Reisebericht - Uganda 2023

Artentreichtum in den Nationalparks Ugandas

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Reisebericht Uganda - Natur und Birdingsafari im Juni 2023

Teilnehmer: Maximilian HESSE (Max) & Albert Voigts von Schütz
Reiseleitung: Veronicah Nakafero von Avian Safaris / Crammy Wanyama

Hier finden Sie alle Bilder zu dieser Reise:

Ground Operator for Leaflove Safari cc:

Avian Safaris Uganda

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„Mzungu this is Uganda!“
Ich konnte grad noch, schwer bewaffnet mit 800er Objektiv, einen Schritt nach hinten tun, sonst wäre ich schon am Tag eins mit einem Boda-Boda Fahrer kollidiert, dem meine Anwesenheit auf der Piste völlig gleichgültig schien.
Mzungu bedeutet übrigens „weisser Mensch“… eine Rarität in Uganda.
Über mir tummelten sich Binden-Lärmvögel / Eastern Plantain-eaters, der Riesenturako / Great Blue Turaco und einige Dorfweber / Village Weaver brüteten in großer Menge in einem kleinen Baum neben den Booten.
Wir wollen gleich auf eines dieser Großkanus steigen, um den Schuhschnabel zu suchen.

Max, ein Freund aus Wien, und ich sind gestern in Uganda gelandet, er war etwas vor mir da, da ich über Johannesburg in dieses sogenannte „Juwel Afrikas“ anreisen musste und die Verbindungen aus Namibia recht unpassend strukturiert sind.

Das Hotel, welches unser guter Crammy für uns wählte, hatte seine guten Seiten, denn der Tilapia, eine Delikatesse aus dem Viktoria See, wurde hier köstlich zubereitet. Max und ich genossen diesen in feuchter Wärme auf der Verandah und tranken dazu den landes-typischen Gin „Waragi“ mit Kokos-Geschmack… leider etwas zu viel davon, denn die Reise-Euphorie hatte uns übermütig gestimmt.

Crammy Wanyama von Avian Safaris, einer der Top 10 Birder Ugandas, wurde kurzfristig zu Prüfungen geladen und wir mussten uns mit der Führung seiner Schwester Veronica, manchmal auch Vero genannt, zufrieden geben. Wir wurden von den Kenntnissen und Tatendrang und zudem auch Fahrkünsten dieser jungen Frau schnell beeindruckt!

Der Schuhschnabel, ein Beobachtungstraum von mir, zeigte sich sehr schnell. Einmal mit dem Boot ins Schilf und dort stand dieses Denkmal von Vogel schon und schaute uns grimmig und tiefgründig an. Ich begriff nicht… kneif mich mal… steht hier vor mir tatsächlich endlich der ersehnte Vogel und tut so als ob nichts wär? Über uns flogen etwas später zwei Schuhschnäbel in eine Thermik, man sah es schon an der Wolkenbildung, und kreisten sehr hoch im Himmel.

Wir waren dann auch noch im Botanical Garden der Stadt Entebbe, der übliche Start- und Endpunkt jeglicher Ugandasafaris. Wilde Graupapageien beim schmusen fotografiert, dem Paradiesschnäpper tief ins Gestrüpp nachgestiegen, Zwergkönigsfischer Pygmy Kingfisher fotografiert und und und… es nahm kein Ende und ich war recht befriedigt es untertrieben darzustellen.

Am nächsten Tag sind wir wieder in die Kanus „big enough to carry a Motorcycle“, wie Crammy diese in ugandesisch-englischem umschrieb, eingestiegen, da wir den Schuhschnabel auf der Jagd nach Lungenfischen beobachten wollten. Nur leider fanden wir nach stundenlangem herumirren und steckenbleiben das geheimnisvolle Tier nicht mehr.
Als Max und ich schon die verheissungsvollen Blicke „na… ob das noch was wird“ austauschten, stand plötzlich eine Schuhschnabelmutter mit Küken im Nest vor uns. Man war das geil!
Es waren auch zwei andere Kanus dort. Eine ältere Dame fragte mich am vorbeifahren, ob ich denn „Britisch“ sei, so nach dem Motto was ich denn hier zu suchen hätte wenn dem nicht so wär. Wie erklärt man denn, dass man ein deutsch-sprachiger gebürtiger Namibier sei, die deutsche Kultur pflegte, jedoch afrikanisch dachte und lebte? Man sagt dann lieber nur „no, I am german“! Wobei die nette Dame dann zu ihrer Nachbarin tuschelte „you see more and more of these nowadays, don’t you…“. Herrlich!

Der Schuhschnabel ging in die Geschichtsbücher ein, denn von keinem Vogel der Welt wurden je mehr Fotos gemacht, hundertprozentig is das so!
Ich wechselte ständig zwischen meiner Canon R5 mit 800er und R7 mit weitwinkligem Zoom, Max schoss mit seiner 100er und griff immer wieder zusätzlich zu meiner Kamera… er hatte wohl das Gefühl, dass ich nicht genügend abdrückte.

Das arme Küken hechelte in der erbarmungslosen Hitze und versuchte immer wieder, in den Schattenbereich der Mutter zu kriechen. Sie öffnete dann endlich die Flügel und beschattete das Küken. Bekanntlicherweise überschütten die Mütter ihre Küken auch mit Wasser, welches sie mit dem großen Schnabel auf-schöpfen, aber unsere Schuhschnabelmutter blieb hart. Schade!
Wir konnten die Hitze dann auch nicht mehr länger ertragen und baten darum, endlich wieder etwas Fahrtluft um die Nase zu haben. Fahrtluft… naja, dauernd musste der Blattsalat aus dem Antrieb entfernt werden und sogar unserem, wohlbemerkt ungada-typisch in der knallenden Sonne ohne Hut, Bootsguide stiegen Schweißperlen auf die Stirn.
Unsere Veronica zeigte uns auch noch Zwergblatthühnchen / Lesser Jacana und viele bereits bekannte Wasservögel und das seltene Zwergteichhuhn / Lesser Moorhen.

Am Ufer stand der Ananasmann, eine extrem ernste und schon fast bös ausschauende Persönlichkeit. Wir fotografierten sein Moped, welches mit gut 300 Ananas beladen war (übertrieben), völlig unmöglich da irgendwo noch sitzen zu können, aber zwischen Lenker und Ananas war noch ca. 30 cm Platz, das passte wohl. Als wir später bis zu 5 Personen auf diesen Mopeds, hier Boda Boda (also von Border zu Border) genannt, sitzen sahen, alle ohne Helm, schauten wir uns nur noch fragend an… „wie um Himmels willen soll das gut gehen?“ Man bedenke, das selbst Türen, Fenster, lange Eisenstangen, stapelweise Wasserkanister und sogar mehrere Bananenstauden auf einmal mit diesen Mopeds transportiert werden.
Der Ananasmann schlachtete geschickt sein Obst und präsentierte uns in Sekundenschnelle die leckerste Ananas der Welt, das weiß ich genau, weil ich schon viele gegessen habe! Auch nach großzügiger Freude an seinen Produkten schaffte er kein Lächeln. „He is not a happy man“ meinte Vero beiläufig unbeeindruckt.

Unterwegs auf die Rwakobo Rock Lodge am Lake Mburo Nationalpark, also Richtung Südgrenze Ugandas, füllten sich die Listen schnell. Ich möchte jetzt nicht jede Vogelart erwähnen, das würde den Rahmen dieser Konversation sprengen, dennoch muß der kleine Schmetterlingsfink, auch Red-cheeked Cordonbleau, erwähnt werden. Ein kleiner blauer Finke mit roten Bäckchen, da fragt man sich doch, was sich Gott dabei gedacht hat, da muss sich doch ein kleiner Künstler im Himmelreich ausgetobt haben.

Birdingwalk – so heisst das, wenn man mit Fernglas und Kamera bewaffnet einem Birdingguide nach dackelt und viel Federvieh gezeigt bekommt. Veronica konnte ja nicht ahnen, dass sie mit einem Farmer-strich-birder-strich-naturelover unterwegs war, der sich an den Ankole Rindern, in Deutsch übrigens Watussirinder, nicht sattsehen kann. Die Hörner dieser Rinder sind überproportional groß und dick. Es sieht schon fast wie im Science-Fiction Film aus, wenn eine solche Herde grasend am Wegesrand, gefolgt von einem meist jungen spärlich gekleidetem Hirten, angetrieben wird.

Der Lake Mburo Nationalpark ist touristenleer und wir durften endlich den ersehnten Topi, eine Unterart der Leierantilope, ungestört beobachten. Wir kennen die Säuger des südlichen Afrika und freuen uns besonders an den etwas anders aussehenden Unterarten. Sogar das Zebra, hier die Steppenzebra-Unterart boehmi, hat eine wesentlich strengere Zeichnung mit starken Kontrasten bis an die Hufen, wobei die antiquorum Unterart im Etoshapark fast völlig „ausgeblichene“ Beine hat und zudem auch Schattenstreifen; diese fehlen bei den Zebras in Uganda komplett.
Mir fiel auch auf, dass die Zebras wesentlich kleiner sind, aber ob das wirklich so ist?

Max ist besonders an Schweinen interessiert und so blieb kein Warzenschwein unbeobachtet.
Er besitzt nämlich eine bekannte „Location“ nahe Klagenfurt, wo große Hochzeiten und sonstige „functions“ abgehalten werden, Thon7 genannt. Im Gelände leben Wildschweine, eines davon Max-zahm, bzw. es darf sich kein anderer nähern… irre. Wir sind aus alten alten Zeit befreundet, da wir zusammen auf die Jagd gingen… ein Brauch, der bei uns immer noch Alltag zur Nahrungsbeschaffung, in der zivilisierten Welt jedoch ein emotionales Politikum geworden ist.
Den Menschen in Uganda liegt es komischerweise fern, wilde Tiere zu speisen, Veronicah verzog sogar etwas das Gesicht bei dem Gedanke, wo doch Schwein, Huhn und Rind wesentlich besser schmecke!!!

Offensichtlich hat der Boden in Uganda keine Mineralmängel. Phosphat scheint stark vorhanden zu sein, denn just dieser Mangel verhindert in Namibia das Wachsen starker Stoßzähne. Die Keiler in Uganda haben prachtvolle „Waffen“, wie der Jäger es nennt, aber auch die Elefanten sind mit bemerkenswert starken Stoßzähnen bewaffnet, wunderschön!

Die arme Veronicah wolle mit uns das übliche Birder-Touristenprogramm durchziehen, aber wir sind eben super – intellektuell (das war ein Spaß) und in ALLEM interessiert. So stieg die Spannung. Abends werden auf allen Birdingtouren immer die Listen „abgenickt und abgetickt“, was man so gesehen hat, zur Kontrolle, wir machen das in Namibia auch oft so. Leider hatte ich da keinen Bock drauf und strich diese Aktivität aus dem Programm. Ich erklärte Veronicah, dass ich diese Listentickerei beruflich schon genug machen muß, eh alles auf eBird dokumentiere und Abends mit meinem Freund erzählen und urlauben will, basta! So verlor ich als Birdingguide etwas an Ansehen, aber das war mir egal.
Max erwähnte später, dass er gern Listen getickt hätte, aber hätte er ja machen können… z.B. wenn ich dann herrlich am Feuer mit meinem African Friend the Flötenspieler saß und in mich ging…

Am Äquator haben wir artig das Touristenprogramm mitgemacht und uns erklären lassen, was die Corioliskraft ist, und dass diese das Wasser je nach Position nördlich oder südlich des Äquators in verschiedene Richtungen abfliessen lässt… war interessant und wurde mit Maskenpirol und einem amüsanten Fotoshoot mit Max angereichert. Wir haben auch „the best restaurant around, everybody comes here“ gegessen, aber bin ich dann doch nicht blau-äugig genug das traditionelle Essen toll zu finden… hab aber artig genickt als man mich fragte ob es schmeckt. Auch die jungen Touristen neben uns waren bereits all africa and very understanding und haben alles toll gefunden… naja.

Interessant sind die Bananen in Uganda. Es gibt 7 Sorten, welche sich im Geschmack und Zubereitungsform stark unterscheiden. Ich fragte Veronica warum so viele Bananen grün geerntet und am Wegesrand verkauft werden. „Because that is Food, we call it Matoke, it is similar to mashed potatoes and eaten for hunger“. Die gelben seien nämlich „Fruit“ und süß und machen bloß dick, weil zu viel Zucker enthalten ist! Aha!

Impenetrable Forest! Undurchdringbarer Wald! Wenn wir geahnt hätten, wie war diese Beschreibung zutrifft, hätten wir uns besser vorbereitet, das ist ganz sicher!

Faktencheck Schuhwerk:

Ich überflog die Empfehlungen von Crammy, feste wasserdichte Wanderstiefel zu tragen und die Hosen in die Socken zu stecken. Ich sah ein paar Engländer in solcher Montur, typisch touristenmässig wie Hampelmänner gekleidet, am Parkeingang stehen und wollte keineswegs auch nur annähernd mich so zum Deppen machen… und ging normal mit Sneaker und uneingesteckten Hosen in den tiefen Urwald.
Nächstes mal nehme ich mir Gummistiefel mit oder gute Gamaschen mit etwas dichteren Stiefeln. Max ging artig korrekt gekleidet und litt nicht so unter den Ameisen und der eindringenden Nässe wie ich. Die Engländer waren auch gemütlicher unterwegs, auch wenn sie total albern ausschauten.

Auf dem Broadbill Forest Camp fühlte ich mich sehr wohl. Der Blick in die Küche ließ mich zwar schaudern und ich fragte mich, wie man hier wohl ein vernünftiges Essen hinbekommt, aber dennoch waren wir ganz happy. Übrigens liegt dieses Waldgebiet hier über 2000m hoch und es ist kalt… mit Jacke sassen wir am Feuer und liessen uns von einem alten Greis mit Flöte musikalisch in eine tief-afrikanische Spiritualität berieseln. Ich bin ja als Kind Afrikas kein Fan von touristischer Vorgeduselei, aber dieses hier war special, dieser alte Mann hatte eine Aura und ich genoß es einen kurzen Augenblick sehr glücklich und ruhig zu werden…
Natürlich hat Max dem alten Herrn ein Bier gekauft, logisch, welches er mit großer Freude trank, und dann noch eines!

Mubwindi Swamp, dieses Sumpfgebiet ist die Heimat des Grauers Broadbill, auch bekannt als Afrikanischer Grüner Breitschnabel. Seltene Vögel mit bemerkenswertem Aussehen sind immer ein Highlight, um das es sich zu kämpfen lohnt. Der Abstieg in das Waldgebiet war recht anstrengend und rutschig. Unser lokaler Guide, ein überaus fähiger Birdingguide namens Raymond lief mit seinen Gummistiefeln leichtfüssig und schnell vor uns her. „Sharp!“ nennt man Guides, die jeden Vogel sofort sehen, finden und identifizieren können. Gordon war mehr als sharp, er war mit Freude und Begeisterung zusätzlich mit den Augen eines Adlers ausgestattet.

Das birden war jedoch eine Qual, denn die Vögel waren sehr hoch, sehr klein und fast immer im Gegenlicht, da der Wald unten dunkel und gaaanz da oben grell hell ist. So kann man kaum Farben erkennen und hat kaum Freude an „neuen“ Spezies, da man diese nicht richtig sehen kann. Jedes leiseste Zip oder Tschilp oder zzt konnte Raymond sofort zuordnen. Er selbst fiel an den steilen mit Schlingpflanzen behangenen Hängen mehrere Male hin, doch ihn störte das wesentlich weniger als mich. Euphorisch lokalisierte er den Broadbill. Als ich schon fast aggressiv wurde, man muß echt kämpfen um vorwärts zu kommen, fand Gordon ein Nest und nun rauschte auch mein Blutdruck in die positive Höhe. Welch wunderbarer Moment, welch Vorrecht ein Pärchen dieses wunderhübschen grünen Vogels direkt auf ihrem Nest beobachten zu dürfen. Ein ornithologischer Orgasmus! Ganz sicher.
Wir stiefelten dann noch bis zu den Sümpfen und konnten Grauer’s Swamp Warbler, ein weiteres Highlight, kurz beobachten.

Dieser Wald ist wunderbar! Die Bäume sind gigantisch groß und hoch, jeder Stamm mit bunten Flechten bewachsen, jede Astgabel bietet verschiedenen Farnen, Orchideen und anderen Epiphyten eine Heimat. Die Diversität ist atemberaubend, ein gesunder Mischwald aus tausenden Arten, hier atmet die Natur.

Über den Weg zurück verliere ich hier keine vielen Worte, nur wunderte ich mich zusehends, wie ältere Naturliebhaber das schaffen sollen. Gordon meinte lässig, dass er schon 80jährigen die Sümpfe gezeigt hätte. Wie das möglich sei, wollte ich wissen. „We are going slow at their own pace“ sagte er nur. „And now“? Wollte ich wissen. „Now we are going at MY pace, because you are young“ sprach’s und ging weiter… und weiter, bis unsere Beine nur noch Gummi waren.

Am nächsten Tag sollte es wieder in den Wald gehen, wieder runter, diesmal zu den Gorillas. Nach der üblichen Touristenshow, Warnungen und Erklärungen der Ranger stiefelten wir dann endlich los. Es fällt mir schwer, das Erlebnis zu beschreiben, da die Begegnung mit Gorillas eher eine spirituelle Erfahrung ist. Man fühlt sich wie ein Gast im fremden Hause, mit etwas Erleichterung toleriert zu werden.

Gorillas schauen Dich an!!!

Sie schauen Dir tief in die Augen und dann gelassen wieder fort. Ich glaubte alles ruhig und friedlich zu erleben, da der Kleine turnte und gesäugt wurde, doch plötzlich trommelte der Silverback, ein Getöse, brach los und er machte sich auf den Weg „nach oben“, wo auf gut 60m ein weiterer Silverback in den Baumkronen „geschmeidig ging“. Ein wahnsinnig inniges Erlebnis, ganz sicher nicht ohne Grund auf so mancher Bucket List der Naturliebhaber.

Ich musste jedoch lachen als Max mir später mitteilte, dass man auch die kürzere Strecke zu den Gorillas bedingen könne, das wäre dann nicht so anstrengend. „Max, wir haben die kürzeste gemacht! Veronicah wollte uns früh wieder zurück sehen, da wir weiter mussten“. Dies nur als kurze Erwähnung, da das Gorilla-Tracking sehr anstrengend ist. Mit uns war ein ca. 60-jähriger sportlich aussehender Zeitgenosse unterwegs, welcher auf dem Rückweg fast einen „Herzkaschper hatte“, so Max. Wir haben uns auch nicht ganz an die Anweisung gehalten, möglichst wasserdichte Wanderstiefel mit längeren Socken, in denen man dann die Hosen steckt, anzuziehen. Oh weh! Die verdammten Waldameisen krabbeln gern die Hosenbeine hoch und beißen fürchterlich schmerzhaft… wär ich doch bloß etwas gehorsamer gewesen.

Gordon wollte mit nach Ruhija und wir hielten zu kurzen Wanderungen, auf denen wir, teilweise an steilen Hängen unter fast schon frustrierenden Bedingungen Vögeln wie Schiefergrauer Astrild / Dusky Twinspot, Baglafecht Weaver und Jacksons Bergastrild / Dusky Crimsonwing nachstiegen. Wie wunderschön diese Arten jedoch sind macht alle Anstrengung absolut wett.

Faktencheck Optik und Fotografie:

Ein Freund warnte mich bereits vor den schwierigen Bedingungen bei der Vogelfotografie in Uganda und dass man wegen der schattigen Umstände, dauernder Bewölkung und sehr hohem Gegenlicht extrem hohe ISO Einstellungen nutzen muss und das Rauschen dann extrem nachbearbeitet werden muß. Wer hier also nicht super ausgerüstet anreist, sollte lieber einfach nur beobachten… sonst endet das Abenteuer in einem Frustsalat, meine Worterfindung übrigens.
Auch erfordern die Lichtverhältnisse sehr gute Optik bezüglich der Ferngläser, hier also tief in die Tasche greifen und mit gutem Gerät anreisen!
Wer hier gern Hausaufgaben machen möchte, kann Dr. Ziegers Artikel zu diesem Thema HIER nachlesen.

Faktencheck Unterkunft:

Wir haben in Mittelklasse Lodges gewohnt, aber der Komfort ist in keiner Weise mit den Unterkünften des z.B. südlichen Afrika zu vergleichen. Die Duschen sind oft grad zum waschen gut genug und einige Unterkünfte sind sehr stolz darauf, wenn man sogar im Zimmer „chargen“ kann… Adapter vorher mitbringen bitte, der Weltstecker passt. Die Betten sind meist gut und sauber, aber sonstige Einrichtung fehlt nicht selten.
Es gibt auch „Luxury Lodges“, welche ich sicherlich eher empfehlen würde. Da die Tage sehr anstrengend sind und die Eindrücke überwältigend, braucht man am Abend eine gute Herberge, sonst pennt man am nächsten Tag im Auto ein… was schade wär!

Faktencheck Gesundheit:

Das Wasser ist nirgendwo trinkbar, aber Crammy hatte sehr behutsam vorgesorgt und wir gingen ständig mit Wasser bewaffnet in unsere Quartiere. Auch nahmen wir konsequent vor und nach dem Essen einen Whisky zu uns, das war zwar sicherlich nicht immer von Nöten, aber sicher ist sicher und gute Laune kann man eh brauchen. Unsere Malaria-Prophylaxe, Max nahm Malarone und ich das lokale günstigere Produkt Malatec, nahmen wir jeden Abend katholisch, aber auf der ganzen Reise war nur eine einzige Mücke zu sehen, und das war keine Anopheles Mücke… ich setze also vorzeitig die Einnahme ab.

Immer wieder trafen wir auf lokale Reiseleiter, welche ich nur als wirkliche Experten ihrer Gegend einstufen konnte und ohne deren Hilfe so manche Beobachtung nicht möglich werden konnte. Leider kamen unvorhergesehene Unkosten auf uns zu, da wir zuzüglich zu den U$ 10,- pro Person und Tag Trinkgeld für unseren Nationalen Guide auch die Lokelen Guides mit ähnlichem Trinkgeld versehen mussten. Da ist es egal, ob man wie Max und ich, eher weniger betucht sind und eine „once in a lifetime“ Reise machen, die Kohle muß her.
Max hatte einen großen Koffer mit Altwäsche und Schuhen dabei, viele davon fast wie neu. Die lokalen Guides rissen sich förmlich darum, so konnten wir hier und dort etwas an Trinkgeld sparen.

Ich sollte unbedingt auch die verschiedenen Hörnchen erwähnen, da wir im Bwindi Urwald ganz im Südwesten das carruthersi Bergstreifenhörnchen, in Budongo das Alexander Buschhörnchen, und in Bigodi das Rotbein Sonnenhörnchen, und später auch das gestreifte Erdhörnchen Zentral- und Nordafrikas sahen. Leider sind diese kleinen Viecher sehr schwierig zu fotografieren, man kann sie jedoch mit dem Fernglas sehr gut sehen, auch wenn der Wald eine weniger optimale Beleuchtung bietet.

Mittags hatten wir immer „packed Lunch“ wie Vero es nannte. Wir bestellten immer „with lots and lots of fruit“, da die Mango, Ananas und Wassermelone in Uganda einfach fabelhaft schmecken. Äpfel eher weniger. Leider hat die englische Kolonialzeit keine ordentliche Esskultur in dieses Land gezaubert – die Engländer können bekanntlich in der Küche kaum die Welt erobern. Das Brot ist eine Katastrophe, kann man nicht anders sagen. Verwundert wurden wir angeschaut, als wir versuchten zu erklären, dass es auf dieser Welt, auch in Afrika… man kennt es aus Namibia, auch ein gutes Roggen Vollkornbrot geben darf.
Max entdeckte die Avocado neu, welche hier übrigens am Wegesrand wachsen, indem er sie „splittete“, den kern galant mit dem Messer anschlug, herauszog, und durch die Luft wirbelte. Wir löffelten diese riesigen herrlichen Superavocados mit etwas Zitrone aus… köstlich köstlich köstlich. Hier darf man etwas mehr salzen, denn das Salz schmeckt etwas milder als das namibische Meeressalz.

Im Masindi Hotel schimpfte ich mit der Managerin, weil unter den Bäumen hunderte Mangos ungeerntet vor sich hin faulten. „But Sir, this is the Season, there is so much, we can not eat them all“. Was soll ich da noch sagen, in einem Land wo es zwar Armut, aber niemals Hungersnot geben kann. Wir planen pro Kleinvieheinheit in meiner Heimat Namibia mindestens 6 ha Weidefläche ein und leiden trotzdem unter der Dürre. In Uganda pflockt man die Ziegen einfach an, und im Radius von 5m wird das grüne Gras dann abgeweidet… ohne dass man jemals Spuren irgendwelcher Beweidung nachvollziehen kann.

Der Queen Elisabeth Park, ein Traum sag ich nur, ein Traum. Hunderte Büffel, aber viel reizvoller waren die vielen kleinen Rabenvögel, PiaPiac genannt, welche sämtliche Parasiten von den Rücken der Tiere klauben. Die schwarzen Jungvögel haben einen roten Schnabel, das kommt immer gut auf einem Foto. Hier freute ich mich auch über den Yellow-throated Longclaw, eine Piepernart mit gelbem Kleid und, wenn man alle zum zuhören zwingt und das Auto abschalten lässt, wunderbarem Gesang.

Also diese „Auto-nicht-Abschalterei“ von einigen Guides king mir tierisch auf den Keks.
Ich hielt später auch nicht mehr den Mund, denn es besteht der Aberglaube, dass es besser für den Motor wäre wenn er vor und nach einer Fahrt gute 15 min. Im Leerlauf vor sich hin die Welt verpestet. Mir fiel auch auf, dass sämtliche Touristen die ugandische Tierwelt zwar mit Pop-up Dach, aber im Leerlauf beobachten musste.
Den Satz „have you never heard of global warming?“ oder „would you like a crash-course in mechanics?“ Musste sich nur ein Guide von mir anhören, aber es lag mir ständig auf der Zunge. In meinem Alter darf man das, das Schimpfen, „wir sind ja nicht von gestern, Herr Gott nochmal“, so ich zu Max.
Da war ich zugegebenermassen extrem Dankbar, dass unsere Vero nicht „zu denen“ gehörte und immer zügig für Ruhe sorgte… und ausserdem uns viel Zeit zum geniessen der Tierwelt liess.

Löwen in großen Kandelabereuphorbien, nein es ist kein Kaktus, zu finden ist gar nicht so einfach. Die berühmten „Tree-climbing Lions“ konnten sich vor Vero nicht verstecken und wir fanden zwei Löwinnen hoch im Ge-äst ruhend, toll war das!

Es gibt Gründe, ferne Länder zu bereisen, jeder hat so seine oder ihre eigenen. Meist sind es ganz banale Dinge, auf die man neugierig ist. Ich sehe fast jeden Tag den sogenannten Reichsvogel, darf man ja nicht mehr sagen, also Rotbauchwürger, vor meinem Büro auf der Farm… im Prosopisbaum. Als ich den Papyruswürger / Papyrus Gonolek im Vogelbuch entdeckte und nur zwei kleine Unterschiede zum Rotbauchwürger sah, nämlich die gelbe Krone und etwas kleinerer weißer Fleck auf der Schulter, musste ich diesen unbedingt mal sehen. Das war eine sehr große und schwierige Aufgabe für unsere Veronicah, da dieser Würger tief im Papyrus Schilf wohnt und äusserst scheu ist. Irgendwann hörten wir ihn, nach gefühlten Stunden… und ich hatte ihn ca. 10 Sekunden im Fernglas und grad noch saß er zu einem Express-Fototermin still, dann war er für immer futsch. Danke!

Der Kob, eine Art Grasantilope, präsentierte sich wie wir es uns erhofft hatten, nämlich in ihren Paarungsgebieten, auch Leks genannt. Die Böcke mit flehmenden Oberlippen und strammen Gang hinter der Weiberschaft hinterher, wieder wat neues, prima!

Veronicah buchte uns auf eine Bootsfahrt im Kasinga Channel ein. Für Touristen, die so etwas zum ersten Mal sehen sicher toll, aber mich kann man mit Monsterkrokodilen, faulen Nilpferden und frontalen Elefanten kaum noch imponieren, vor allem nicht, wenn der Bootsführer gestern nicht geduscht hat; Vero roch es auch und musste herzhaft über meinen Gesichtsausdruck lachen.
Was ganz toll war, war eine Rötelpelikan-Beobachtung und der Blick auf den Eduardsee. Neu waren auch die Spornkiebitze am Ufer und die große Brutkolonie der Graufischer war wirklich beeindruckend.

„Hey Albert, da hinten an der Wand kleben rennende Fledermäuse, und schau Dir mal diese Echse an“. Max entdeckte auch, derweil ich einem Mönchsweber / Slender-billed Weaver, beim Nestbau zuschaute, einen jungen Nilwaran, noch gelb-schwarz, in einer Baumkrone.
An der Wand des Rangergebäudes beim Queen Elisabeth National Park sahen wir, derweil Victoria das Permit löste, die Mauritius-Grabfledermaus, auch Mauritianischer Grabflatterer, welche förmlich die Wand entlang rannte wenn man näher kam. Sowas hatte ich auch noch nie gesehen. Die Viecher hatten einen Wahnsinns-speed drauf seitlich die Wand entlang zu huschen… bis es dann doch zu brenzlich wurde und ein kurzer Flug vor den Feinden mit Teleobjektiv schützen sollte.

Wir hatten in Kibale zwei Nächte, da wir nicht wie alle Otto-Normal-Verbraucher die Schimpansen „verstehen lernen wollen“, sondern weil tief im Wald der berühmte Green-breasted Pitta, also Grünbrustpitta, lebt.
Laut klang sein Ruf! Immer wieder waren wir direkt bei dieser paradiesisch aussehenden Kreatur, doch ich sah den Vogel nur einmal kurz, sehr kurz, sitzen und 5mal fliegen, immer dunkel, immer verdeckt, dauernd Ameisen am Bein… fotografieren unmöglich! Die Schimpansen riefen plötzlich urweltlich laut scheinbar sehr in unserer Nähe. Wir sind den Rufen nachgegangen, haben die Tiere aber nicht zu Gesicht bekommen.
Im Kibale Forest camp war es ganz schön, man konnte vor allem sehr gut duschen, reiner Luxus, wenn Druck und Temperatur funktionieren. Es waren auch andere Touristen da, Deutschland lässt grüßen. Wir haben Veronicah erklärt, dass deutsche Touristen nur ungern im Urlaub auf andere deutsche Touristen stossen mögen… sie fand es amüsant.

Wir mussten als Birder, das gehört sich so, auch die Royal Mile begehen, wieder mit lokalem Guide, diesmal namens Raymond, der wieder wirklich gut war. Auf den Feldern vor dem beeindruckendem Waldstück war das birden phantastisch und wir durften etliche bunte Finkenarten, hier soll besonders das Goldbrüstchen / Zebra Waxbill erwähnt werden, bestaunen.
Innerhalb der wirklichen Royal Mile war wieder typisches Wald-birden mit schlechtem Licht angesagt. Trotzdem war es toll den kleinsten Fischer, African Dwarf Kingfisher, zu sehen, wenn auch nur extrem hoch oben in den Bäumen. Laut riefen die Babali-Hornvögel, white-thighed Hornbills von den Baumkronen und wir durften uns wieder an Ross’s Turaco freuen. Die Pracht dieser Vögel kann nicht in Worte gefasst werden, muß man halt selber hin und selber sehen.

Das Masindi Hotel ist das älteste Hotel Ugandas. Vero wollte uns mit der Aussage imponieren, aber leider kannte die liebe Veronicah meinen zynischen Humor nicht und als ich fragte, ob denn zwischenzeitlich renoviert wurde, schaltete sie auf Verteidigungsmodus… dauert also noch etwas, das Kennenlernen, dachte ich still.
Mir gefiel die Crew dieses Hotels, alles sehr nette Leute, auch wenn die keinen Kaffee kochen können, aber „Personality goes a long way“. Leider verstand keiner im Auto diese Aussage und ich fing verzweifelt an über den Filmdialog im Meisterfilm Pulp Fiction zu erzählen… aber das hätte ich mir sparen können und das birden ging weiter.

Da ich auf der letzten Lodge in Kibale, übrigens eine phantastisch schöne bewaldete Kraterlandschaft unterwegs, Wäsche hab waschen lassen, musste ich diese im Masindi-Hotel-Hinterhof-Wäscheraum-eine-Unordnung-haste-nich-gesehen wiederum aufhängen, da diese noch patschnass war. Yep, genau! Das war nämlich so: Ich habe extra auf eine Lodge mit zwei Übernachtungen gewartet, damit genügend Zeit ist, meine wald-verdreckte Wäsche zu waschen.
Ich bekam diese dann am Abreisetag in einer Plastiktüte überreicht, da alles noch triefte. „Sorry, it was raining and the dry-line is outside“. Mir fehlten die Worte!
Der nette, sehr mächtige und sehr dunkle Concierge des Masindi Hotels, Fred, der mich übrigens stark an BA-Barracus von der amerikanischen Serie „A-Team“ erinnerte, wurde bald mein Freund, wir waren auf Augenhöhe, gleich von Anfang an.
Seine Worte:“Ah, they are useless, they know nothing, give me your washing for me to do some work on them, I hope you don’t mind, trust me“.
Ich bekam meine Wäsche bald säuberlich gebügelt und trocken von einem schwarzen Hünen überreicht und freute mich an dieser Begegnung. Fred mein Freund!

Murchison Falls National Park. Der weiße Nil verjüngt sich auf wenige Meter und imponiert mit relativ sehenswertem Getöse die „Falls“ hinunter. Muß man gesehen haben, reicht dann auch. Wir sind dann, nachdem uns stolz die Halsband-Brachschwalben / Rock Pratincoles auf den Felsen der Murchison falls präsentiert wurden, mit einem Boot auch von unten hoch an die Fälle gefahren. Leider konnten Max und ich nicht die erwartete Begeisterung aufbringen, zumal es auf der Rückfahrt so stürmisch regnete, dass unser Boot am gegenüberliegenden Ufer auf bessere Zeiten wartete und erst nach dem Sturm den Nil überqueren konnte… wir zwischenzeitlich komplett nass und verkrampft.

Der Park ist jedoch sehr sehenswert und definitiv ein Aushängeschild Ugandas.
Ich liebte die zig-tausenden Borassus Palmen, welche ein phantastisches Landschaftsbild darboten. Nördliche Hornraben / Abyssinian Ground Hornbills sassen in den Palmen, ach so sehr hatte ich mich auf diese Vögel gefreut und nun waren sie endlich vor mir, und dann auch noch in solch schmucker Landschaft, herrlich!
Ganz besonders freute ich mich über die Sichtung einer Glattrand-Gelenkschildkröte, im englischen Bell’s Hinged Tortoise, welche sich über die Asphaltstrasse, übrigens die einzige im Park, relativ zügig auf die andere Seite mühte.
Absolut märchenhaft kitschig ist die Färbung der Nubian Giraffe und die Fotos sahen wegen der extremen Kontraste alle komplett gesättigt und unrealistisch bunt aus, absolutes Bilderbuchafrika, ohne Zweifel. Mich wunderte und freute die regelmässigen Begegnungen mit Graufalken, Palmgeier und Schopfadler, beides in anderen Teilen Afrikas eher seltenere Sichtungen.
Es gibt wohl Touristen, die wegen der verschiedenen Affen nach Uganda reisen, das kann ich gut verstehen, denn es gibt hier eine ganze Reihe der unterhaltsamen Wesen. Im Murchison Park haben wir uns nebst Lerchenbestimmung, hier klappert die Baumklapperlerche in der Tat unaufhörlich, von Husarenaffen unterhalten lassen.

Diese Flötenakazien überall am Wegesrand sind auch der Hammer, denn hier leben Ameisen in den blasenartigen Kammern an der Dornbasis. Die Ameisen sind für äsende Tiere unangenehm und diese schützen damit den Baum, zur Belohnung gibt es für die Ameisen eine Kleinwohnung mit Ein- und Ausgang, eine Symbiose also. Pfeift der Wind durchs Geäst, ertönt wegen der Löcher in den Kammern ein deutliches Flöten, daher auch der Name Flötenakazie oder Whistling Thorn.

In Namibia soll es nahe des Kwando Oribi Antilopen geben… ich habe sie dort immer vergeblich gesucht und freute mich sehr, in Uganda diese Tiere beobachten zu können. Dass es so wahnsinnig viele werden würden, hätte ich nicht gedacht. Veronicah seufzte schon geduldig, als sie nach dem so-und-so-vielsten Oribi für einen Fotostop halten durfte.

Der Weg in den hohen Norden in das Kidepo Valley ist weit, sehr weit, man fährt den ganzen Tag. Als Veronicah uns flüsterte, dass der Rückweg noch länger wird, dämmerte uns warum wir hier drei Nächte bleiben sollten. Das Kidepo Valley liegt weit entfernt der üblichen Touristenstrecke und wir hatten ein echtes Stück Afrika ungestört für uns allein… fast, es waren noch drei weitere kleine Gruppen auf der Kidepo Savannah Lodge, aber von denen haben wir kaum was mitbekommen.
Zacharias, ein lokaler Guide / Warden / Ranger war ständig an unserer Seite, mit seiner AK-47. Er gehörte dem nördlichen Stamm der Karamojong an, eine deutlich längere, schwärzere und sehr ernsthafte Menschenversion, wenn man denn so sagen darf. Zacharias und ich kamen gut klar, er war auch nicht von gestern wie man so schön zu sagen pflegt und hatte keine Zeit für Plänkeleien. Sein Einsatz uns verschiedenste Seltenheiten zu zeigen musste von mir gezügelt werden, sonst wären wir jetzt noch unterwegs.
Die Weißbauchtrappe löste in mir große Gefühle aus. Es gibt sie zwar auch in Namibia, dort ganz oben im Ovamboland, ich hatte sie jedoch noch nie sehen dürfen. Erst blieb das Tier weit verdeckt, reagierte dann aber auf unser „Tape“ (man spielt gern die Rufe ab, damit Vögel näher kommen – nicht ganz ethisch, aber da brauch man nicht so kleinlich sein, solange man vernünftig damit umgeht) und kam zum Fototermin… wenn auch etwas verspätet.
Extrem beeindruckend war die Schau auf dem Granithügel, wo Rotbauchschmätzer / Mocking Cliff Chat emsig ihr Gebiet bekannt gaben… das Mädel hatte während der Vorführung des Mannes, welcher seinen Stoß fächerte und sang, eine kleine Beere im Schnabel, sehr niedlich.
Früh am Morgen ließ sich eine Savannenralle gut sehen und wir sahen neben hunderten von Büffeln, Grasantilopen, Zebras und Oribi extrem viele „gute“ Vögel. Der Engländer nennt seltene und beachtenswerte Vogelarten „good birds“, daher kommt das, gute Ausdrücke werden gern übernommen.
Direkt am Camp konnte ich herrlich die grünen Waalietauben / Bruce’s Green-Pigeon fotografieren und es tat gut, statt Graulärmvögel mal eine schöne Version, die Weißbauch-Lärmvogel, im Fernglas zu haben, I love this place.
Die Vogelliste füllte sich ständig und wir hatten 400+ Arten verzeichnet, als Zacharias immer wieder mit Spezialitäten aufwartete und sogar eine, er hatte uns mittlerweile ins Herz geschlossen, kleine Walking Safari mit uns machte. „Bending the rules a bit“ sagte er, aber er war hier eh der Meister. Zuerst zögerte ich etwas beim Aussteigen, da eine Gruppe Büffel direkt am Auto stand und zwei Bullen sehr deutlich ihren Frust unserer Anwesenheit wegen, anhand kurzer Angriffsspurts, ausdrückten. Zacharias stieg einfach aus und ging auf sie zu… plötzlich galoppierten alle davon und auch ich wurde gern mutig.
Der Grund der „Walking Safari“ war, eine Gruppe Geier an einem Büffelkadaver zu beobachten. Das war, abgesehen vom Geruch, auch eine eindrucksvolle Sache, immer wieder gern.
Der white-headed Buffalo Weaver heisst Starweber auf Deutsch. Ich denke mal, dass dieser Vogel hier besondere Erwähnung verdient. Starweber leben schon fast an der Grenze zum Sudan und sind äussert hübsch und ausserdem sehr aktive Theaterspieler. Flügel auf, Schwanz gefächert, lautes Getöse, ein ewiges hin und her, alles für die Damenwelt… say no more.

Auf dem langen Rückweg trafen wir auf eine gigantische Kolonie Palmenflughunde. Ich wollte immer unbedingt nach Zambia zur „Bat-migration“, aber dieser Wunsch ist überfällig, denn die tausenden Palmenflughunde in Uganda reichten mir völlig aus. Dieser Lärm, diese Gesichtsausdrücke, dieses Gewusel und Aneinander-geklammer. Immer wieder bildeten sich kleine Grüppchen, die möglichst aufeinander statt nebeneinander hängen wollten. Kam dann etwas Wind auf, übrigens eine Erleichterung in der Hitze, flogen alle wie auf Kommando einen kurzen Bogen, nur um sich dann wieder zu setzen und aneinander zu klammern, zu hängen, zu flattern, zu schnattern. Flughund ist ein cooler Ausdruck, denn schaut man im Fernglas genau hin, wird man wie von einem Hund, die Köpfe ähneln sich verblüffend, direkt angeschaut. Lieb sind die, richtig lieb!

Der Rückweg nach Entebbe war Fahrtag, mehr kann man dazu nicht sagen. Bei Kampala, der Hauptstadt Ugandas, wurde die Bevölkerungsdichte ermüdend zum Verkehrsproblem. Ruhig und relaxed bugsierte Veronicah sich durch Unmengen verschiedenster Fahrzeuge und Motorräder. Mir viel auf, dass Ampeln nur als Anhaltspunkt dienen sollten und keineswegs zu ernst genommen werden dürfen. Es wäre kein Problem bei rot einfach zu fahren, da ofensichtlich noch etwas Platz auf der Kreuzung ist. Zebrastreifen sind reine Zierde, hier wird gefahren, nicht gehalten. Helm wenigstens auf der Autobahn? Nur für alte und ängstliche, die restlichen 90% haben für solch einen Unfug keinen Sinn und ausserdem sind die Dinger ungemütlich. Überholen tut man nur, wenn auf der Gegenfahrbahn ganz sicher Verkehr kommt, denn die können einen dann ja sehen und dann ausweichen… gefährlich ist eine freie Gegenfahrbahn, wo evtl. jemand dann „zu schnell“ von vorn kommt.
Dankbar, dass die gute Veronicah am Steuer saß, lehnte ich mich zurück und amüsierte mich mit Strassenrand-Kino.

Gedanklich war ich, nicht wie viele denken würden bei ornithologischen Seltenheiten, sondern bei den Täubchen, den Wood-Doves. Ganz ausser ihrer sonstigen Verbreitung entdeckten wir vor meiner Abreise nach Uganda ein Bronzeflecktäubchen / Emerald-spotted Wood-Dove auf unserer Farm Nomtsas in Namibia. Diese sah ich in Uganda wieder und hörte sie auch mit Vergnügen. Ich sah jedoch zuzüglich auch das Stahlflecktäubchen / Blue-spotted Wood Dove, das Erzflecktäubchen / Black-billed Wood-Dove und zur Krönung auch das Tamburintäubchen / Tambourine dove. Ich mag sowas, sehr!

Der Rückflug ist mit viel Stress verbunden, das kann jedoch subjektiv bewertet werden, da ich eine persönliche Abneigung zu Menschenmengen mit wenig Bewegungsfreiheit und langen Reihen habe. Man darf nicht vergessen, eine große Portion Geduld und Toleranz im Koffer zu haben, wenn man im tiefen Afrika unterwegs ist. Ich genoß eine Erziehung, wo Rücksicht auf andere genommen wird. Sich zu waschen, bevor man sich zwischen andere Menschen begibt, vor allem wenn man einen Flieger besteigt, gehört zu dieser Rücksicht dazu. So fällt es mir schwer, tolerant zu bleiben, wenn andere es nicht tun. Besonders gut gelaunt bin ich also deswegen in diesen An- und Abflugssituationen nicht! Der arme Max versuchte mich noch mit Sätzen wie “Das war ein toller Urlaub“ aus der Laune zu ziehen, aber nach einer kurzen Umarmung wollte ich ihn mit meiner Visage nicht mehr strafen und ging.

Hier möchte ich ausdrücklich betonen, dass es wenige Menschen gibt, mit denen man wochen-lang reisen kann ohne sich gegenseitig auf den Sack zu gehen…solch einer ist Max! wohin also als nächstes? Madagaskar?

Das hohe Menschenaufkommen, die dürftigen und langwierigen Sicherheits-checks, das lange Warten in Reihen, wo sich jeder zweite nicht gewaschen hat, das ist in Frankfurt zwar oft auch so, aber in Uganda nochmals eine größere Probe der Geduld. Aber wie die Engländer so schön sagen: „You can’t have you cake and eat it“!

Faktencheck Flugbuchungen:

Hier möchte ich mich wieder einmal für die perfekte Organisation der Flüge und Buchungen der Unterkunft während der Zwischenlandungen bei Natalie Hirt von Passage Reisen bedanken. Es ist definitiv ratsam, solch Fluglogistik lieber ein kompetentes Reisebüro zu buchen.

Zu guter letzt möchte ich erwähnen, dass wir den Yellow-throated Leaflove in Entebbe wunderbar sichten und fotografieren durften. Sehr deutlich formulierte ich, wie wichtig mir diese Beobachtung war, denn dieser Vogel sei der Namensgeber des kleinsten, jedoch besten Safari Unternehmen Afrikas! Victoria nickte mit einem ernsten Lächeln… so muß das sein!

Welch toller Urlaub, Uganda ist ein echtes Juwel und ein gutes Ziel für alle, die etwas erleben wollen. Im Juli 2024 findet eine weitere Reise statt… Lust? dann HIER clicken 🙂

Euer Albert

Hier finden Sie alle Bilder zu dieser Reise:

Ground Operator for Leaflove Safari cc:

Avian Safaris Uganda

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