Reisebericht - Avifauna Namib-Zambezi 2023

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eine Birdingtour in verschiedene Lebensräume Namibias, von Wüste bis Tropen…

Reisebericht einer Vogelbeobachtungsreise mit naturkundlichen Höhepunkten in phantastischen Landschaften Namibias, Botswanas und Zimbabwes.

geführt in einer Gruppengröße von 5 Personen

Agent: Birdingtours
Groundwork: Leaflovesafari
Guide: Albert Voigts von Schütz

Anmerkung: Ich nutze in diesem Artikel zum Teil die englischen Vogelnamen, da sich die deutschen Namen in verschiedenen Büchern unterscheiden und die englischen Namen auch deutsch-sprachigen Birdern gut bekannt sind.

Am Flughafen nisteten und zwitscherten die Haussperlinge emsig in den Dattelpalmen… Dirk und ich warteten auf die Gäste. Dirk ist ein Stammkunde bei Birdingtours und war bereits einige Tage zuvor angereist.

Lesser Swamp Warbler / Kaprohrsänger

Lesser Swamp Warbler / Kaprohrsänger

Trotz der großen Hitze war die Gruppe gut gelaunt und schien energiegeladen. Wir fuhren einen Umweg zum Avis-Stausee, um die ersten Vögel zu beobachten.
Der See, gefüllt mit Kammblässhühnern, Rotschnabelenten und einigen Afrika Ruderenten, war ein angenehm ruhiger Ort für die Gruppe, sich mit erfrischenden Beobachtungen auf die brütende Hitze Afrikas einzustellen.

Im Schilf hörte ich den Lesser Swamp Warbler welcher immer wieder gut auf unseren Ruf reagierte. Leider hielt sich dieser Vogel äußerst versteckt, und die einzige klare Beobachtung war ein flüchtiger Flugmoment.
Der Rattling Cisticola machte sich unverkennbar bemerkbar, und es konnten einige Alltagsvögel des zentralen Hochplateaus beobachtet werden. Auf den trockenen Schwemmflächen des Sees waren viele African Pipits in verschiedenen Größen und Altersstufen zu sehen.

In der Stadt erwarben unsere schweizerischen Gäste Ladina und Urs noch eine Malariaprophylaxe, während alle anderen am Automaten Geld abhoben und im Supermarkt etwas für die Seele einkauften. „Reisen wir heute um die ganze Welt oder wohin soll dieser Weg führen?“ Es schien, als hätte Kerstin genug und wolle endlich ankommen.

Rüppels Parrot / Rüppellpapagei

Der Rüppellpagagei, Poicephalus rueppellii, ist ein Halb-Endemit Namibias und gefhört deshalb zu den Namibian Specials

Kaum auf der Midgard Lodge eingetroffen, richteten sich alle Ferngläser wieder gen Himmel… keine Spur mehr von „die Schnauze voll haben“, schließlich „sind wir nicht im Urlaub und wollen etwas sehen“.
Inspiriert zeigte ich den Gästen gerne den besonderen Damara Red-billed Hornbill, ein Bennett’s Woodpecker, der – wie diese Art es gerne tut – am Boden nach Insekten jagte, während in den Bäumen der ersehnte Rüppell’s Parrot versteckt war.
Die Midgard Lodge wurde wunderschön renoviert, und alle erfreuten sich an den modernen, geräumigen Zimmern und dem wirklich ausgezeichneten üppigen Essen. Der Kellner agierte äußerst kompetent und servierte die ersehnten Gin-Tonics, Bier und den landestypischen Rock Shandy.

Auf dem Weg durch das Khomas Hochland erzählte ich etwas aus dem Nähkästchen eines Farmersohns und Farmers, und wie es mit der Fleischproduktion und dem „richtigen Einkaufen statt Vegetarier sein“ so funktioniert. Ladina ist jedoch Vegetarierin, und ich hoffte sehr, dass ich mit meinen Ausschweifungen nicht zu weit gegangen bin, denn auch in Namibia kann es jeder halten, wie er oder sie will, mit oder ohne Fleisch.

Es war ein extrem langer und für alle sehr anstrengender Tag, da schon sehr früh auf den Hausberg gestiegen wurde… leider war es sehr trocken, ohne wirklichen Erfolg. Dann wurden die verschiedenen Stauseen und Trockenwälder auf Monte Christo durchsucht und zu guter Letzt schien die lange Fahrtstrecke in die Wüste Namib kein Ende zu nehmen.

Violet Wood Hoopoe / Damarabaumhopf

Phoeniculus damarensis, also aus dem Damaralande

Zwischen den gigantischen Winterdorn- und Kameldornbäumen Monte Christos war die lebhafte Beobachtung der Violet Wood Hoopoe Gruppe herrlich und frustrierend zugleich. Die Baumhöpfe zogen dauernd lärmend an uns vorbei, wollten sich fototechnisch jedoch niemals perfekt positionieren. Ein Zwergperlkauz besuchte uns großzügig, frei und nah, als Ersatz-Fotomodell.
An den Stauseen wurden die üblichen Gespräche über Kampfläufer im Schlichtkleid geführt, darüber, wie man den Mittel- Seiden- und Silberreiher unterscheiden kann, und wie amüsant das Paarungsverhalten der Hirtenregenpfeifer ist – sie legen sich nach der Paarung nämlich wie tot auf den Rücken.
Ein Jakobinerkuckuck sorgte für Aufregung, denn sie sind wirklich beeindruckend, ebenso wie ihr Ruf.
Recht viele Großkudus, einige Streifengnus, Giraffen und auch Ellipsen-Wasserböcke sorgten für etwas Abwechslung zur gefiederten Welt und machten sehr viel Freude. Bärenpaviane gab es auch genügend…

Die Erde schien förmlich unter uns zu verschwinden, als wir die westliche Randstufe am Spreedtshoogte Pass erreichten. Ich wählte absichtlich diesen phantastisch schönen Umweg, da man von hier aus einen Blick über Hunderte von Kilometern in die Namib genießen kann. Steil ging es den Pass hinunter, bis wir kurz vor Sonnenuntergang auf der Rostock Ritz Lodge ankamen.
Auf dem Weg bestaunten wir die gigantischen Nester der Siedelweber und erfreuten uns an den lauthals rufenden, oder eher quakenden, Rüppelltrappen.

Dune Lark / Dünenlerche

Dünenlerche, Calendulauda erythrochlamys, in den Dünen bei Rostock und im Deadvalley

Sehr früh brachen wir auf in die Dünen.
Der freundliche Hein von der Rostock Ritz Lodge erlaubte mir, eigenständig auf dem Privatgelände der Lodge in das wunderschöne, dünenreiche Hinterland zu fahren; it’s not what know, it’s who you know :-).
Ich war etwas besorgt, da ich im roten Dünensand keine Spuren der Dünenlerche entdecken konnte – diese hinterlässt nämlich eine markante Lauf-Spur. Ich befürchtete, es sei bereits zu trocken. Doch ich fand einige Dünenameisen, die Nahrung der Lerche sind, und hörte bald darauf das melodische Rufen dieses einzigartigen Endemiten in der Ferne. Schließlich entdeckte ich auch frische Spuren und pfiff etwas unverschämt nach der Gruppe… was tut man nicht alles in der ornithologischen Aufregung.
Es war wirklich großartig! Die Dünenlerche präsentierte sich fabelhaft und sang zwischendurch gern ihr einzigartiges Lied. Die Gruppe war begeistert, wenn auch zum großen Teil wegen der beeindruckenden Landschaft.
Die Pracht der Namib – nur wer es gesehen hat, kann es wirklich bezeugen!

Unsere Reise führte uns weiter durch den Gaub Canyon, den Kuiseb Canyon, bis wir schließlich die kalkigen Kiesflächen der Namib erreichten. Vor uns erstreckte sich eine endlose Weite und die Erosionstäler und Granitlandschaft der Tinkas Plain war eine willkommene Abwechslung zur inzwischen langweiligen Endlosigkeit.
Die gnadenlose Hitze machte es fast zu einer Herausforderung, sich einige Meter in der brennenden Sonne auf die Vogeljagd zu begeben. Dennoch verzauberte uns ein Bokmakiri auf einem Granitfelsen, und die Black-chested Prinia schien hier noch schöner, noch markanter, noch gelber, als an anderen Orten Namibias.
Ich musste mehrmals anhalten und war entschlossen, die Suche nach dem Karoo Eremomela, eine hier wirklich besondere Art, nicht aufzugeben. Nachdem ich erneut das richtige Habitat aus Damara Euphorbien und Rotrindenakazien gefunden hatte, versuchte ich es allein, während die Gruppe die Hitze im klimatisierten Auto überstand. Endlich wurde ich fündig. Schnell versammelte sich die Gruppe, bestaunte den unruhigen winzigen Flitzer in der giftigen Wolfsmilch und wir konnten dankbar unsere Reise fortsetzen.
Mittags an der Blutkopje staunten wir über wunderschöne Köcherbäume, Aloidendron dichotomum, gigantische Wolfsmilchgewächse, hier fälschlicherweise Kandelabereuphorbien genannt, und über das unfassbar malerische Landschafts-Granit-Massiv.

Aloe namibensis in Blüte an der Blutkuppe

Aloe namibensis in Blüte an der Blutkuppe im Februar 2022

Benguela Long-billed Lark / Benguela Langscchnabellerche

Die Benguela-Langschnabellerche, Certhilauda benguelensis, kann nördlich der Spitzkoppe gefunden werden.

Swakopmund und etwas Freizeit! Diese wurde von fast allen in der Gruppe mit privatem „garden-birding“ gefüllt. Am Abend trafen wir uns im Jetty Restaurant, da sich sehr viele Kronenscharben in unmittelbarer Nähe direkt hinter der Glasfront des Restaurants aufhielten. Was kann ein Vogelbeobachter mehr wollen, als zwischen hundert recht seltenen Scharben zu dinieren und dazu noch Austern zu schlürfen? Nun ja, nur Dirk und ich genossen die leckeren frischen Austern, während die anderen etwas Zivilisierteres bevorzugten und die bekanntlich gute Seezunge bestellten.

Durch den dicken Strandsand im Allrad zu Knutt und Co. – Common Ringed Plover, afrikanische Austernfischer, Steinwälzer und viele andere Limikolen wurden beobachtet und besprochen. Weiter ging es zur 11.000 Hektar großen Lagune, gefüllt mit Tausenden von Rosa- und Zwergflamingos. Die Ferngläser richteten sich jedoch ständig auf die kleinen, unscheinbaren Limikolen, von denen es tausende gab. Mich beeindruckten die großen Brachvögel sehr, während die Gruppe bereits mit Damara Tern, White-fronted Plover und Chestnut-banded Plover vertraut war. Heute waren sie besonders begeistert von den Black- und White-winged Terns zwischen den abertausenden Common, Caspian, Sandwich und Greater Crested Terns.
Zum Abschluss führte ich die Gruppe zum Vogelparadies, wo tausende Flamingos vor der wunderschönen Dünen-Kulisse zu sehen waren – sagen wir einfach, sie waren begeistert. Urs entdeckte eine African Gallinule im Schilf und erzählte mir von einer beeindruckenden Beobachtung eines Baird’s Sandpipers. Wir beobachteten noch die Teichrohrsänger und machten uns dann auf den Heimweg.

IMG 3166

Leaflove Safari – if it can fly, we stop for it!

Frühestes Frühstück und Abfahrt direkt zur Spitzkoppe. Am Rande suchte ich den idealen Lebensraum des Herero Chat, und wir wanderten über Stock und Stein – wieder in der Hitze, die armen Gäste, doch niemand beschwerte sich.
Ich spielte kurz den Ruf des Herero Chat, und bald kam „Gott sei Dank, es gibt ihn doch“ eine Antwort aus dem scheinbar dürregeplagten und lebensfeindlichen steinigen Umfeld. Der Herero Chat war nicht leicht zu sehen, da er recht gut getarnt ist, aber irgendwann, nach einigem Zeigen, Erklären und Hin- und Hergehen, hatten alle diesen extrem seltenen und scheuen Spezialvogel Namibias nicht nur gesehen, sondern auch fotografiert. Ein ornithologischer Orgasmus, so sehe zumindest ich das.

Herero Chat / Namibschnäpper

Herero Chat / Namibschnäpper

Wir fuhren dann noch „in die Spitzkoppe hinein“ und sahen bemerkenswerte Vögel wie den Layard’s Tit-babbler oder heute auch Warbler genannt, Common Scimmitarbill, White-tailed Shrike, Monteiro’s Hornbill und ja, man glaubt es kaum, einen weiteren Herero Chat! Die Gesteine schienen uns förmlich zu verschlingen, und alle waren überaus fasziniert von dieser phantastischen Landschaft. Weinrebengewächse mit dicken, wulstigen Stämmen, die wir Butterbäume nennen, zierten die steilen Hänge, und zu Mittag besuchten uns einige Pale-winged Starlings.
Ich zeigte noch etwas typisch touristisches, den Granitbogen oder Rock Arch. Sabine schien offensichtlich nicht mehr daran gewöhnt zu sein, andere Touristen zu sehen, da auch wir viel Wert auf Individualismus legen. Einige andere Touristen stellten sich dann auch noch ins Bild und „gingen einfach nicht weg“. Ich durfte mich herrlich an der Aussprache einer echten nordeutschen Eiche erfreuen, denn „der mit der Plautze dahinnen“ wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.

Freies Nachmittagsbirding für jedermann, und man trotzte der hitzigen Luft auf Omandumba, einem rustikalen, aber sehr südwest-typischen Bushcamp. Die Gruppe fühlte sich hier sichtlich wohl, das lag ganz sicher auch an der persönlichen Begrüßung der Eigentümerin Deike Diekman.
White-throated Canary konnte mit Black-throated Canary verglichen werden, der Great Sparrow, in Deutsch sympathisch Rostsperling genannt, zeigte sein rost-hübsches Kleid und Red-faced Mousebird schwamm auf übliche Art durch ein uriges Kaperngewächs (hiermit ist übrigens Boscia foetida gemeint, welche durch ihren Blütengestank zur Bestäubung die gemeine Scheißhausfliege anlockt).

Früh rief die White-faced Scops Owl mich aus den Federn, doch ich schaffte es nicht schnell genug, sie zu orten… hätte ich doch bloß den Wecker eine halbe Stunde früher gestellt. Wir sahen die Sonne wunderbar aufgehen und den Granit in rötliches Licht tauchen, als wir die ersten Rockrunner riefen und recht schnell mit guten Sichtungen und einem kleinen Konzert dieser wunderbaren Felsenbewohner belohnt wurden.
Auch hatte ich in dieser Gegend bereits 4 Familien der Hartlaubfrankoline ausfindig machen können, auf vorherigen Reisen, aber heute war absolute Tote Hose und nichts rührte sich… außer lauthals brüllende Bärenpaviane, welche sich elegant und lebhaft die Felsen hochangelten. Ich hatte schon etwas flau im Magen, da die Hartlaub Frankolin-Sichtung für jede Ornitour ein Muss ist, es handelt sich nämlich beim Hartlaub Francolin wieder mal um einen Namibian Special.
Wir sahen noch einige Buschhasen, Lepus saxadilis, und Kerstin und Sabine waren immer noch begeistert von der morgendlichen Springhasenbeobachtung, welche nicht wirklich Hasen sind, sondern zur Ordnung der Nager gehören. Später sahen wir husch husch schon weg auch die Trockenland-Rüsselmaus, welche eher als Raubtier statt als Maus bezeichnet werden sollte und ausdrücklich nicht zu den Nagern gehört!

Bushveld Sengi / Trockenland Rüsselmaus

Elephantulus intufi, ein kleines Raubtier mit Rüssel. Frisst gern Insekten und Cordon bleu


Am Ankunftstag hatte der Eigentümer Harald Rust mir erzählt, wo er die Frankoline öfters ganz in der Nähe seines Schrottplatzes auf dem Berg antrifft. Dies war meine letzte Hoffnung, und ich nahm Kurs auf den kleinen unscheinbaren Hügel. Kaum aus dem Auto flitzte ein kleiner Vogel in eine Birkenrindenakazie… es war tatsächlich ein Fitis… für uns in Namibia ein „great Find“, die Gruppe war damit natürlich nicht ganz so in Euphorie zu versetzen. Wir kletterten, es wurde bereits sehr heiß, den Berg hinauf. Keine Frankoline, dauernd spielte ich den Ruf ab, aber es blieb still. Später spielte ich aus Verzweiflung wieder mal den Ruf des Zwergperlkauzes, um wenigstens ein paar kleine Listenfüller anzulocken. Hier ein Pritit Batis, dort ein Yellow-bellied Eremomela und plötzlich etwas entfernt dann doch der Ruf eines Hartlaubfrankolins. Ich rannte fast los, lets go! Nach ca. 50m flogen die Frankoline explosiv vor mir auf und landeten, es gibt einen Gott, nicht arg zu weit auf einem offenen Felsbrocken. Ich konnte sie wieder etwas locken, und sie reagierten phantastisch.

Hartlaub's Spurfowl Francolin / Hartlaubfrankolin

Pternistis hartlaubi, nach Gustav Hartlaub

Die Hühner präsentierten sich rufend und deutlich sichtbar, das war echt geil, kann man nicht anders sagen, es waren 4 an der Zahl und wir alle happy und ich super erleichtert. Beim Einsteigen, alle schon drin, sah ich den Long-billed Crombec, also alle wieder raus… bei der Hitze eher weniger reizvoll, aber Birding ist nun mal kein Urlaub.

Wir fuhren nach dem Auschecken noch zu Didi meinem Freund auf die Farm Erongo Rocks. Hier flog ein Ovambo Sparrowhawk durch den Ahnenbaum, danke an Kerstin, die wohl etwas schneller sehen konnte als wir, für die Sichtung. Auf dem Wege sahen wir bereits ein paar Giraffen, aber Terry, Didis Frau, meinte, dass wir grad eine große Herde Giraffen trinkend vor ihrem Haus verpasst hätten. Weiter in die Felsenwelt am Yoga-Rock vorbei. Am Nordhang sahen wir dann das gesuchte Nest des Verreaux Eagle und konnten das wunderschön kontrastreich befiederte Jungtier beobachten. Es war aus diesem Jahr und ca. knapp 3 Monate alt. Wir blieben hier eine recht lange Zeit, da wir auf die beiden adulten Felsenadler / Klippenadler warteten. Carp’s Black Tit, auch ein Namibian Special, eine Kapammer und wenige Yellow-bellied Eremomela leisteten uns Gesellschaft.

Die Ai Aiba Lodge ist zwar schön, aber es sind auch andere Touristen anwesend, und somit ist, wie ich erklärte, diese Lodge eher das neue touristische Namibia, derweil das Omandumba Bushcamp noch unser altes Südwest erleben lässt. Am Nachmittag, derweil Selbstfahrer & co. ihre deutlich von Luxus gezeichneten Körper am Pool präsentierten, gingen wir auf Suche. Die Schlieferratte wollte gesehen werden, aber stattdessen sahen wir wieder einige Black Moongoose. Felsenfalken griffen eine Guineataube an, Kerstin wollte nicht gar so unbedingt „den Berg da wieder rauf“, und es zeigte sich tatsächlich ein weiterer Damara Rockrunner. Wir sprachen über Kletterfeigen und Blutfruchtbäume, fanden den Long-billed Crombec einen Zwergperlkauz traktieren und staunten, wie drei Klippspringer in schwindelnder Höhe die Granitwände zierten.

Klipspringer / Klippspringer

Oreotragus oreotragus

Rockrunner / Klippensänger

Achaetops pycnopygius, also dichter „Rücken“

Verreaux's Eagle Juvenile / Klippenadler Jungvogel

Verreaux’s Eagle Juvenile / Klippenadler Jungvogel

Heute Streckentag bis Etoscha. Auf dem Etoscha Safari Camp kurz eingecheckt und los ging es in den Park. Leider ist der Park extrem trocken, und ich hatte meine Schwierigkeiten, die sonst gesuchten und eigentlich recht leicht zu entdeckenden Vögel auch diesmal zu „spotten“. Natürlich wurden wir mit Weißflügeltrappen und Riesentrappen gut bedient, einige Sabota-, Starks-, Spike-heeled- und Red-capped Lark zeigten sich nah und auch gut zu fotografieren, und am Okaukuejo Wasserloch waren selbst wenige Limikolen anwesend. Hier übrigens auch ein Elephant zur Freude der Beobachter, welcher von Ladina liebevoll beschrieben wurde. Am Gemsbokvlakte Wasserloch kamen Löwen… tranken direkt frontal vor uns und flezten sich dann gemütlich hin, toll! Kerstin kaufte sich dann noch einen schönen Hut, welcher leider mit dem Logo der Lodge entstellt war… so musste Kerstin meinem Gespott und Gestöhne lächelnd entgegenwirken.…1:0 für Kerstin!

Da es auf der Lodge extrem touristisch zuging abends, machte Sabine keinen Hehl daraus, wie sehr sie diesen „touristischen Krach hasste“. Es gab nämlich live-music von einigen Eingeborenen, begleitet mit Gitarre und Trommel… eigentlich sehr nett, nur wenn man eine Birdingliste durcharbeiten muss, einfach zu laut. Ladina fand den Trubel herrlich und blühte förmlich auf, da sie offensichtlich ein, wie wir es nennen „Menschenmensch“ ist, also andere Menschen gern hat. Da Okaukuejo das Zentrum des Nationalparks ist, gibt es weder innen noch außerhalb des Parks kleinere intime Unterkünfte, alle sind jedoch auf viel Tourismus ausgelegt, und das gefällt eben nicht jedem. Morgen soll es besser werden, wenn wir in dem natürlich schönem naturbelassenem und trotzdem schicken Mushara Bushcamp zwei Nächte einkehren.

Blue Crane / Paradieskranich

Blue Crane / Paradieskranich

Langer Tag in Etosha. Die Paradieskraniche waren laut Urs und Karin das Highlight, ich persönlich fand die Golden-breasted Buntings toll, auch wenn sie häufig zu sehen sind, da vier Stück mit gefächertem Stoß und knallweißen Aussenfedern eine irr-schöne Landung in den nächsten Busch machten. Im Garten von Halali wurde gegen Mittag bewässert und zahlreiche Vögel, allesamt deutlich hitze-gebeutelt und hechelnd, labten sich im spritzigen Grün. Hier sahen wir Golden Tailed Woodpecker, Violet Woodhoopoe, Southern Yellow-billed Hornbill, African Grey Hornbill, White-crowned Shrike, zahlreiche Cape Starlings, zwei Icterine Warbler und wieder einige wunderbare Willow Warbler, also Fitis, im Wasser baden. Am Nachmittag zeigte Urs uns noch zwei Paradieskraniche und Kerstin zeigte uns einen Leopard… wie gut solche „Top-Spotter“ im Auto zu haben, ich sollte mich schämen, diese nicht zuerst gesehen zu haben… aber man hat die Augen ja nicht immer überall.
Unter einem hohen Kameldornbaum an der Charitsaub Quelle lagen Mähnenlöwen faul rum und ganze fünf Red-necked Falcon ruhten im Baum. Viele Giraffen, eine Tüpfelhyäne und hunderte Zebras zeigten sich im Nachmittagslicht, es war prachtvoll. Kurz vor heim liefen noch drei Elefantenbullen neben uns spazieren und wir freuten uns an einer kleinen Herde Eland mit Kälbern und zwei Kronenduckern, welche ab und zu auch Fleisch fressen, sehr ungewöhnlich für Antilopen.

Red Crested Korhaan / Rotschopftrappe

Red Crested Korhaan / Rotschopftrappe

Es gibt Tage, die einfach großartig sind, und heute war einer davon! Das Licht des frühen Morgens, durchzogen von dicken Wolken und leichtem Regen, schuf eine friedliche Stimmung. Nach einem köstlichen Frühstück allein im Garten der Mushara Lodge konnten wir bereits farbenfrohe Vögel wie den Paradise Flycatcher, die Goldammer, den Red-billed Buffalo Weaver und die Emerald-spotted Wood-Dove beobachten. Eine andere Gruppe machte sich über uns lustig und brachte den altbekannten, langsam nicht mehr witzigen Spruch, dass wir „gut zu Vögeln wären“. Nun ja, selbst das Volk der Dichter und Denker lässt gelegentlich Leute frei, die wohl lieber einen Strandurlaub buchen sollten… (sorry)
Verschiedene Flughühner begeisterten die Gruppe mit ihrem „morning Drink“ bei Klein Okevi, und auf der kleinen Serengeti, der Andoni Plain, wurden wir Zeugen einer beeindruckenden Ansammlung von Gnus und Zebras. Am Rande des Wetlands sahen wir zahlreiche Chestnut-banded Plover und viele wundervolle Limikolen. Der absolute Höhepunkt waren zahlreiche Blue Crane, und dann sah Urs sie zuerst – die Caspian Plover. Genial! Es waren zwar nur sieben Stück, aber am nördlichen Wasserloch sahen wir weitere drei, und für Sabine war es ein „Lifervogel“ – Yeah! Sabine freute sich sichtlich über die Beobachtungen und bedankte sich mit einem herzlichen Faustkuss, als wir auch noch ihren Wunschvogel, den Sekretär, vor die Gläser bekamen. Für solche Gäste fahre ich gern Umwege!

Pink-billed Lark / Rotschnabellerche

Pink-billed Lark und Eastern Clapper Lark sahen wir an unserem „geheimen“ Birding Spot. Kerstin hat definitiv ein Adlerauge, denn sie entdeckte sofort zwei Nashörner in der Ferne – zwei Spitzmaulnashörner, Mutter mit Kalb, enthornt. Es folgte die übliche Diskussion über die Legalisierung des Nashornhandels. Zuerst erklärte und zeigte ich ein Nest der Kap Beutelmeise, welche ich in persona dann etwas später auch ausfindig machen konnte – super! Richtig aufregend wurde es, als eine Rotschopftrappe nach ihrem lauten Pfiff auch „knackte“. Mir war klar, dass sie nun ihren roten Schopf aufstellte, aber ich wusste nicht genau, wo im Gebüsch sie war. Plötzlich kam sie hinter das Auto gelaufen, und ich forderte ein sofortiges „Macht das Dach hoch und schaut hinten raus“. Die Trappe präsentierte sich phantastisch hinter unserem Fahrzeug – etwas Seltenes, etwas wunderbares, schon weltwunderliches diesem Spektakel Zeuge werden zu dürfen!

Das Licht war heute im Allgemeinen selten fantastisch. Giraffen auf der weiten Grassteppe, verzwergt von gigantischen Wolkentürmen, Zebras im goldenen, diffusen Sonnenlicht auf goldgelb beleuchtetem Gras – selbst die ohnehin seltenen und wunderschönen Blüten des Rhigozium trichoconum schienen leuchtend auffallend gelb am Wegesrand. Ein Löwe und gigantische Elefantenbullen direkt am Auto bildeten den Abschluss – einfach großartig.
In der Boma des Mushara Bush Camps gab es ein Freiluftdinner mit Beef, Springbok oder Chicken. Wir probierten natürlich alles, und wie immer war das Essen erstklassig – ebenso der Service.

Lions @ Gemsbokvlakte In Etosha

Panthera leo

Der Weg zwischen Mushara und Drotsky in Botswana war lang, sehr lang. Im Rückspiegel sah ich offene, schlafende Münder und verträumte Blicke auf den schnell vorbeirauschenden, eintönigen Trockenwald. Gleich am frühen Morgen begrüßte uns ein Pale Flycatcher. Zwischendrin konnten wir, ich auf die Bremse steigend, noch eine Gruppe Black-faced Babbler beobachten, und erst nahe des Okavango wurden alle wieder richtig fröhlich beim Birden. Der Grenzübertritt verlief ruhig und problemlos, ohne Stress.
Kaum in Drotsky angekommen, hatten alle schon wieder Lust auf eine Bootsfahrt. Ein dicker Regen kam jedoch auf uns zu, und sehr bald saßen wir wieder in der Lodge und genossen Rock Shandy und Gin Tonic.
Um 6:00 Uhr trafen wir uns, und das laute Hupen des Narina Trogon lockte uns in die herrliche, naturbelassene Großbaum-Landschaft, welche der Eigentümer des Drotsky’s Cabins vehement schützt. Ich muss zugeben, dass ich nicht gut im Erkennen von Vögeln in dunklen Wäldern bin, aber Lukas, ein Gärtner, half mir mit einem schnellen Fingerzeig, den Narina Trogon aufzuspüren. Das war mal wieder ein Glück, diesen fantastischen Vogel im Fernglas zu haben. Nach dem Frühstück ging es aufs Boot und systematisches Birden entlang der mit Schilf, Papyrus und Schilfrohr bewachsenen Uferzone. Otto, ein ausgezeichneter lokaler Guide, zeigte nicht nur Riesenfischer, Bienenfresser und Scherenschnäbel sowie zahlreiche Limikolen, sondern verstand es auch, die Vögel korrekt und geschickt „anzufahren“ – gar nicht so einfach gegen den Strom des Okavango.

Pel's Fishing Owl / Bindenfischeule

Pel’s Fishing Owl / Bindenfischeule

Pel's Fishing Owl / Bindenfischeule

Scotopelia peli, = after H.S.Pel, dutch governor of the Gold Coast (Ghana)

Der ornithologische Höhepunkt stand bevor! So schön, so einfach und so nah habe selbst ich, der schon unzählige Male dieser Eule nachgejagt ist, dieses fantastische Fischraubtier noch nie gesehen. Die Bindenfischeule / Pel’s Fishing Owl ist nicht ohne Grund einer der gesuchtesten und beliebtesten Vögel überhaupt!

Mittags hatten wir frei, und am Nachmittag war eine weitere Bootsfahrt geplant. Allerdings durchkreuzte Petrus, der Wettergott, schnell unsere Pläne. Es donnerte und schüttete. Abends startete dann die beeindruckende Flugshow der Termiten. Wir beobachteten die Moholi-Galagos, auch bekannt als Bushbabys oder Nachtaffen, wie sie aus ihrem Unterschlupf kamen und flink durch die Bäume huschten und sprangen, ohne jegliche Scheu vor uns. Übrigens gehören diese Tiere zu den Primaten.
Ich hörte in der Ferne einen Kapzwergkauz, und wir folgten diesem Klang sowie den Rufen einiger Fiery-necked Nightjar. Die kleine Eule blieb uns verborgen, aber die Nachtschwalben flogen über uns hinweg und waren aktiv auf der Jagd nach ausfliegenden Insekten. Da nun bald Millionen von Termiten ausfliegen würden, wusste ich, dass heute in Afrika Weihnachten war und alle Termitenfresser, ob Fisch, Vogel, Säugetier oder Insekt, endlich völlig satt und zufrieden sein würden.
Nach dem Abendessen, es gab herrlichstes Lamm und Fisch, holte uns Otto mit dem Boot ab, und wir fuhren ein Stück flussabwärts zu einem Anlegeplatz, welcher gern von Eulen frequentiert wird. Hier stapften wir mit lauten Rufen aus meinem Lautsprecher und Taschenlampen durch den hohen Wald. Der Afrikakauz, früher als Woodfordkauz bekannt, antwortete endlich, und wir konnten zwei kurze Sichtungen genießen.
Inzwischen trieben viele Termiten im Wasser, und verschiedene Fischarten, hauptsächlich Spotted Squeaker und Welse, waren zahlreich an der Wasseroberfläche zu sehen – sichtlich satt gefressen. Es war ein beeindruckendes Bild, die Wasseroberfläche dampfen und in der Nähe der Lampen diese hundertfachen grünen Fischkörper träge durch das Wasser schwimmen und faul nach Termiten schnappen zu sehen.
Nun war es an der Zeit, eine „Liste zu erstellen“, und tatsächlich kamen heute viele Arten dazu. Es macht einfach Spaß, neue Arten zu entdecken, zu bestimmen und zu besprechen – ein Gefühl des Erfolgs und der Freude.

Woodpecker Olive / Goldrueckenspecht Drotsky Okavango Botswana 1

Woodpecker Olive / Goldrueckenspecht

Am Morgen danach schienen lediglich Sabine, Dirk und Urs beim „early morning walk“ zu erscheinen. Die Stimmung war bereits leicht gedämpft, und es war deutlich spürbar, dass die Energie nachließ. Diese Birding-Reisen sind schließlich äußerst anstrengend und definitiv „kein Urlaub“!
Wir begutachteten das eine oder andere Federvieh und entschieden uns dann für ein entspanntes Frühstück.

Auf dem Weg weiter durch den Trockenwald konnten wir bei einem kleinen Umweg die beeindruckenden Broad-billed Roller bewundern, über einen eingewanderten Myna schimpfen und dabei noch einige neue Arten wie beispielsweise die Mosque Swallow entdecken. Der Grenzübertritt verlief reibungslos, und wir setzten unsere Reise durch den Bwabwatapark fort, wobei uns sogar Elefanten begegneten.

Die Schwemmflächen des Okavango boten einen Anblick von zahlreichen Lechwe-Moorantilopen, einigen Büffeln, ein paar Chapman Zebras, Impalas und einer Vielzahl von Wasservögeln. Urs richtete sein Spektiv auf den Rufous-bellied Heron, eine zunehmend seltene Art. Auch der Klunkerkranich, von dem wir ganze sechs Exemplare sahen, wird immer seltener. Kurz sprachen wir über den Intermediate Egret und fügten der Liste „Winzlinge hoch oben in den Bäumen“, wie Yellow White-eye und einen weiteren Fitis, hinzu. Beeindruckend waren auch der Black-headed Oriole und der Southern Black Tit.

Pferdeantilopen Im Mahangopark

die seltene Pferdeantilope ist dem Aussterben stark bedroht.

Die Mahango Lodge hinterließ einen positiven Eindruck. Der Garten war bevölkert von Meyers Parrots, und der Schwarzkuckuck rief ständig sein klagendes „it will raaaain“ durch die dichte, hohe Garten-Baumlandschaft. Am Abend folgte erneut eine Bootsfahrt mit vielen altbekannten Arten. Als besonderes Highlight gesellten sich der Rock Pratincole und eine hervorragende Sichtung eines Coppery-tailed Coucals dazu. White-backed Night-Heron, eine ansonsten schwer zu findende Art, schien auf dieser Reise überraschend leicht zu entdecken zu sein. An den Uferbänken fütterten Karminspinte ihre Jungvögel, während einige Nilwarane über und unterhalb der Nester schlichen, um sie zu plündern.
Tausende Sporengänse, eine Gruppe Nilpferde und eine Schale Chips… letztere sorgte für einen amüsanten Moment. Die gefüllte Schale war vorne auf einem Tisch platziert, gerade so, dass man nicht herankam und zum naschen aufstehen musste. Die Damen waren überzeugt, dass dies eine Art „Bestrafung“ für die Touristen darstellte – großes Gelächter!

Carmine Bee Eater / Karminspint

Der Karminspint, Merops nubicoides, brütet ab Ende August in den Uferbänken des Okavango, Kwando und Zambezi

Eine halbe Stunde länger heute Morgen… ich habe es bereut, als mich der Levaillant’s Cuckoo aus dem Bett rief, denn ich wollte ihn unbedingt noch der Gruppe zeigen. Beim Frühstück tauchte er wieder auf, und alles war gut.
Die Fahrt nach Katima Mulilo, von Urs schmunzelnd als „Katima Müllilo“ getauft, aufgrund des Mülls am Stadtrand, verlief zügig und wurde von zwei bedeutenden Stopps unterbrochen.

Green Capped Eremomela / Grünkappeneremomela

Green Capped Eremomela / Grünkappeneremomela

Stopp 1 war ein naturnaher Picknickplatz, an dem wir den Green-capped Eremomela fanden. Es erfreute mich, diesen seltenen Vogel erneut zu sehen. Der Klaas’s Cuckoo reagierte freundlich auf meinen Ruf und setzte sich perfekt vor uns hin! Zu Beginn sahen wir auch einen Yellow-throated Bush Sparrow, den ich erst später nach einem Foto korrekt identifizieren konnte, hier schlich sich eine bekannte „Bird-Guide-Demenz“ ein und ich mußte später über mich selbst lachen… nun ja, das muss besser klappen!

Coracias spatulatus – wie ein löffel, auf den Schwanz bezogen

Da ich die Racket-tailed Roller nicht wie oft am Wegesrand fand, mussten wir tiefer in den Bwabwatapark eindringen. Kerstin, Sabine und Urs übernahmen den Eintritt, und los ging es durch den dicken Sand. Die Spatelracke konnte ich an meinem „Secret Spot“ gut finden, und wir trafen auf eine Herde Rappenantilopen – nicht schlecht.

Auf der Caprivi River Lodge, übrigens ein Paradies für Vogelbeobachter und Angler, empfing uns Travis Langley bereits mit ausreichend Birding-Info. Travis selbst ist ein passionierter Vogelbeobachter („keen“ im Englischen Sinne), und zeigte uns sofort, wo nicht nur der Red-billed Firefinch, sondern auch sein Pendant Jameson’s Firefinch zu finden war.
Nach einer Kaffeepause und einem Rock Shandy erkundeten wir die umliegenden „Wetlands“ und waren begeistert von Lesser Jacana, Pygmy Goose und einigen Whiskered Terns im Brutkleid.

Gelbkehl Uferbülbül am Ufer des Zambezi

der scheue Leaflove, Uferbülbül, ist in der dichten Ufervegetation des Zambezi zu finden


Ein kurzer Spaziergang bescherte uns prächtige Anblicke von Yellow-breasted Apalis und Orange-breasted Bush Shrike. Travis führte die Gruppe zu Fuß zurück, während ich das Auto zurückfuhr. Dirk begleitete mich, was natürlich gut war, da wir, wie er immer sagt, „miteinander klarkommen“. Dirk ist nun zum zweiten Mal auf dieser Reise dabei… welch größeres Kompliment kann es für einen Guide geben!
Travis kehrte natürlich mit Beute zurück… die Gruppe hatte einen African Goshawk „im Sack“… großartig! Der Jungvogel dessen sass später an der Vogeltränke.

Am Zambezi genehmigten wir uns ein oder zwei Bier und feierten diese wunderbare Tageszeit und die farbenfrohe Stimmung. Es wurden persönliche Geschichten erzählt, und alle schienen sichtlich glücklich.
Die Köchin der Caprivi River Lodge ist eine wahre Perle, die alles persönlich zubereitet. Das Abendessen war hervorragend, das Fleisch zart und die Suppe köstlich.
Beim Early morning walk machten sich bald die Yellow-throated Leaflove mit ihrem kurzen „keck“ bemerkbar. Ich spielte kurz den Ruf, und schon waren sie, wenn auch recht hoch in den Bäumen, wunderbar zu sehen. Wir suchten auch den Eastern Nicator, der sich zwar hören ließ, aber nur im schnellen Überflug kurz „vermuten“ ließ. Das reichte den Teilnehmern dieser Birdingtour, die inzwischen ihren Unmut problemlos kundtaten, nicht aus. Toll war dann eine unerwartete Beobachtung des Brown-backed Honeybird. Touristisch brav zeigte sich der wirklich überaus prachtvolle Schalowturako. Sein grüner Leib mit knallroten Flügeln begeistert einfach jeden, da braucht man auch kein Vogelkundler zu sein; es ist auch toll für Ottonormal.

European Nightjar / Nachtschwalbe

Caprimulgus europaeus, = of Europe


Kaum auf der Lodge, „noch wird nicht gefrühstückt Leute“, machten wir eine kleine Bootsspritztour den Namwi Kanal hinunter, da Travis, der Eigentümer der Caprivi River Lodge, den Ruheplatz eines European Nightjar kannte. Herrlich, auf dem Weg dorthin sahen wir erstmal die seltene Binsenralle und wurden dann auch noch von einem laut trompetenden Trompeterhornvogel unterhalten, der über uns flog. Der Ziegenmelker saß noch an genau derselben Stelle wie immer, und wir konnten ihn sogar gut fotografieren.
Nach einem üppigen Frühstück fuhren wir auf Empfehlung von Travis in einen Teil der Chobe Floodplain. Schnepfensuche und gefunden! Die Afrikanische Bekassine ist der absolute Höhepunkt. Die Bekassine zeigte uns, wie man mit einem so unermesslich langen Schnabel an die Tiere unten im Schlamm kommt… indem man sehr tief, auch den Kopf unter Wasser, in diesen hineinbohrt.

African Snipe / Afrikabekassine

Gallinago nigripennis, = black-winged

Wir sahen Hunderte von Openbill Storks, Yellow-billed Stork, Spur-winged Goose und viele Watvögel, ohne den Woolly-necked Stork zu vergessen. Gegen Mittag dann wieder Grenzübergang in brütender Hitze. Unterwegs auch eine Gruppe Southern Ground Hornbill und eine Nahsicht eines Kurrichane Thrush.
Wir mussten auf der Impalila Insel wieder einwandern, was einen vogelkundlich guten Vorteil für uns bereithielt. Peter musste uns nämlich an den Chobe Rapids vorbeifahren, auf deren Felsen – Kerstin hat eben super Augen – zwei Rock Pratincole Küken ihre Mutter oder Vater um Nahrung anbetteln… zu niedlich.
Hier am Chobe sind tausende Vögel, und eine Beschreibung würde den Rahmen dieser Erzählung sprengen, aber kurz gefasst gibt es fast keinen Moment, in dem nicht irgendein Lebewesen in den Ferngläsern erscheint. Eine Bootspirsch ist unheimlich entspannend, und man hat ringsum einen guten Blick auf die Natur… eine tolle Art und Weise, die Vögel zu beobachten.
Leider war es brütend heiß, und alle japsten förmlich nach Luft. Die Zovu Elephant Lodge hat, obwohl sie eine tolle Unterkunft ist, keine Klimaanlagen… puh, das wird eine heiße Nacht. Das Abendessen war köstlich!

Waterbuck / Wasserbock

Kobus ellipsiprymnus ellipsiprymnus

Rosy Throated Longclaw / Rubinkehlpieper

Macronyx ameliae, = after Amelie de Tarragon, wife of a french nobleman

Krokodil Schwimmt Auf Uns Zu

Krokodile schwimmen am Chobe mit leicht geöffnetem Mund ins Wasser – guter Fotomoment.

Elephanten Am Chobe

Elephanten am Chobe Fluss und Nationalpark

„Inslaap“, so nennt der Afrikaaner das etwas längere Schlafen… die Gäste sollen etwas entspannen, ich wurde geschimpft nicht entspannt genug zu sein. Ich stand schon lange vor Sonnenaufgang auf und trat dem Eigentümer aus der Koje, um Kaffee zu brauen. Da wir Freunde sind, ist so etwas kein Problem, „das darf Peter auch mit mir machen“.
In Namibia gehen wir alle untereinander etwas direkter und kantiger miteinander um… daran müssen sich sensibilisierte Europäer oft erst gewöhnen 🙂

Auf der nach dem Frühstück stattfindenden Bootsfahrt ging es zunächst an Ufervögeln vorbei, wo wir den Black-winged Pratincole, die Collared Pratincole hatten wir schon, suchten und fanden. Zur großen Freude wurde auch ein Half-collared Kingfisher gesichtet – das war wirklich großartig! Das übliche Sortiment an Bienenfressern, Entenvögeln und Watvögeln begleitete uns in den westlichen Teil, wo hunderte Elefanten auf den flachen Inseln weideten. Die Elefanten sind den Tourismus täglich gewohnt, und traditionell ankern die Boote in unmittelbarer Nähe zu den Dickhäutern. Kerstin, rücksichtsvoll gegenüber den Tieren, war entsetzt darüber, den Tieren den Freiraum zu nehmen. Die Situation ist in der Tat weniger obtrusiv als sie scheint, aber gerne hätte ich alles rückgängig gemacht und es so gestaltet, wie es meinen Gästen gefällt, aber das machen wir dann zukünftig so!
Wir sahen wirklich sehr viele Elefanten, Flusspferde und auch die recht seltene Puku Grasantilope. Ein ornithologisches Highlight war die Black-winged Pratincole, aber auch zweifellos die Yellow Wagtail, auch wenn diese für einen Europäer ein alltäglicher Vogel ist. Nach einem seltenen Slaty Egret sahen wir auch wiederholt die African Snipe und freuten uns gewaltig darüber.
Zu Mittag gab es herrliche traditionelle Klopse, zubereitet nach dem köstlichen Rezept der leider bereits verstorbenen früheren Eigentümerin und Matriarchin Alta Visagie. Ich sagte zur Köchin, die den wunderbaren Namen „Melody“ hatte, dass ich mich auf die Abreise freue, denn hier würde ich nur fett wie ein Spanferkel werden.

Rock Pratincole / Halsband Brachschwalbe

Rock Pratincole / Halsband Brachschwalbe

Rock Pratincole / Halsband Brachschwalbe

Glareola nuchalis, = nape, referring to the nuchal collar

Die Fahrt nach Vic Falls verlief reibungslos. Wir hatten einen zuverlässigen Kontakt an der Grenze, der gegen eine „Gebühr“ schnell die notwendigen Visa beschaffte und sich auch um die verschiedenen Formulare, Steuern und Erlaubnisse zur Beförderung von Kunden innerhalb Zimbabwes kümmerte. Normalerweise dauert dieser Prozess sehr lange und ist sehr umständlich, aber immerhin gibt es gute Verbindungen und das Sprichwort „it’s not what you know but who you know“ bewahrheitete sich.
Die Vic Falls waren wie immer beeindruckend, und ich liebe die erstaunten, zufriedenen Gesichter meiner Gäste, wenn sie auf die gewaltige Kulisse des fallenden Wassers blicken. Natürlich kamen auch die Vogelbeobachtungen nicht zu kurz, und der gesuchte Bearded Scrub Robin, in Deutsch ganz beschreibend Streifenkopf-Heckensänger, konnte bald sehr nahe und gut gesehen werden. Über uns kreiste ein Hooded Vulture und immer wieder huschten Neddicky, oder Braunkopf Zistensänger und Grey-backed Camaroptera neben Blue Waxbill durchs Gestrüpp.

Weißbrauenrötel

Wer kennt ihn nicht, den bemerrkenswert lockenden Ruf des Weißbrauenrötel, Cossypha heuglini

Sehr laut und fast aufdringlich sang der White-browed Robin-Chat, früher so schön Heuglins Heckensänger genannt, direkt zum Greifen nah. Die Zugangst in mir machte sich nach dem herrlichen Cappuccino im Vic Falls Cafe bemerkbar, und ich bedauerte stark, diese netten Leute nun nicht mehr um mich haben zu können. Aber andererseits wollte ich auch nach Hause, denn Frau und Kinder fehlten mir inzwischen schmerzhaft.
Unsere Gruppe teilte sich zu meinem Bedauern am letzten Abend auf, was etwas schade war, denn eine solch erfolgreiche Reise sollte gefeiert werden. Dirk lud uns großzügig zum Essen im bekannten Look-out Cafe ein, wo Krokodil, Strauss und Schwein mit superschöner Aussicht in die Batoka Schlucht genossen wurden. Der Regen zog auf und es goss in Strömen, Afrika ist einfach herrlich! Wie dankbar ich doch war, dass ich in diesem Schoß des Lebens leben darf, auch wenn ich dauernd Beamte bestechen muß einen sauberen Fluß in die Logistik zu bringen.

Ich werde früh am Morgen aufbrechen, und meine Kollegen übernehmen den Transfer der Gäste zum Flughafen. Nur was wäre, wenn dann doch noch etwas fliegend Interessantes den Weg kreuzt?
Dann bitte beim nächsten Mal – gern.

Nachtrag:
So war es dann auch, Red-chested Cuckoo rief bei einer kleinen Pause direkt über mir, ein Schwarzmilan schaffte es grad noch, nicht überfahren zu werden, ein Bradfield’s Hornbill / Felsentoko zeigte sich am Wegesrand und tatsächlich saß frech der Dark-Chanting Goshawk frei und deutlich auf einem hohen Mahagoni und flog dann bedeutungsvoll in den Trockenwald nach dem Motto: „You can’t have your cake and eat it“.

Fazit: Auf Grund der extremen Hitze und aussergewöhnlich trockenen Umstände war dies eine der herausforderndsten Birdingreisen, welche ich je führte! Viele sonst „einfache und selbstverständliche“ Arten mussten hart erkämpft werden und einige Alltagsvögel blieben verborgen oder waren gar nicht vorhanden. Wir sahen jedoch extrem spezielle Vögel und hatten gutes Glück mit „in Birderkreisen gesuchten“ Arten. „All in all“ eine sehr gelungene Reise.

Gruß, albert