Reisebericht der „Kaoko - Damara Initiative Grütter“

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pure Wildnis im Kaokoland und Damaraland Namibias

Reisebericht einer individuell zusammengestellten Version der Kaoko Damara Reise in den Nordwesten Namibias

geführt in einer Gruppengröße von 4 Personen

Ich staune immer, wie fit unsere Gäste nach diesen langen Flügen sind. „Es ist die Vorfreude, das Adrenalin“, so meinte Moritz auf dem Weg an das erste kleine Naturwunder, dem „Birders Paradise“, einer grüner Oase zwischen den gelben Dünen.

Die Landung in Walvis Bay ist logistisch gut, aber die Gäste hatten mit einer überfüllten Abfertigung in Kapstadt zu kämpfen und hatten „fast Stress“.

Als wir ca. eine Stunde nach der Landung schon tausende Flamingos beider Arten, also Zwerg- und Rosaflamingo, östlich der Stadt Walvis Bay vor uns hatten, war die Ankunftsfreude perfekt. Leider war die Optik noch im Koffer, aber dieses wunderbare Leben konnte man sogar bei starkem Wind auch ohne Filter geniessen.

Meine Frau Lisa kam auch zum Abendessen mit. Es ist schön, wenn man sich auch mal über namibische Kunst, die modernen Ansichten über das afrikanische Alltagsleben und privates unterhalten kann.

Nach einem gegönnten Frühstück im Rapmund, hier gibt es wirklich ein gutes Frühstück, wo auch „Swakopmunder mal hingehen“, fuhren wir in das Damaraland. Unterwegs, mitten „im Nichts“, auf den Kiesflächen der Namibwüste, entdeckte ich ein Wüstenchamäleon. Diesmal war die Optik bereit und das Reptil sollte aus allen Seiten gesehen, besprochen und fotografiert werden… und bestaunt natürlich, sehr sogar!

Die Wanderung an die Felsgravuren bei Twyfelfontein war touristisch, mässig, ok und war dann auch getan und fertig und das war gut so. Es gibt Dinge, die muß man gesehen haben und freut sich darüber, aber dann passt es auch.
Die Mowani Lodge ist eine Sehenswürdigkeit für sich! Dieser Blick, dieser Sonnenuntergang und dann auch noch ein super Service inklusive Gin-Tonic und herrlichem Abendessen… Tourist sein ist einfach herrlich! Welch dankbaren Job wir Reiseleiter doch haben.

Übrigens haben wir die gewünschte Benguela-Langschnabellerche und Namiblerche sehr gut beobachten können.

Durch dicken Sand ging es den Awa-Huab Trockenfluß immer weiter gen Westen. Die ersten Wüstenelefanten haben einiges an Geduld, Spurenlesen und Zeit gekostet und wir wurden von Springböcken, Straussen zwischen wunderschön gelb blühenden Morgensternen Tribulus zeyherii immer wieder zum Halten und fotografieren gebracht… so wurde es langsam Mittag. Den Huab ging es dann hoch, bis ich viele frische Spuren recht schnell gehender Elefanten sah. „Soll ich weiter… ich denke es lohnt sich“, und bald erlebten wir eine große Herde zügig ziehender Wüstenelefanten in phantastischer Kulisse ganz exklusiv! Herrlich!

Palmwag! Zwischen den Makalanipalmen sollten vor vielen Jahren die sogenannten „Padmacher“ auf den jungen Landmesser warten, nachdem sie einen wenigstens etwas befahrbaren Weg durch das basaltische Geröllfeld mit harter Arbeit räumen konnten. Dort angekommen hockten die Arbeiter auf den Palmen und die Wüstenlöwen lagen ruhig im Schatten.
Hier kehrten wir auf der Palmwag Lodge ein und freuten uns an den Rosenpapageien in den Palmen, den Streifenhörnchen im Gebälk der Dächer und den verschiedenen Webern und Sperlingen an der Rasentränke.
Am nächsten Morgen ging es noch in der Dunkelheit auf grenzwertig holperiger Strasse, wenn man letztere denn so nennen kann, in das „Rhino-Valley“. Mit Hilfe und Obhut zweier junger Ranger wurde bald ein Nashorn aufgespürt, welches von uns dann „angepirscht“ wurde. Spitzmaulnashörner sind scheu und können sehr angriffslustig sein. Wir mussten also unter dem Wind bleiben und uns sehr ruhig verhalten. Die Ranger liefen in den Wind, mit Absicht, das sich bereits zum schlafen gelegte eigentlich eher nachtaktive Tier stand sofort auf und trabte nach einem kleinen „Drehmodelling“ hochnäsig davon. Dieses Tier in solch basaltisch wunderschöner Gegend bestaunen zu dürfen wird unseren Kindern, falls es mit der Wilderei so weitergeht, wohl nicht mehr gegönnt sein, wir haben es jedoch sehr zu schätzen gewusst.

Die Fahrt gen Norden fing super an… irgendwie stimmte der Lebensraum in der kleinen Schlucht und tatsächlich zeigte sich, wie erhofft, ein Herero Chat, auf Deutsch Namibschnäpper. Es muß unbedingt erwähnt sein, dass dieser Vogel auf der Top-10 Liste aller Vogelbeobachter, die ihren Weg nach Namibia einschlagen, steht oder zumindest stehen sollte… und sehr schwierig zu finden ist! Hans-Ueli folgte mir den steinigen Anstieg hoch, bis er recht weit unterhalb pfiff und den Daumen hoch hielt und „I got it“ rief. So wird der Gast zum Guide und der Guide untertänig! Wir konnten nach einigem Suchen den Namibschnäpper wieder finden und auch ein paar gelungene Bilder machen… bis Susanne dann diplomatisch, es sind nämlich auch weniger fanatische Birder in der Gruppe, zum Abbruch der Verfolgung riet.

Endlos! Auf schrecklichem Schotterwellblech klapperten wir gen Norden, bis wir dann irgendwann Purros erreichten und auf der Okahirongo Lodge, sehr vornehm obwohl mitten in der Wüste, quartier beziehen durften.

Man kann es nicht in Worte fassen und kaum ein Bericht kann den, in diesem Sinne wirklich atemberaubenden, Landschaften des Kaokolandes gerecht werden. Ich nutze nicht gern letzteres Adjektiv, aber Moritz schaute mich, als wir den „Viewpoint“ zum Skelettküstenpark erreichten, nur beeindruckt sprachlos an, Mund leicht offen, Augen sichtlich weit gesprengt, der Kopf schüttelte langsam diese unbegreifliche Weite aus der Fassungslosigkeit in die Fähigkeit es zu geniessen.
Natürlich fanden wir die berühmten „Stonemen“, welche von einem namibischen lange unbekanntem Künstler* in die Wüste skulptiert wurden, und freuten uns daran, dass auch irgendwann mal jemand anders dieses hier sehen durfte; denn nach knapp 109 km Rundfahrt sind wir heute absolut KEINER Menschenseele begegnet und haben sicher das Schönste gesehen was dieser Globus an Landschaften zaubern kann. Ausserdem durften wir die Unterart hoeschii der Namiblerche im klassischen Morgenlicht ablichten, die Benguela-Langschnabellerche im alt-Granit finden, Rüppelltrappen zum Entertainment quaken hören und leider weit die benguellensis Unterart des Bleichschmätzers sehen.
Wer die Welwitschia bereits kennt, wird wohl kaum diese kleinen Exemplare in felsiger unfreundlicher Umgebung wahrnehmen können, aber „Day“ war sich der Besonderheit dieses Pflanzenwunders wohl bewusst und ließ uns hier eine gute Zeit über die botanische Evolution und die verschiedenen historischen Ereignisse redebakeln, welche zur Entdeckung, Benennung und letztendlich Verehrung dieses lebenden Fossils führten.

Den Hoarusib hinauf… Tiere sehen! Kaum einer glaubte wirklich in dieser trockenen Gegend wirklich tiermässig beeindruckt werden zu können, aber die Kulisse macht es möglich! Giraffen mit farbreicher Hintergrundgeologie, Paviane auf breitem Flussbett, Gelbschnabel-Madenhacker auf einer alten Giraffenkuh und stundenlange Beobachtung einer kleiner Gruppe Elefanten, welche die Kameldornakazien wie Apfelbäume schüttelten um die nahrhaften Schoten dann aufzurüsseln.
„Day“ hieß er, unser Guide, Marianne nickte bestimmt, als Susanne ihn laut seiner unvergleichbaren Aufspürkünste lobte. Ausserdem schenkte er immer bereitwillig Kaffee nach und liefert unentwegt Wasser aus seiner gefüllten Kühlbox, einfach geil, diese Drives.

Am nächsten Tag ging es dann durch „Niemandsland“ bis an die Grenze des Skelettküstenpark in den etwas südlich gelegenen Trockenfluß Hoanib. Steile Lehmwände am Ufer. Über den Wänden einige Dünen, welche vom Wind regelrecht über die Kante getrieben wurden, so daß wahrhaftige Sandfälle entstanden. Eine große Herde Giraffen, sie wirkten fast unwirklich winzig in dieser gigantischen Landschaft, boten zahlreiche Fotomotive und eine neue Bedeutung für FKK wurde gefunden. Fotografieren! Kontrollieren! Korrigieren! Denn bei diesem Licht und stetig wechselnden Motiven kann ein Fotograf sich ausleben.
Die Fahrt ging den Hoanib hinauf und mehrmals wurden wir von Wüstenelefanten begrüßt, mal mehr oder weniger freundlich. Wild! Wildnis! Pur! Begeistert stellte die Gruppe fest, dass wir seit Tagen fast NIEMANDEM begegnet sind und dennoch eine Fülle afrikanischer Großtiere, Vögel und Pflanzen in einzigartig wunderbarer Landschaft erleben durften.

Das Personal im Hoanib Valley Camp sang und sang und sang, laut und fröhlich wurden wir empfangen und sollten bald in den Zeltchalets einen unerwarteten Luxus erleben. Wenn es guten Kaffee gibt, bin auch ich glücklich, und hier gab es Cappuccino grenzenlos mit freundlich herzlicher Bedienung… da fehlt wirklich rein gar nichts mehr. Roman, unser lokaler Guide, ein echter gebürtiger Damara, punktete mit reichem Wissen und vor allem sehr viel Einfühlungsvermögen wenn es um etwas längere Stops bei der Vogelbeobachtung ging.
Es ist immer so, Birder sehen einfach mehr! Eine weitere Gruppe, welche auf der Lodge eingekehrt war, brach etwas früher auf und fuhr auf Elefantensuche… nur haben just wir, da wir auch für kleinere botanische und vögelige Highlights hielten, mehr von dem gesehen, wonach die anderen eigentlich suchten, tja…

Unter einem großen Anabaum Acacia albida war ein Picknick für uns angerichtet. Es gab Salate, Hühnerstreifen, Quiche und es wurde sogar Wein ausgeschenkt. Mit der anderen Gruppe wurden einige Freundlichkeiten ausgetauscht, man verbesserte die Welt etwas und dann freuten sich alle auf ein paar ruhige Minuten.
Am Lagerfeuer ertönte wieder lauter Gesang des Damara „Staff“ und es war wirklich schön die hüftenschwingene Marianne so fröhlich lächeln zu sehen. Roman erklärte noch die Sternbilder und wie man das Kreuz des Südens zur Orientierung nutzen könne, auch erklärte er wie die Buschleute das Kreuz als trinkende Giraffe beschrieben, das war sympathisch.

Über Opuwo, hier übernachteten wir um die Strecke zu entspannen, ging es geradewegs nach Norden zu den bekannten Epupa Wasserfällen am Grenzfluss Kunene.
In Opuwo sind meine Gäste dann einige hundert Meter zum Supermarkt gegangen, um Nüsse und Kekse „für unterwegs“ zu holen. Mir war klar, dass man ihnen wohl „etwas andrehen“ würde, aber dass eine Gruppe Schweizer mit einer solch großen barbusigen Verfolgung zurück kommen würden, das war dann doch eine herzige Lachnummer. Es herrschte das Gerücht, ich hätte es „mit Absicht gemacht“, einfach nur zum eigenen Entertainment willen, aber das war nicht so, lustig war es trotzdem, sehr sogar.

Der Kunene, brechend voll, stürzt sich über die volle Breite der Epupa Wasserfälle über das älteste Gestein Namibias. Der violette Epupa Gneiss glänzt wunderschön. Die zahlreichen Affenbrotbäume, welche an den Felsvorsprüngen der Fälle wachsen, tragen nun alle Blätter. Tausende Makalanipalmen, viele Feigenbäume und eine dichte Ufervegetation rahmen die Wasserfälle paradiesisch ein. Ich habe die Fälle auch schon als Rinnsal erlebt, wenig imposant und leise, nun jedoch ist das Getöse so laut, dass wir uns kaum unterhalten können, also in der Tat berauschend das Ganze.
Ob es wirklich eine gute Idee war die bekannte Epupa Falls Lodge „mit Blick direkt auf die Fälle“ zu wählen? Ich denke ja, denn das Rauschen störte im Schlaf wesentlich weniger als die drückende feuchte Hitze.
Ich beobachtete, wie Susanne mit der Kellnerin sprach. Susanne spricht ein sauberes Queens Englisch, welches in seiner deutlich frisch-sauberen Form und Klang gar nicht mehr zu ihrem müden hitze-gebeutelten Gesichtsausdruck passen wollte. Schwüle Hitze, man mag es trocken, ob heiß oder kalt, egal, aber bitte trocken!

Owen, der lokale Guide der Epupa Falls Lodge, erfüllte uns jeden Wunsch. Ein nahezu authentisches Himbadorf zu finden ist in der Tat, durch die modernen Einflüsse der Neuzeit, eine kleine Herausforderung. Da ich wußte, dass Moritz gern einen realistischen Einblick in die Welt der Himba wünschte, war mir der Umgang mit dem Vieh sehr wichtig. Früher als üblich waren wir schon unterwegs und trafen kurz nach Sonnenaufgang in einem kleinen sehr sympathischen Dorf ein, wo Owen für uns Vorsprache hielt. Er konnte die Geschichte der Himba sorgfältig und realistisch schildern und fungierte perfekt als Dolmetscher. Eine hübsche Himbafrau molk einige Kühe, eine weitere bereitete unverfälscht das Ocrefett zum einsalben vor, die nächste schüttelte an einer mit Milch gefüllten Kalebasse. Die Kinder bereiteten mit ihren Spielereien viel Freude und es herrschte eine ruhige gelassene Atmosphäre. Ich schlich mich etwas den Berg hinauf und hoffte ein paar ersehnte Rotkehl- und Kunene Frankoline aufstöbern zu können. Obwohl es von anderen Vogelarten wie Amethystglanzstar, Rotbrust-Glanzköpfchen und vielen anderen förmlich wimmelte, blieben die erhofften Arten fern. Der Grausbruströtel, auf Englisch wesentlich romantischer Rufous-tailed Palm Thrush genannt, ist hier Pflichtprogramm und ich konnte Hans-Ueli damit glücklich machen, wenn auch „nur von unten“, da dieser Vogel gern ganz oben in den Palmen lebt.

Oben in den Palmen schrie ein Greif erbärmlich laut. Ein Höhlenweih brachte seinem Teenager, statt schön grau-blau noch dunkelbraun gefärbt, etwas reptilien-artiges zu fressen. Der Jungvogel fraß gierig und bewegte sich letztendlich derart von Palme zu Palme, dass so einige Fotografen, auch die mit „normaler“ Kamera, sich linsen-nach-oben-haltend ansammelten.

Da mein Kollege Dieter erst sehr spät aus der Richtung, also von Ruacana, ankam, vermutete ich schon einen katastrophalen Zustand des Weges entlang des Kunene. In der Tat kämpften sie sich um die hochdrückenden Wasser des Kunene und schafften die kurze Strecke erst in 6 Stunden. So fuhren wir dann lieber, sicherheitshalber, direkt über Opuwo nach Hobatere… man kann nun mal leider nicht immer alles haben und muß auf Nummer sicher gehen. Thats Africa! Not for sissies! Wie es schon passend auf dem T-Shirt des Lodgebesitzers Koos Verwey zu lesen war.

Die morgendliche Pirschfahrt war recht „quiet“ wie der Guide leise flüsterte. Ausser ein paar Ludwigstrappen und Springböcken zeigte sich die Natur mager. Dafür sollten einige Tiere, darunter grazile Kudu Antilopen, während des Frühstücks an die lokale Wasserstelle kommen und die Speicherkarten durften sich auf weiteres Material freuen.
Blassuhu, Zwergadler, Steppenfalke, Habichtsadler und ein brütender Savannenadler… geht doch! An der Wasserstelle schossen zwei Zwergsperber zwischen den Mopanebäumen hindurch und versetzten die Vogelwelt in Kurzpanik.

Die Nachmittagspirsch wurde ohne mich gehalten, die Stimmung war wohl gut, dem Lichte wegen.
Im Garten der Lodge wurden die obligatorischen Nacktohr-Drosselhäherlinge und andere Endemiten noch fotografiert und wir konnten mit guter Erfolgsruhe abreisen.
Auf dem Wege nach „draussen“ suchte ich wie vorher schon gefunden den neuen „Split“ des Rebhuhnfrankolin, das Kunene Frankolin, aber es war einfach zu trocken… die Dürre erlaubt keinen Lebensraum für derartige Arten.

Es kamen zwar einige Elefanten ans Wasser, wir konnten auch Bergzebras und Kudus kurz beobachten und auch die eine oder andere Giraffe zeigte sich, aber Hobatere war diesmal enttäuschend. Auf der letzten Reise konnten wir Geparde und Löwen gut beobachten, aber diese Erlebnisse sind nun mal eben nicht programmierbar und bestellen kann man die Natur nicht…

Nach einigen Vorträgen über Fungus-Termiten, verschiedene Kastanienarten in unterschiedlichster Geologie und tiefgründigen Gesprächen über Pflanzen, Landwirtschaft, Farmerei, Holzkohle und sogar Politik bewegten wir uns in das Tal der Ugab Terrassen. Die Vingerklippe drohte uns schon von weitem! Fotostop in der Mopanesavanne, Zufriedenheit in der Vingerklip Lodge, Wanderung in brütender Spätnachmittagshitze. Säuger sahen wir keine, ich mußte aufs Spurenlesen und botanische Besonderheiten zurück greifen.

Gut, dass die Sabotalerche, der Priritschnäpper und ein weiterer Perlzwergkauz für Entertainment sorgte… so konnten wir alle den steilen Anstieg in das Eagles Nest Restaurant mit neuen Aren auf der Speicherkarte in Angriff nehmen.

Die wunderbare Aussicht ab des „Sundownerpoint“ der Vingerklip Lodge wurde mit Gin Tonic und zu vielen Selfies gefeiert.
Kaum setzten wir uns in das Restaurant, als ich entfernt den krakelenden Ruf des Rebhuhnfrankolins wahrnahm. Hans Ueli und ich hechteten sofort los, dem Rufe nach… tatsächlich, wir fanden insgesamt 7 Tiere. Leider war es schon dunkel, aber ein Date am nächsten frühen Morgen wurde sofort vereinbart.

Die Sonne ging nicht auf, aber wir waren schon wieder oben, auf dem Plateau, und wie auf Kommando krakelten die wunderbaren Hühner in der Nähe des Aussichtspunkts.
Mir fiel auf, dass der Buschmannstee Myrothamnus flabelifolius grünte. Es musste hier oben also etwas geregnet haben. Dies war wohl der Grund, dass hier Rebhuhnfrankoline zu finden waren. Immer wieder sahen wir kleine Gruppen, gesamt wohl zwei Dutzend, und fotografierten auf Teufel-komm-heraus. Herrlich! Das ist geiles Birding, wie zutraulich die sind…

Die Erongo Wild Lodge liegt inmitten der Erongo Granitlandschaft natürlich und idyllisch zwischen den Gesteinskugeln eingenistet. Hunderte Klippschliefer, zeigen sich zutraulich easy zum fotografieren auf den glatten Felsen. Unser Ziel heute ist definitiv der gesuchte Klippensänger, im englischen Rockrunner genannt. Eine Wanderung am Nachmittag zeigte die wunderschöne Landschaft und… ganz weit unten fiel mir das alt-bekannte zrrrrrr zrrrrr zrrrrr auf, welches die Klippensänger als Warnruf von sich geben. Manche mögen es als unethisch oder gar unanständig ansehen, den Gesang eines Vogels, um ihn damit anzulocken, abzuspielen. In Namibia ist es schier unmöglich ohne diesen Trick „an die Vögel ran zu kommen“. Leider, so wie auch heute, just in dieser Zeit, wo viele Vögel gar kein Interesse an anderen Eindringlingen haben, da sie die alljährliche Brut bereits beendet haben, reagieren sie rein gar nicht auf das sogenannte „tapen“. Wir mussten uns die Vögel auf dieser Reise mehrfach hart erkämpfen, indem wir noch besser und schärfer schauten und lauschten und noch mehr draussen im Busch sein mussten, um eben erfolgreich zu sein.
Da nicht alle in der Gruppe, obwohl dies nicht abwertend klingen soll, alle waren EXTREM naturinteressiert, für jeden kleinen Vogel gleichviel Begeisterung aufbringen konnten, mussten wir eine Gratwanderung wagen.
Hans Ueli stellte die sehr wahre Theorie auf, dass die Toleranz einer Gruppe an der Biomasse und den Farben eines Vogel gemessen werden konnte und wir durchaus vorsichtig bei unscheinbaren, wenn auch für uns Birder interessanten, Arten verweilten.
Hat aber alles super geklappt… es ging sogar soweit, dass wir auf übersehenes Federvieh hingewiesen wurden.
Auf der Wanderung hoch auf den Südhang der Lodge verschlug die Aussicht, dies sollte am Folgetag ähnlich werden, allen die Sprache! Man merkte förmlich, wie alle Blicke in die Weite von tausenden Gedanken begleitet wurden und kleine Sehnsüchte nicht ausgesprochen wurden. Wir sprachen viel über Märchenbäume Moringa ovalifolia, Balsamgewächse und verschiedene Akazien. Thematisiert wurde auch Grasqualität, wie der Pansen eines Wiederkäuers funktioniert und wie Farmer über die Ernährung ihrer Tiere nachdenken und handeln.
Wir schauten noch einem Felsenbussard nach und freuten uns auf das Abendessen.
Es sollte wesentlich unterhaltsamer werden als gedacht, da wir von einem Ehepaar am Nachbartisch humorvoll unterhalten wurden… der Klassiker… say no more!
Die Erongo Wild Lodge ist eine gute Wahl für Naturinteressierte, da die Zeltchalets naturnahe in die Granitfelsen „einverleibt“ wurden und man schon auf dem Weg ins Zimmer von vielen Klippschliefern, Agamen, Eidechsen und Vögeln unterhalten wird.

Auf der Omandumba Farm besuchten wir das Living Museum einiger San Buchleute, welche hier wirklich hervorragend über ihre Lebensweise, das Fallenstellen, dem Herstellen von Pfeilgifte, über Felsmalereien und deren Bedeutung und ihrer Kultur berichten und zeigen. Es hat der Gruppe sehr gut gefallen! Natürlich hatten sich einige bereits auf meinem Blog aufgehalten und „kannten sich schon aus“.

So wurde Hans Ueli nach einigen Wanderungen, auf denen wir dem Klippensänger nachgingen, in der Dusche (es ist eine Freilichtdusche, die Badezimmer sind offen) von einem Klippensänger Ehepaar beobachtet… und vice versa.
Oben im Zentralbereich ist eine stark bewachsene Vogeltränke, an der sich hunderte Rosenpapageien und einige Monteirotokos laben.
Abends war die Fleckennachtschwalbe schon fast auf Tuchfühlung zu beobachten. Großes Gelächter brach aus, als eine Fleckennachtschwalbe meinen Kopf als Pfosten verwechselte (kann man sicher verstehen) und sich kurz auf mich setzte. Interessant für mich war, wie leise, leicht und behutsam dieser elegante Nachtjäger flog. Es kam mir vor, als ob eine Motte sich auf mich setzte…
Der wunderbare Pfiff / Ruf dieser Nachtschwalbe sollte uns in den Schlaf begleiten, I love this place.

„machupichu“ „machupichu“ „machupichu“ endlich! Vor Sonnenaufgang schon machen Hartlaubfrankoline auf sich aufmerksam. Es geht schnell und zielgerade die Granitflächen hoch, bis wir sie nochmals hören, und dann höher im Berg nochmals. Endlich die Hartlaubfrankoline im Fernglas zu haben ist ein wahres Erfolgserlebnis
und erfordert etwas birding-Arbeit. Die Gruppe wusste schon um die angebliche Verwandtschaft zwischen Klippschliefern und Elefanten, denn das hatte ich schon erwähnt. Verwunderte Gespräche über Zitzen zwischen den Vorderbeinen, internen Hoden, gepolsterte Füße und letztendlich auch noch einem live-Abgleich zu einer sich sonnenden Schlieferratte bringt uns an eine Stelle, wo wir uns setzen und „hören“ können. Birder machen sowas!… sie sitzen und warten und hören… und werden immer belohnt. Wir hören wieder den Klippensänger! Als er dann auf einem Felsen vor uns auftaucht, melodisch pfeift und seinen Schwanz attent stellt, sind alle nur am Staunen und sogar die Nicht-Birder stellen erfolgreich die Objektive auf horizontal. Wie schön der doch ist, wieder einmal.

Auf der Farm Ameib ist der Erongo am schönsten… das liegt an der Bull’s Party, einer Ansammlung gigantischer Kugeln in endlos gewaltiger Granit-Wand-Landschaft. Susanne bestätigte dieses Highlight wiederholt. Da die Ameib Ranch ein Gästehaus ist, blieb der romantische „last-night-out-in-a-lovely-place“ im Hintergrund und wir freuten uns an den Giraffen und Damara Dik-Dik Beobachtungen im „grünen Platz“, also Ameib in der Sprache der San.

Swakopmund du Paradies! Erstmal einen guten Kaffee bei Two Beards, wo es wie meine Schweizer Gäste korrekt anmerkten „genauso guten Kaffee wie daheim“ gibt. Das ist, wenn man weiß wie verwöhnt die Schweizer Kaffeetrinker sind, ein großes Lob!
Wir schwenkten auch kurz bei Sandy in ihrer Gin Brennerei vorbei, bis es dann endlich ins Hotel ging und jeder etwas Urlaub machen konnte.
Die Abende wurden natürlich in den üblich beliebten Fischrestaurants verbracht und es blieben keine Wünsche offen. Leider hatte Moritz eine leichte Verstimmung, die Nüsse zu Mittag waren wohl doch etwas zu lange im Regal bei Opuwo gelegen, aber diese hatte sich schnell gegeben, zum Glück!
Am nächsten Tag gingen ein Teil der Gruppe auf Bootsfahrt und wir gingen an der Lagune birden. Die Zugvögel waren schon fort, aber Damara Seeschwalbe zeigt sich easy und natürlich gaben wir bei 130 000 Flamingos irgendwann das zählen auf. Schön waren Kiebitzregenpfeifer und Zwergstrandläufer im Prachtkleid zu sehen und herzig stieg ein Weißstirn-Regenpfeiferküken unter die Flügel seines Vaters.
Auf dem Boot die Show der Pelikane, schmusenden Robben, davon auch tausende an der Kolonie zu riechen und geifernden Möwen. Der Bootsführer Walter ist schon in die Jahre gekommen, vielleicht kann hier nachgeholfen werden.
Eine Dominikanermöwe mit hell-gelben Auge fiel mir auf, das ist ungewöhnlich, aber der Ornithologe Marc Boorman bestätigte die Abnormität und die erwartete Heringsmöwe habe eh als Zugvogel viel längere Schwingen… man lernt jeden Tag dazu.

Da meine Gäste ab Walvis Bay flogen, war ein total relaxtes Ankommen und Abfliegen garantiert, also kein Windhoeker Hauptstadt-Stress.
Lange Abschiede sind nichts für mich! Man gewöhnt sich an die neuen Freunde und Abschied liegt schwer im Magen, aber nach 28 Jahren kann ich es schon gut, das schnelle Abfahren in meinen privaten Alltag, auch wenn es just wie bei diesen guten Menschen, oft sehr schwer fällt.

*Trevor Nott, ein Handwerker aus Omaruru, baute für Gart und Maggie Owen-Smith das Camp bei Onjuva im Kaokoland. An Tagen, wo er „weniger zu tun hatte“, baute er diese künstlerisch gestalteten und aussagekräftigen Steinmännchen an interessant ausgewählten Stellen.

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