle schwitzend und frustriert wieder „zurück“ in gehbares Terrain strauchelte.
Es gab einen Target-Bird, den Gabela Bushshrike, den ich unbedingt sehen wollte. Ein weiterer Endemit, der Red-crested Turaco, begrüßte mich in den anmutenden Baumkronen. Fotografie unmöglich, aber der Birder-Genuss war unschlagbar hoch und die Kulisse ein Traum. Ich tauchte herrlich in die Wildnis des wuchernden Dunkelgrüns mit farbenprächtigen Flechten, Moos und blühendem Gestrüpp ein, als ein Gekreische einiger Waschweiber unterhalb der Idylle ein jähes Ende setzte. Ein Kind parierte nicht und wurde zornig zurechtgewiesen. Plötzlich ein Yellow-billed Barbet – die Stimmung war gerettet. Dann ein Yellow-throated Nicator, rufend im Wald, wie immer kaum zu sehen.
Hier zum Anhören, wer Interesse hat: [Yellow-throated Nicator]
Ich fand drei Gabela Bushshrikes, beziehungsweise hörte sie… und stiefelte tief HOCH in den Wald! Man kann diese Plackerei gar nicht in Worte fassen, denn kaum verlässt man die kühle Sicherheit des Weges und strauchelt querwaldein, wird man von dem bereits erwähnten überwuchernden Unkraut-Getrüpp behindert, gehalten und schnell steigt eine schwüle Hitze auf. Der verdammte Vogel direkt vor mir, aber nicht zu sehen, immer verdeckt, aber trotzdem dauernd am Rufen. Ich versuchte es mit Geduld und verharrte eine gute halbe Stunde, da kam der Kerl plötzlich direkt vor mir „raus“… sah mich und zack, war er wieder weg. Man war das zum Kotzen! Ich wollte doch mit guten Bildern heimfahren. Zuzüglich flog ich auf die Nase, Objektiv voll in den Dreck, Albert super gelaunt. Meine Stimmung hellte sich auf, als ein Angola Batis auf sich aufmerksam machte… leider stellte meine Kamera nicht ganz scharf, aber genießen konnte ich das rege Geflatter dort oben trotzdem. Immerhin waren die „Lifer“ heute wie Maschinenfeuer auf mich niedergeprasselt, und das war sehr erfrischend… fast so gut wie der frischgepresste Ananassaft, welcher auf der Unterkunft serviert wurde. Antonio sammelte einige Blätter und fragte dann irgendwann, ob ich denn „done“ sei. War ich, und das Geholper auf dem Rückweg, die Straßen konnten kaum als solche beschrieben werden, konnte losgehen.

Der Farmer und Besitzer der Fazenda Rio Uiri war, mit fleißiger Frau an seiner Seite, ein arbeitsamer Mensch. Dieser Ort bot alles, was Angola liefern kann. Kaffee wurde in größeren Mengen oben am Sportplatz getrocknet, die Stallungen wiesen Federvieh und Schweine auf, Obstbäume säumten den Gehweg und dann gab es natürlich noch die Zimmer für Besucher wie uns. Das Restaurant war eine große Halle mit großen runden Tischen. Überall stand etwas Sehenswertes und ich hätte gern von allem etwas gekauft… aber mitschleppen war nicht. Ich probierte interessiert eine echte Kakaobohne, worauf der Kellner mir ein Stück hausgemachte Schokolade auf einem tiefgefrorenen Teller anbot. Nur noch einmal wieder eine solche Schokolade essen… nur noch einmal, eine Schoki besser als andere, ich verstand es nicht, wie etwas so gut schmecken konnte. Als ich davon kaufen wollte, hieß es nur in gebrochenem Englisch „no, not possible“, sprach’s und ging und ließ mich gierig verwundert zurück.
Landschaft Am Rio Ceve / Rio Cuvo QueveDer Weg Richtung Cambone führte immer wieder durch fantastische, stark bewachsene Berglandschaften, durch die sich oft auch stark fliessende Flüsse schlängelten. Immer wieder musste ich anhalten, schauen, fotografieren… aber ich hatte auch einen langen Weg vor mir und musste weiter, immer wieder „leider weiter“, denn es gab Stellen, da hätte ich länger sein sollen, um alles Federvieh ausfindig zu machen. Ich hatte eigentlich geplant, auch die Farm der Gebrüder von Kroszig zu besuchen, aber ich schaffte es zeitlich unmöglich. Hier haperte es ernsthaft an Planung, denn der Besuch auf dieser Farm war mir sehr wichtig und im Nachhinein bereute ich es sehr.

Der Bericht zu den von Kroszigs ist HIER zu finden.

Mich interessierte das Sklavenfort bei Cambambe, direkt am Quanza-Fluss gelegen, welches wohl bereits 1604 von den portugiesischen Kolonialherrschaften erbaut wurde, um erbeutete Sklaven zu „halten“ und am Quanza entlang zum Atlantik und nach Amerika zu verschiffen. Wohlbemerkt findet in der heutigen Zeit ein gewisser „Sklaventourismus“ statt. Als ich nämlich in Calandula einkehrte, standen zwei große Busse, streng bewacht, direkt vor dem Pousada (welches einem „Inn“ namentlich gleichgestellt sein soll). Selbstverständlich ging ich an zahlreichen Polizisten vorbei und quatschte frech einen der zahlreichen Amerikaner an. Interessanterweise waren die Ahnen einiger der Touristen wohl von den ersten Sklaven, welche nach Amerika verschifft wurden. Die Sklaven bekamen zwar „neue“ Namen, aber es wurde wohl detailliert dokumentiert, wer welchen Sklaven wann kaufte und von genau wo dieser kam und was er wert war. Aus versöhnungspolitischen Gründen wurde aus diesem Besuch wohl ein diplomatisches „Stelldichein“ und nach der Aussage meines Gesprächspartners waren auch „very important people“ in der Gesellschaft. Ich war zutiefst beeindruckt… wer mich kennt, weiß was ich meine. Sklavenfort Cambambe Sklavenfort CambambeDa der Mann sehr sympathisch war, philosophierte ich im Positiven… „ob die Nachkommen wohl jetzt ein besseres Leben hätten“, so sah es zumindest aus.
Es war gar nicht so einfach, das Sklavenfort zu besuchen, da es in einer „restricted zone“ nahe des Hydroelektrizitätswerks liegt. Ich musste den very important Security-Guard mit 10.000 Kwanza bestechen, mich zu begleiten und mir das Fort zu zeigen. Als ich jedoch die zahlreichen Panzer, welche dort offensichtlich zur Schau gestellt wurden, fotografieren wollte, gab es Stress und das durfte ich dann natürlich auf gar keinen Fall.
Unterwegs nach Cambonde fuhr ich noch in den Tombinga-Wald, welcher in Birderkreisen wohl gute Spezies beherbergen sollte. Mittags ist jedoch die „beschissenste Birdingzeit ever“ (das Zitat ist von mir) und auch hier blieben die Bäume still. Eine Herde Kinder begleitete mich jedoch durch den Wald. Die kleinen Kerle kletterten auf jeden Baum und zeigten, was sie konnten. In der Nähe meines Autos stand ein gigantischer Baum, ein Kapokbaum Ceiba pentandra. Gigantisch ist eigentlich untertrieben, denn würden sich alle Mitschüler meines Sohnes an den Händen halten, um den Baum zu umzingeln, würde man wohl weitere 20 Kinder dazu nehmen müssen. Plötzlich kam ein alter Mann und hackte auf den Baum ein… auf einen der Stamm-Arme, die diesen leicht über 100 m hohen Baum trichterförmig nach oben stützten. Bei mir ging eine Sicherung durch und ich schrie den Kerl an. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass dieser Baum schon stand, als seine sündhafte Urgroßmutter bereits alles aus diesem Wald nahm und nichts zurückgab… dass dies ein Gott von einem Baum sei. In ca. vier Monaten sollte der alte Spast dann das laute Knacken hören, wenn der Baum langsam, so wie bereits zig-tausende vor und nach ihm, den Halt verliert und zu Boden fällt… um dann in Säcken als Holzkohle am Wegesrand verkauft zu werden.
Mir stieg der Groll so hoch, dass ich am Abend einen doppelten Whiskey brauchte… aber das lag auch an meinen viel zu weit ausschweifenden Gedankengängen, wie alles immer entschuldigt und gutgeredet wird. In Europa wird eine Brücke für Kröten gebaut, das Gutachten aber wohl auf Papier gedruckt, welches aus dem Holz dieser Wälder kommen könnte. Landschaft Am Rio Ceve / Rio Cuvo QueveOk, ein letzter Whiskey und „oë noord fok voort“, wie der Afrikaaner so schön sagt. Immer weitermachen und nicht aufregen bitte.

Das Hotel in Cambonde hat seine Zeit hinter sich. So liebenswürdig war Miss Catia, dass ich mich gern mehr mit ihr unterhalten hätte, aber mit diesen Übersetzungs-Apps ist es mühsam… Sie war, das versprühte sie regelrecht, ein Herz von einer Frau! Ihr Vater hatte hier eine große Handelsstation und verkaufte Kaffee. Man sah sehr deutlich, dass es hier mal sehr schön gewesen sein muss. Unten im Pool sah ich eine Kröte, die das letzte Wasser als Refugium beanspruchte, und an den Wänden waren die Farben vor dem letzten und vorletzten Anstrich sichtbar, es blätterte stark. Mir tat das alles so leid, denn die Dame war edel und kochte für mich, als einzigen Gast, herrschaftlich. Sie hatte auch eine sehr fürsorgliche Matrone als Küchen- und sonstige Hilfe, die auch äußerst lieb zu mir war. Leider war die Matratze so durchgelegen, dass ich am nächsten Morgen fast schon wieder einen Whiskey brauchte, mein Rücken war nicht mehr gerade zu biegen. Ich kochte mir früh um 4:00 Uhr einen Kaffee mit meinem Kocher und machte mich auf den Weg in den Cambonde-Wald. Der Wald wurde gerade gerodet, aber der nette Besitzer der neuen Kaffeeplantage erlaubte mir, hoch oben in den „Virgin Forest“ zu fahren. Hotel Cambonde Rodung Für Kafeeplantage Bei CambondeIch hatte dort eine gute Zeit mit Black-and-White Casqued Hornbill, Great Blue Turaco, auch Blue Malkoha und sogar einer Gruppe Kongo-Weißnasenmeerkatzen (Cercopithecus ascanius). Leider hätte ich später auch einen solchen am Wegesrand als „Buschmeat“ erwerben können. Der Verkäufer hatte den Schwanz durch ein Loch in der Kehle gesteckt. So entstand ein Bügel und er konnte den toten Affen wie eine Handtasche tragen. Mir war übel, aber ich schrie nicht mehr, ich schaute weg. Das „Buschmeat“ auf der Speisekarte bestand dann während der Weiterfahrt auch aus Ratten, Mäusen, Bisamratten, Fledermäusen, weiteren Affenarten und natürlich verschiedenen Baumhörnchen… so viel Whiskey kann man gar nicht saufen, um das alles zu vergessen, also blieb ich bei meinem Karottensaft (den hatte ich aus Nam mitgebracht) und machte mir gute Gedanken, zwingend!
Mir gefiel, dass trotz Rodung die großen Bäume stehen gelassen wurden, es wurde also zwischen den Bäumen gerodet… es gibt also auch noch Landwirte mit Hirn. Es wäre also sinnvoll Kaffee aus diesen Plantagen zu kaufen, irgendwie muß es dann dafür mal ein Label geben…
Antonio empfahl mir, den Wald auf der anderen Straßenseite zu durchforsten, welches ich gern tat. Das war gar nicht übel, denn die wunderbaren Waldgeräusche wurden nicht mehr von den Kettensägen übertönt. Hier waren einige Palmnut Vulture und auch Red-necked Buzzard neben Woodland Kingfisher zu sehen, die imposanten Turacos und Hornvögel wurden noch von Pied Hornbill und kleineren Interessantheiten ergänzt, lovely!

White Headed Robin Chat

Cossypha niveicapilla

Frauen Tragen Wasser Auf KinjilaBei mir auf der Farm zeichneten sich Fragezeichen ab und ich spürte, dass ich meine Zeit in Angola etwas kürzen muss und bei meinen Arbeitern etwas „nachhelfen“ muss. So reiste ich aus Cambonde gen Calandula, ohne den eigentlichen Pflichtbesuch bei Pedras Negras, im englischen Black Rock genannt. Da ich zwischenzeitlich sehr schöne Monolithe und granitische Intrusivgesteine in wunderbaren Landschaften bestaunen durfte, reizte mich das wohl „von Overlandern stark besuchte“ Pedras Negras nun weniger. Ich hörte auch später, dass es wohl schon unangenehm stark besucht sei dort… so verpasste ich bestimmt nichts. Für meine eigenen Gäste gehe ich durchs Feuer und mache alles möglich, aber fremde Touristen sind mir weniger lieb. Gotta know me to love me… hopefully.
Calandula FallsDie Calandula-Fälle sind mindestens ein solches Bild zum Staunen, wie es die Victoria Falls sind. Das Zimmer, wenn auch sehr teuer, im Pousada de Calandula war modern und schön. Da ich auf der Hinfahrt schon bemerkte, dass hier die Welt etwas weniger verbrannt und natürlicher mit einheimischer Botanik versehen war, wollte ich hier gern drei Nächte bleiben. War auch gut so, denn ich brauchte für den Miombo-Wald bei Kinjila etwas Zeit. Dort war ich, obwohl die Anfahrt immer etwas holprig dauerte, zweimal. In Kinjila mischen sich ein dichter Uferurwald, ein Miombo-Wald und etwas Grassteppe. Hier wurde der White-headed Robin-Chat „neu“ entdeckt und wird als besondere Rarität gefeiert. Ich spielte im Wald kurz den Ruf und tatsächlich setzten sich etwas ferner zwei dieser wirklich wunderbaren Rötel kurz gut sichtbar zur Schau. Ich konnte zwei gute Bilder machen, danach nicht mehr. War auch ok, denn ich konnte sie immer wieder fliegen-flitzend sehen. Auch sah ich einen Square-tailed Drongo, welcher für viele wohl ein „crap-bird“ ist, da er wohl häufiger zu sehen ist. Da wir in Namibia nur den Fork-tailed Drongo haben, war das andere Verhalten und der völlig anders bevorzugte Lebensraum und auch das Jagdverhalten dieses Vogels äußerst interessant zu beobachten… ich merkte später, dass mir diese „eher unspektakuläre“ Beobachtung wirklich viel Spaß gemacht hat.
Total unerwartet durfte ich im Uferwald des kleinen Flusses dort einen Blue Malkoha und Red-crested Turaco relativ gut sehen und auch fotografieren.

Maniok (Cassava)

Manihot esculenta

Dauernd ertönte der Ruf des White-spotted Flufftail und fast hätte ich diesen fotografieren können, wäre das kleine Wasserhühnchen nicht so scheu. Grey-winged Robin-Chat zeigte sich wiederholt, aber immer zu dunkel, zu schnell und ich zu langsam, hier ein Bild machen zu können.
Das angrenzende Stück Miombo – stop, kurz zu Miombo, was ist das eigentlich wirklich? Miombo ist in Afrika inzwischen ein Wort wie Wüste, Savanne, Wald usw. und beschreibt einen Lebensraum, der sich auf einen breitblättrigen Trockenwald bzw. Wald im Kalaharisand bezieht. Wer es ganz genau wissen will, bekommt die Antwort, dass Miombo sich hauptsächlich auf die beiden Baumarten Brachystegia spiciformis und Julbernandia paniculata bezieht. Ich persönlich habe eine Vorliebe für den „Msasa“ der imponierenden Schoten wegen. Wer googelt, wird mich verstehen 🙂
In diesem Miombo-Wald zeigte sich Pale-billed Hornbill, ein wunderschöner Yellow-bellied Hyliota am Raupenverzehr, herrlich anmutende Anchieta’s Barbet, gleich drei Stück, und ich fand das Nest einer Western Violet-backed Sunbird Dame.

Anchieta's Barbet

Stactolaema anchietae

Ein kleiner Sack aus Spinnenweben, außen mit trockenen Blättern verklebt. Es entsteht die Situation, dass man das Nest findet, kurz die Kamera korrekt einstellt und dann wieder lange nach dem Nest suchen muss, so gut sind die Dinger getarnt. Bemerkenswert bei dieser Nektar-Vogelart ist, dass die weiblichen Vögel zwar recht einfarbig grau sind, aber einen tief-violetten Schwanz haben, das sieht so gut aus! Meine drei Führer, auch hier sammelte sich die Führerschaft auf drei Personen zusammen, waren schon ganz ungeduldig… sie kannten die anderen Gruppen, die viele Vögel schnell sehen wollten und nicht wie ich, auch viele Vögel, aber mit Zeit und Fotostunde… das klappt natürlich überhaupt nicht, aber mir ist das recht egal. Oft vergesse ich auch die Vögel zu „loggen“, also einen Eintrag zu machen, das ist dann etwas traurig im Nachhinein, da man so keine vollständigen Listen hat.
Ich versuchte auch bei den Fällen selbst, also im Sprühregenwald, nach Vögeln und anderem zu schauen, aber die „Guides“, die sich nach der tüchtigen Führung natürlich ein großzügiges Geld erhofften, waren einfach zu crazy drauf. Am Anfang begleitete mich nur ein Lump, das war außer seines extrem starken Geruchs, ganz okay. Ich versuchte immer im Wind und nicht unterhalb zu stehen und zu gehen, so konnte ich der Wolke aus Rauch, Dreck und Schweiß etwas entfliehen. Aus diesem wurden dann später, ich glaube es waren fünf oder sechs Kerle. Alle stritten sich um das „Leadership“, indem sie mich am Ärmel zogen und auf Vögel deuteten, die mir mittlerweile geläufig waren. Ich wunderte mich, ob die wirklich so doof waren zu denken, dass ich jeden Dark-capped Bulbul anschauen möchte und deswegen Freude haben könnte. Das war also, außer dem Slender-billed Bulbul, ein Satz mit X.
Einige Reiher und Kormorane flogen bei untergehender Sonne Kreise im Sprühregen. Mir war nicht ganz klar, warum; es musste wohl der Spaßfaktor sein.

Ross's Turaco

Musophaga rossae

Das Cuca Bier in Angola schmeckt gar nicht so übel. Ich hätte nicht erwartet, dass hier ein Bier tatsächlich nach Bier schmecken könnte. Die Südafrikaner fragen sich ja heute noch, wie man Bier braut, aber dass die Angolaner dem deutschen Bier solchen Vergleich demonstrieren, das haben sie gut gemacht.
Ich fuhr morgens sehr früh aus Calendula los und versuchte, so schnell wie möglich links, rechts, oben rüber und unten drunter die Schlaglöcher zu vermeiden und trotzdem irgendwie nach vorne zu kommen. Ich musste dann doch die Notbremse ziehen. Eine dicke, schwarze, große Linie zog sich über die Straße. Mein Großvater berichtete bereits über die Wanderameisen Angolas, vor denen jeder, Mensch und Tier, großen Respekt hatte. Mein Großvater meinte, dass es ganz praktisch war, wenn sie durch ein Haus zogen, da danach keine Maus, Kakerlake oder wer weiß was noch am Leben war. Vermutlich handelte es sich hier um die Gattung Dorylus unter den Wanderameisen.
Heute war der Tag meines Großvaters! Er beschrieb damals, über die Ortschaft Camabatela und Quiculungo auf die Pflanzung Canzele des Nikolaus von Larisch gebracht worden zu sein, wo er dann zwei Jahre arbeiten musste. Hier half mir Antonio wirklich sehr, überhaupt feststellen zu können, wo diese Pflanzung sein konnte oder war. Ich versuchte ungefähr auf den Spuren meines Großvaters unterwegs zu sein.
Quiculungo ähnelte einem live Museumsbesuch. Es war deutlich, dass es irgendwann eine gute Zeit hier gab. Eine Geisterstadt mit vielen Menschen. Landschaft Am Rio Ceve / Rio Cuvo Queve Landschaft Am Rio Ceve / Rio Cuvo QueveDie alten Kolonialbauten unbewohnt, hier blättert die Farbe schmutzig ab, traurige Fassaden, hinter denen bestimmt auf recht hohem glücklichen Niveau gelebt wurde. Ein kleiner Junge kam auf einem Roller vorbei, komplett Rad inklusive aus Holz geschnitzt. Eine imposante katholische Kathedrale sehnte sich nach Farbe und Lückenputz, aber die Kollekte blieb auch am letzten Sonntag wohl eher leer als karg, falls es überhaupt noch eine Gemeinde hier gab. Fragen konnte ich niemanden, denn ich konnte immer noch kein Portugiesisch. Die Bevölkerung baut hier aus sonnengetrockneten Sandsteinen / roten Lehmsteinen… arm, aber immer noch besser als Wellblech.
Die überwuchernden Wälder, die den Weg damals so beschatteten, dass mein Großvater von einem „Tunnel im Wald“ erzählen konnte, waren fort. Immer wieder sah ich zwar Überreste von Waldstücken, aber viele Hügel sahen aus wie schlecht rasierte Glatzköpfe, viele Täler präsentierten sich voller Bananenstauden, einige Ölpalmen und natürlich Maniok, hier Cassava genannt, in Hülle und Fülle. 
Cassava ist eine Pflanze, die zur Familie der giftigen Euphorbiaceae gehört. Es ist wohl einiges an Cyanid (Blausäure) enthalten, welches im Reinigungs- und Fermentierungsprozess entfernt werden muss. Die Wurzelknolle wird nach dem Ernten gesäubert, geschabt und in einem Jutesack unter Druck fermentiert. Das weiße Fruchtfleisch wird dann zum Trocknen ausgelegt… sehr oft direkt auf den Asphaltstraßen oder auf Plastikplanen am Wegesrand oder auf aus Ästen gebastelten Tischen. Es roch oft stark nach gegärtem Selbstbräu, nicht sehr angenehm. Ich hätte gern mehr über diese Vorgehensweise der Nahrungsproduktion gewusst, aber hier konnte keiner Deutsch, Englisch oder Afrikaans.

Schnell lernte ich, nicht die großen Bananen am Wegesrand zu kaufen. In Uganda lernte ich ja damals schon, dass einige Bananen „Food“ und andere eben „Fruit“ waren. Ich persönlich bin ein „Fruit“-Liebhaber. Die Straße war teilweise wirklich gefährlich schlecht! Tiefe Schlote haben sich nach der letzten Regenzeit in die Straßen geschnitten… einmal dort reinrutschen und aus die Maus, das war klar. Langsam, frustrierend langsam ging es über Quiculungo weiter nach Bolongongo und plötzlich tiefer in die „Farmlandschaften“. Überraschenderweise wurde es richtig angenehm dort zu fahren und ich hielt teilweise sogar freiwillig, natürlich um den einen oder anderen Vogel am Wegesrand aufzusuchen. Tatsächlich war Canzele noch als Kaffeefarm zu erkennen. Es standen alte Häuser, natürlich komplett überwuchert am Waldrand. Ein Überwachungsturm erinnerte an strenge Zeiten, eine Veranda mit Aussicht an das Bedürfnis nach Lebensqualität nach Feierabend.
Am Boden lagen dutzendweise Papayas, die der „Aufseher“ dort wohl nicht mehr essen wollte. Er wollte mich verjagen, aber wir tranken jeder zwei Cuca und es entstand eine gewisse Freundschaft zwischen einem deutschen Farmer und einem portugiesisch sprechenden Eingeborenen, der seinen Chef wohl nie zu Gesicht bekam. Ein Schwein grunzte mich an, eine Mücke stach mich auf die Nase, meine Brille beschlug sich. Ich sammelte eine Passionsfrucht am Boden auf, schnitt sie mit meinem Leatherman durch und schlürfte mein Mittagessen, wiederholt, dann auch eine Papaya, mein Kumpel noch ein Cuca… dann wollte ich noch Vögel im Wald schauen… aber das Unkraut gewann und ich strauchelte rücklings zum Auto und fuhr nach Uige, oh weh.

Superb Sunbird

Cinnyris superbus

Unterwegs wollte ich Camabatela huldigen und aus den Augen meines Großvaters sehen, aber es war nichts mit Romantik. Camabatela ist ein riesiges Dorf mit chaotischem Verkehr und sehr vielen Menschen am Wegesrand… und einer sehr imposanten Kathedrale. Weiter, ohne Romantik also!
Uige war einfach nur ein Alptraum! Diese Stadt ist die Verkörperung von Sodom und Gomorra. Ich fand das Hotel recht schnell, konnte es aber nicht erreichen, da die Straße gesperrt war. Ein Polizist feierte seine aufgestellten orangenen Hütchen mit böser Mimik und winkte mich weiter. Ich fuhr also im Kreis, umgeben von gefühlten 1000 Mopeds, Limousinen, Schrottkarren und zahlreichen Offroadern, und versuchte mich neu zu orientieren. Es gelang mir schließlich, irgendwo zu parken. Nun musste ich mein Auto allein lassen und zum Hotel gehen. Ob das sicher war? Der Recepcionista meinte, dass genügend Security in der Stadt wäre. Ich war zwei Tage dort und habe keinen einzigen dieser Sorte bemerkt, aber meine Karre blieb unangetastet.
Das Hotel war eigentlich ganz okay, auch wenn das Umfeld beängstigend und laut war. Das Essen war auch gut, es gab heißes Wasser, das aber nicht ablief. Trotzdem alles in Ordnung. Vor dem Hotel gab es, glaube ich, den einzigen Geldautomaten der Stadt, denn eine Menschenmenge, keine Schlange, von mindestens 50 Menschen belagerten diesen. Irgendwann wurde in der Nacht eine Frau entweder missbraucht oder verletzt, denn ein erbärmlicher lauter Schrei, gefolgt von furchtbarem Geheule zog sich wie ein Echo durch die Strassen von Uige…
Als ich um 4:00 Uhr morgens in die Wälder zum Vogelbeobachten aufbrach, waren es nur noch 30 Menschen vor dem Automat… Ich frage mich heute noch, was mit dieser Frau war…
Antonio hatte mir ein Waldstück empfohlen, welches aber „nicht funktionierte“. Dichter Nebel verhüllte die Gegend bis Mittag. Aus einem Führer wurden diesmal vier, aber von der eher rauen primitiven Sorte. Da ich auf einem kurzem attempt in den Wald hinter der stinkenden Gruppe herlaufen musste und die dann auch noch anfingen ein grauenhaft übles Kraut zu rauchen, kehrte ich sofort um!

Red Fronted Parrot

Poicephalus gulielmi

Kinder brachten ein Vogelnest, das sie aus einem Baum gezogen hatten, und präsentierten es mir. Ich war weder wütend noch traurig… ich war einfach mutlos und leer. Ich schüttelte nur den Kopf und fragte: „Warum tut ihr das? Warum erlaubt ihr das?“ Natürlich verstand mich keiner und einer der Männer zerquetschte zwei Küken in den Fingern, sehr zum Amüsement der Kinder, und warf die anderen achtlos auf die Erde. Ich stieg wortlos ins Auto und fuhr einfach weg… meine Laune war nicht mehr produktiv und ich suchte Kontakt zu Meinesgleichen, indem ich mein Handy einschaltete.Mann Tötet Küken Bei Uige
Ein Naturschützer und Angola-Kenner namens Stefan van Wyk, der auch wohl das bekannteste Safari-Unternehmen Angolas leitet, schickte mir ein paar Ausweichmöglichkeiten. In wenigen Stunden war ich im Paradies, umgeben von Red-fronted Parrots und unzähligen Beobachtungsmöglichkeiten. Neben Black Cuckooshrike tummelten sich über mir Rufous Flycatcher-Thrush, Speckled Tinkerbird, Yellow-browed Camaroptera, Rufous-crowned Eremomela, der wunderschöne Superb Sunbird, einige verschiedene Hornvögel, der imposante Great Blue Turaco und, da war etwas Bestimmungshilfe meines Kollegen, Superbirder und Afrika-Kenner Volker Sthamer nötig, ein weiblicher Purple-throated Cuckooshrike. Ein Hoch auf die Kommunikation… wenn man Netz hat!
Am nächsten Morgen wieder superfrüh, also um 3:30 Uhr, los und ab nach Santa Amboleia, wo ich gern den Gabela Helmetshrike, auch Angola Helmetshrike, aufspüren wollte. Eine Frau bot sich als Guide an und führte mich auf recht langem Fußmarsch in den Trockenwald. Am Wegesrand liefen ein paar Nackthalshühner, die auch Türken genannt werden… das passte irgendwie irrsinnig so rein gar nicht ins Bild.
Die nette Dame zeigte mir tatsächlich den idealen Lebensraum für Brillenvögel und ich durfte bald viele Fotos dieser wunderschönen Vogelart schießen. Neben dem Gabela Helmetshrike zeigte sich auch ein weiterer Endemit, der Red-backed Mousebird, wunderbar offen und in der Nähe. Irgendwie war hier alles besser, die Vögel waren weniger ängstlich, die Einheimischen freundlicher zur Tierwelt, vielleicht kam es mir auch nur so vor. Ich schenkte der Dame ein Leaflove Safari T-Shirt und zahlte wirklich gern für diese wunderbare Führung. Ich kann eben besser mit Frauen… Scherz.
Sehr gern wollte ich auch Wolfram Brock besuchen. Da er jedoch vor kurzem noch krank war und die Fahrt durch Luanda einfach zu lange gedauert hätte, entschied ich mich kurzerhand, die östliche Umgehungsstrecke um Luanda zu fahren und direkt nach Cabo Ledo zu fahren.
Luanda ist eine große Stadt! Sieben Millionen plus! Auf der Umgehungsstraße musste ich extrem schnell und vorsichtig fahren. Schnell, um diese Horrorfahrt schnell hinter mich zu bringen, vorsichtig, um auch ganz sicher das andere Ende des Weges zu erreichen… und das war bei dem chaotischen Verkehr keine Selbstverständlichkeit. Am Wegesrand sah ich einige gigantische, wirklich gigantisch weit ausgelegte Chinatowns… oh oh oh, Afrika, was soll denn bitte aus Dir werden!?

Crowned Hornbill

Tockus alboterminatus

Eigentlich wollte ich am Golfplatz übernachten und dort die angepriesenen Lebensräume der Vogelwelt untersuchen, aber ich war bereit, ein paar Wellen zu reiten und früher nach Hause zu fahren… meine Arbeiter sollten sich nicht allzu sehr an den abwesenden Chef gewöhnen.
Ich traf also verfrüht in Cabo Ledo im Carpe Diem ein. Paradiesisch! Anders kann man es nicht nennen. Das Meer, die Palmen, die wunderschönen Sandsteinhänge, das ruhige Flair, ich freute mich, hier zu sein. Der Kellner brachte mir einen frisch gepressten Ananassaft, I just love this stuff.
Am nächsten Tag fuhr ich an den „Point“ und genoss es, im warmen Wasser eine Welle nach der anderen zu reiten… das war das Leben! Auch habe ich nun einen neuen Freund, einen Stockbroker aus Israel. Ich erklärte Salomon, wo er mit dem Surfbrett „liegen“ soll und wie er paddeln soll, bzw. von wo bis wo die Energie der Welle verläuft… und er surfte, wie er so schön sagte: „The wave of my life“. Salomon kam am Ufer auf mich zu und reichte mir Datteln und Nüsse aus Israel, „for a friend to have energy“. Der war echt nett und wir haben stets Kontakt.

Mein Freund Steve Braine empfahl mir, durch den Kissama-Park zu fahren und bei Muxima die Uferwälder des Quanza zu „birden“. Leider navigierte mich das Navi an einer Militärbasis vorbei. Anfangs war das kein Problem, da ich mir den Weg mit einigen Mopeds und Klapperkisten teilte. Wäre doch bloß kein Vogel über die Straße geflogen, wäre doch bloß kein Bienenfresser auf Insektenjagd gewesen. Ich hielt an und schlich den Vögeln nach.
Ein Militärfahrzeug hielt und es wurden Stimmen laut. Zuerst dachte ich, mein Auto stünde zu sehr im Weg, aber die militanten Helden hatten es auf einen frisch ertappten Spion abgesehen, und der war meine Wenigkeit.
Ich natürlich, dauernd mit „Desculpa“ und „meu Touristica“ und „Aves fotografica“ und wer weiß was für ausgedachte portugiesische Sprach-Vergewaltigungen um mich werfend, versuchte mich zu erklären. Bald saß ein strenger Soldat, AK-47 auf mich gerichtet, neben mir im Auto, es ging in die Löwenhöhle, immer dem Militärfahrzeug vor mir nach. Eine Traube uniformierter Tötungsmaschinen sammelte sich um mich herum. Ein Landcruiser hielt an, ein weißer amerikanischer Soldat fragte, was los sei. Ich bat um Hilfe und Übersetzung, er ließ das Fenster hochfahren und fuhr weiter. Ich dachte mir so meinen Teil…
Man erklärte mir folgendes:
– Sah ich doch aus wie ein Soldat und hatte auch eine Soldatenfrisur.
– Hatte eine Soldatenhose an (eigentlich war es nur eine schmutzige Cargohose).
– Mein GPS hatte eine Gummiumrandung und war eindeutig militärisch (Garmin halt).
– Meine Kamera war für einen Touristen zu groß.
– Mein Fahrzeug war eindeutig für einen Einsatz gerüstet.
– Die Drohne auf meinem Hintersitz deutete auf weitere Spionageaktivitäten.
Endlich kam ein junger Soldat angerannt, salutierte vor seinem Befehlshaber und grüßte mich freundlich. Als ich zurück grüßte, erleichtert da in Englisch, fuhr er mir gleich über den Mund. Ich solle bitte nur sprechen, wenn man mich darum bat… oh Himmel.
Ich wurde dann in ein Zimmer gebracht, das eindeutig zum Verhör diente. Immer wieder erklärte ich mich, immer wieder wurde meine Kamera durchforstet. Da ich behauptete, Vögel fotografiert zu haben, einer der Soldaten jedoch behauptete, ich hätte die Flugzeuge in der Ferne fotografiert, war meine Aussage natürlich von solch einer Art, dass ich behaupten würde, sein Vorgesetzter würde lügen. Außerdem sollte ich außer den Vogelbildern bitte die anderen Bilder zeigen… was ja, da sie nicht existierten, nicht möglich war.
Mir wurde Angst und Bange und ich wurde klapprig… das Gefühl kannte ich noch nicht… wenn man eine Reise tut.
Schließlich erklärte ich dem jungen Soldaten, der übrigens im Gegensatz zu seinen Kameraden immer freundlich blieb, dass ich schließlich als Touristen-Ambassadeur eingeladen wurde, das Land zu besuchen. So ganz gelogen war das nämlich nicht, da der Präsident den Tourismus ausdrücklich propagiert hatte und sein Volk zur Teilnahme motiviert hatte. Daher auch die neu-lockeren Visabestimmungen usw.

Der Commander wollte sofort wissen, WER mich denn bitte eingeladen hätte. Ich antwortete dann frech, dass ich nur sagen könne, dass es die Regierung wäre, Namen sollte ich nicht nennen. Irgendwie schien das Ganze dann irgendwann an Gewicht zu verlieren. Ein Protokoll sollte her, mich als Privatperson aus der „restricted Zone“ zu bringen, aber auch davon wurde Gott sei Dank nach langer Diskussion abgesehen und ich wurde, dann relativ freundlich, aus der Zone begleitet. Am Ausgang durfte ich dem Oberaggressor auch noch Geld zustecken, aber das war mir dann auch egal, Hauptsache weg, auch wenn der ganze Vormittag geplatzt war.
Ich schnappte mir mein Surfboard und paddelte an den Point bei Cabo Ledo. Nach einer 3-stündigen Surf-Session war das Thema halbwegs verdaut.

Am Abend erzählte ich es dem Kellner, er konnte sogar Englisch, der ganz blass wurde, er kannte sicher die Situation, und mir unaufgefordert einen dreifachen Whiskey brachte. Schwupp, weg und in die Koje.

Um 3:00 Uhr morgens wachte ich auf, packte meine sieben Sachen und wusste: „I am going home and nobody and no bird is going to stop me.“ Nach 1300 km und einem Grenzübergang schlief ich nachts um 11:30 Uhr irgendwann in Namibia, Ondangwa, im Protea Hotel ein.

Fazit: Ich wollte diese Reise unternehmen, um meinen Gästen etwas Neues und Aufregendes anzubieten. Eine ideale Safari sollte einen guten Erlebnis-Flow haben, und ich strebe immer danach, täglich mindestens einmal Begeisterung zu bieten. Leider ist Angola noch nicht so weit entwickelt, um diese Ansprüche zu erfüllen.

Daher werden wir vorerst weiterhin Namibia und Botswana sowie Zambia und Zimbabwe ins Visier nehmen.

En Route Uige To Santa Amboleia

Es war ein Erlebnis!